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Montag, 21. Mai 2012

Feigling

Ich war Heute wieder in dem neuen Bistro.
Ich mußte sie unbedingt wiedersehen. In der letzten Nacht habe ich kaum geschlafen. Immer wieder sah ich ihr Gesicht vor mir. Ihr wunderschönes Lächeln, ihr langes blondes Haar, ihre stahlblauen Augen.
Bei der Arbeit konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren.
Gott sei Dank hatten wir Heute den ganzen Tag eine Teambesprechung, da konnte ich meine Gedanken schweifen lassen.
Aber endlich war es so weit. Feierabend. Ich nahm meine Jeansjacke, hing mir meine Tasche um und lief fast aus dem Büro.
Einige meiner Arbeitskolleginnen wollten auf einen Drink mit mir in die Stadt, aber ich dankte freundlich ab. Nein, der Abend sollte nur ihr gehören.
Ich war so voller Erwartung, konnte es kaum erwarten sie zu sehen. Ich stieg in die U-Bahn. 5 Stationen mußte ich fahren. Meine Ungeduld wurde immer größer, gleichzeitig stieg aber auch ein Gefühl in mir hoch, ein Gefühl der Unsicherheit. Hoffentlich arbeitet sie Heute auch, hoffentlich nimmt sie mich überhaupt wahr.
Meine Hände waren schweißnass.
Endlich, die letzte Haltestation. Ich stürmte förmlich aus dem Waggon, reihte mich in die Menschenmenge ein und lief, so schnell es eben ging, die Treppe hinauf.
Nur noch zwei Häuserblocks, und schon stand ich vor dem neuen Bistro "Lucky".
Ich blieb einen Moment draußen vor der Tür stehen um Luft zu holen. Ich versuchte schon einen Blick auf sie zu erhaschen, doch ich sah sie nicht. Ich bekam einen Schreck. Vielleicht hatte sie Heute frei.
Ich atmete einmal tief durch und betrat dann das Lokal und ließ meinen Blick in die Runde schweifen.
NICHTS. Sie war nirgends zu sehen. Ich konnte es nicht fassen.
"Keine Panik, Sandy. Sie ist vielleicht im Büro oder im Keller um Nachschub zu holen", sagte ich zu mir.
Hinter der Theke stand Heute eine andere Frau. Ich setzte mich auf einen Hocker und winkte sie zu mir herüber.
"Was darf es sein?", fragte sie mich freundlich und ich bestellte einen Milchkaffee.
Nach einigen Minuten stellte sie das gewünschte vor mir auf die Theke. Sie lächelte mich an und fragte mich: "Darf es sonst noch etwas sein?" Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie mir zuzwinkerte.
"Nein, danke, im Augenblick nicht."
Ich nippte an meinem Kaffee und lies meinen Blick immer wieder durch das Lokal schweifen.
Nach ca. 30 Minuten war sie immer noch nicht aufgetaucht. Da stand die nette Bedienung wieder vor mir: "Entschuldige bitte, aber ich habe den Eindruck, dass du etwas oder jemanden suchst?"
Ein paar Sekunden überlegte ich, doch dann entschied ich mich dagegen, sie nach ihrer Kollegin zu fragen.
"Ähm, nein, ich staune nur, was aus den alten Räumen noch rausgeholt werden konnte. Das hätte ich nicht gedacht."
"Ja, ist echt toll geworden. Bist du das erste Mal hier?"
"Nein, ich war Gestern schon einmal hier, nach Feierabend. Da war deine Kollegin hier."
"Ja, Gestern hatte ich frei, da hat Nadine mich vertreten."
Ich schluckte. NADINE! Was für ein wundervoller Name.
"Ja, stimmt, ist sie Heute nicht da?"
"Doch, sie ist nur zum Großhandel um einige Besorgungen zu machen."
"Ach so."
Ich versuchte so uninteressiert wie möglich zu wirken, aber sie hatte mich schon durchschaut.
"Kennst du Nadine näher?"
"Nein, nein, ich habe sie gestern zum ersten Mal gesehen." Mein Gott, ich wurde ja rot, das war mir ja schon ewig nicht mehr passiert. Ich schaute weg und hoffte, dass sie es nicht bemerken würde.
In diesem Moment kam eine Gruppe von jungen Männern an die Theke um zu bezahlen. Sie schaute mich an, kniff mir ein Auge zu und drehte sich dann von mir weg.
Ich war unentschlossen, was ich tun sollte. Sollte ich warten oder einfach gehen. Offensichtlich hatte Nadine's Kollegin ein Auge auf mich geworfen.
Ich entschloß mich nach Hause zu gehen.
Enttäuscht, allein und sauer auf mich selbst bestieg ich wieder die U-Bahn und fuhr nach Hause.
Morgen ist auch noch ein Tag. Aber heute Nacht werde ich wieder nicht schlafen können.
Wie dumm von mir.
 


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