Ich
hatte es mir gerade mit einem Glas Rotwein auf meinem Balkon gemütlich gemacht,
als mein Notebook, das auf einem kleinen Beistelltisch in der Ecke stand, ein
geräuschvolles „Ping“ von sich gab. Mein Herz schlug etwas schneller. Hoffentlich ist es eine Nachricht von Mel, dachte
ich und öffnete mein eMail Programm. Und tatsächlich, die Nachricht kam von
ihr.
Ich
musste schlucken und las voller Erwartung die paar Zeilen.
Hallo Sandy,
wie ist es Dir
in den letzten Tagen ergangen? Ich hatte sehr viel Stress bei
der Arbeit und
kann mich deshalb erst jetzt melden.
Aber ich hatte
viel Zeit über unseren Kontakt nachzudenken und ich muss
sagen, der
Austausch mit dir tut mir sehr gut. Endlich habe ich jemanden
gefunden, der
so wie ich empfindet. Und obwohl ich Dich nicht persönlich
kenne, habe
ich das Gefühl einer gewissen Vertrautheit.
Ich hoffe, das
schockt dich jetzt nicht. Du hast mir sehr deutlich
geschrieben,
dass du keine Beziehung möchtest und das kann ich
auch
akzeptieren. Ich wünsche mir, dass wir noch viele Gedanken
austauschen
können.
Und vielleicht
lernen wir uns irgendwann ja auch mal persönlich
kennen.
Ich wünsche
dir eine schöne Zeit und freue mich schon sehr auf Deine
Antwort.
p.s. Ich
schicke dir mal etwas mit
Liebe Grüße
Mel
Ich
lehnte mich zurück und ließ die Worte nachwirken. An meinem
Rotwein nippend musste ich lächeln. Wenn Mel wüsste. Ich freute mich
mittlerweile so sehr auf ihre Nachrichten, das grenzte schon an Zuneigung.
Verrückt, da ich diese Frau überhaupt nicht kannte.
Seit
einigen Monaten schrieb ich an einem Blog über romantische Beziehungen zwischen
Frauen. Ich selbst fühlte mich zu Frauen hingezogen, obwohl ich noch nie mit
einer Frau intim war. Ja, mal ein freundschaftliches Küsschen, aber mehr war da
nie. Sex mit Männern hatte mir nie viel gegeben. Ich blieb meistens
unbefriedigt, aber die Schuld suchte ich größtenteils bei mir. Jetzt, nach
einigen Jahren Erfahrung und einige Beziehungen später, glaubte ich zu wissen,
warum ich nie Erfüllung in der Beziehung mit einem Mann fand. Ich konnte
Männern ein super Kumpel oder Freund sein, aber sexuell hatte ich kein
Interesse mehr an ihnen. Allerdings traute ich mich auch nicht, den
entscheidenden Schritt zu einer Frau zu wagen. Sei es aus Mangel an
Gelegenheit, sei es aus Angst nicht verstanden oder gemobbt zu werden.
Da
ich mich also niemandem anvertrauen konnte, nicht einmal meiner angeblich besten
Freundin, beschloss ich, einen Blog zu schreiben.
Ich
fing an Geschichten zu erfinden, romantische Geschichten über Liebesbeziehungen
zwischen Frauen.
Zunächst
las kaum jemand meine Zeilen. Doch mit der Zeit kamen immer mehr Leser dazu.
Doch ich hätte gern mehr Feedback zu meinen Geschichten gehabt, leider blieb
dieser fast gänzlich aus. Dann, eines Tages, bekam ich eine nette Mail von Mel.
Sie
schrieb mir, dass sie sich genau wie ich, zu Frauen hingezogen fühle. Wir
schrieben einige Male hin und her. Manchmal konnte ich es kaum erwarten
ihre Antwort zu lesen. Jeden Tag schaute ich mehrmals in meinen Posteingang und
freute mich jedes Mal tierisch, wenn eine Nachricht von ihr eingetroffen war.
Zuerst schrieben wir nur sehr allgemein, niemand wollte verraten, wer er
wirklich war.
Doch
mit der Zeit wurden die Nachrichten immer persönlicher. Ja, man könnte sagen,
wir bauten uns ganz langsam eine Mail-Beziehung auf.
Bis
heute. Heute hatte sie mich überrascht. Der Anhang war ein Foto von ihr.
Ja,
da saß ich nun. Meine Hand mit dem Glas Rotwein war in der Luft eingefroren
denn ich starrte auf ihr Foto, das ich gerade geöffnet hatte. Sie hatte sich
zwar schon in einigen Mails beschrieben, doch was ich da sah, überstieg meine
tollsten Vorstellungen. Auf dem Foto lächelte mich eine attraktive junge Frau
mit blonden kurzen Haaren an. Ihre blaugrauen Augen strahlten eine Wärme aus,
die mich sofort in ihren Bann zogen. Sie hatte eine schlanke Figur, obwohl ich
nur den Oberkörper sehen konnte, und eine blonde Strähne ihrer ansonsten kurz
geschnittenen Haare viel ihr keck in die Stirn.
Langsam
ließ ich meinen Arm sinken. Diese Frau hatte etwas. Auch das, was sie schrieb
hatte Hand und Fuß. Ich tauschte mich gern mit ihr aus.
Ich
nahm mir eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Tief zog ich den
Rauch in meine Lungen. Verdammtes Laster, irgendwann wollte ich auch mal damit
aufhören. Aber nicht Heute.
Mir
schossen wirre Gedanken durch den Kopf.
Verdammt, es kann doch nicht sein,
dass ich Gefühle für Mel entwickle? Für jemanden, den ich nicht einmal
gesprochen, geschweige denn, gesehen habe.
Außerdem werde ich keine Gefühle
investieren. Das habe ich mir geschworen. Kein Beziehungsstress, keine
Eifersüchteleien, keine Sorgen: Was wohl der/die Andere gerade macht.
Ich
schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Jetzt bleib mal auf dem Teppich.
Deine Hormone gehen wohl mit dir durch“,
sagte
ich zu mir und nahm einen großen Schluck Rotwein und einen weiteren Zug von
meiner Zigarette.
In
Gedanken versunken schaute ich von meinem Balkon auf die Skyline der Stadt
hinunter. Ich hatte wohl einige Zeit so gesessen, denn plötzlich bemerkte ich,
dass es zu dämmern begann. Da es Sommer war, war es immer noch angenehm warm.
Ich nahm noch einen Schluck Wein und tippte dann eine Nachricht an Mel in den
Computer.
Hallo Mel,
ich habe mich
sehr gefreut von dir zu lesen. Ja, mir geht es genauso. Endlich jemanden zu
haben, mit dem man seine Gedanken teilen kann, ist sehr schön.
Ich freue mich
sehr über das Foto, das Du mir geschickt hast.
Ist aber auch
sehr mutig von Dir. Da wir uns nicht kennen. Aber keine Angst, ich werde es
sorgsam aufbewahren. Wir hüten ja beide das gleiche Geheimnis.
Allerdings
hast du mich dadurch auch in Zugzwang gebracht. Ich möchte dir natürlich auch
ein Foto von mir schicken und habe eines ausgesucht, das im letzten Jahr bei
einer Vernissage aufgenommen wurde. Ich hoffe das ist ok für dich.
Ich wünsche
dir noch eine schöne Zeit und bin schon gespannt auf Deine Antwort.
LG Sandy
Das
musste reichen, mehr Gefühl konnte und wollte ich nicht zeigen. Warum auch? Ich
kannte diese Frau ja gar nicht. Aber warum ,verdammt noch mal, musste ich dann
immerzu an sie denken?
Wir schrieben uns nun schon seit sieben Monaten. Mehr oder weniger regelmäßig. Unsere "Mail-Beziehung" hatte Höhen und Tiefen. Mal verstand ich etwas falsch, mal sie. Mal war die eine pikiert, mal die andere. Aber irgendwie schafften wir es, wie im richtigen Leben, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Obwohl ich manchmal schon Zweifel an der Aufrichtigkeit oder den Absichten von Mel bekam. Mehrmals nahmen wir Anlauf zu telefonieren. Aber meißtens kniff ich dann wieder. Entweder flüchtete ich mich in Ausreden oder es kam wirklich etwas dzwischen. Oder ich hatte einfach keine Lust zu quatschen.
Aber Mel gab nicht auf. Gott sei Dank muss ich heute gestehen. Wir haben endlich diesen Schritt gewagt. Wir wissen schon so viel voneinander. Sie weiß mehr von mir, als alle Personen die ich kenne. Also nahm ich mir am letzten Wochenende ein Herz und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte zu telefonieren. Sie sagte mit Freuden zu und am Abend war es dann endlich so weit. Ich war nicht wirklich aufgeregt, nur sehr neugierig auf diese mir doch eigentlich fremde Person. Das Telefon klingelte, ich meldete mich und am anderen Ende hörte ich Mel's aufgeregte Stimme. Ich mußte unwillkürlich lächeln.
"Irgendwie süß", dachte ich. Und dann quatschten wir zwei Stunden lang über Gott und die Welt. Am Anfang war es noch etwas holprig, aber dann wurde auch Mel locker und wir lachten viel.
Am Ende des Gespräches fragte sie mich: "Telefonieren wir wieder?" Ich neckte sie: "Was!? Nochmal? Auf gar keinen Fall!" Ich lachte. "Natürlich telefonieren wir wieder. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit dir zu quatschen." Mel schien erleichtert. Gut, gewisser Humor kommt halt nicht immer so rüber, wie er sollte, wenn man sich nicht wirklich kennt. Aber ich denke, sie hat mich schon verstanden.
Als wir aufgelegt hatten, fühlte ich mich irgendwie so leicht. Keine Ahnung was das war. Das Gespräch war sehr gut gelaufen und trotzdem hatten wir noch genug Gesprächsstoff für die nächsten Telefonate übrig gelassen. Und ich hatte noch so viele Fragen und konnte spüren, dass es ihr genauso ging.
Eigentlich wollte ich ja nie mehr ein ernstes Gefühl zulassen. Eigentlich.........
Wir schrieben uns nun schon seit sieben Monaten. Mehr oder weniger regelmäßig. Unsere "Mail-Beziehung" hatte Höhen und Tiefen. Mal verstand ich etwas falsch, mal sie. Mal war die eine pikiert, mal die andere. Aber irgendwie schafften wir es, wie im richtigen Leben, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Obwohl ich manchmal schon Zweifel an der Aufrichtigkeit oder den Absichten von Mel bekam. Mehrmals nahmen wir Anlauf zu telefonieren. Aber meißtens kniff ich dann wieder. Entweder flüchtete ich mich in Ausreden oder es kam wirklich etwas dzwischen. Oder ich hatte einfach keine Lust zu quatschen.
Aber Mel gab nicht auf. Gott sei Dank muss ich heute gestehen. Wir haben endlich diesen Schritt gewagt. Wir wissen schon so viel voneinander. Sie weiß mehr von mir, als alle Personen die ich kenne. Also nahm ich mir am letzten Wochenende ein Herz und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte zu telefonieren. Sie sagte mit Freuden zu und am Abend war es dann endlich so weit. Ich war nicht wirklich aufgeregt, nur sehr neugierig auf diese mir doch eigentlich fremde Person. Das Telefon klingelte, ich meldete mich und am anderen Ende hörte ich Mel's aufgeregte Stimme. Ich mußte unwillkürlich lächeln.
"Irgendwie süß", dachte ich. Und dann quatschten wir zwei Stunden lang über Gott und die Welt. Am Anfang war es noch etwas holprig, aber dann wurde auch Mel locker und wir lachten viel.
Am Ende des Gespräches fragte sie mich: "Telefonieren wir wieder?" Ich neckte sie: "Was!? Nochmal? Auf gar keinen Fall!" Ich lachte. "Natürlich telefonieren wir wieder. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit dir zu quatschen." Mel schien erleichtert. Gut, gewisser Humor kommt halt nicht immer so rüber, wie er sollte, wenn man sich nicht wirklich kennt. Aber ich denke, sie hat mich schon verstanden.
Als wir aufgelegt hatten, fühlte ich mich irgendwie so leicht. Keine Ahnung was das war. Das Gespräch war sehr gut gelaufen und trotzdem hatten wir noch genug Gesprächsstoff für die nächsten Telefonate übrig gelassen. Und ich hatte noch so viele Fragen und konnte spüren, dass es ihr genauso ging.
Eigentlich wollte ich ja nie mehr ein ernstes Gefühl zulassen. Eigentlich.........
Fortsetzung folgt…….