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Ich versuchs mal als Roman



Kapitel 1
 Der Tag vor dem Tag an dem du in mein Leben kamst

Wie jeden Tag verließ ich das Haus gegen acht Uhr morgens um den Zug zur Arbeit zu erwischen.
Noch nicht ganz wach, versucht ich mich auf die Lektüre der Tageszeitung zu konzentrieren.
Der Leitartikel schaffte es dann, mich zu fesseln. Eine bekannte Fernsehschauspielerin hatte sich als lesbisch geoutet, und dass war der Medienwelt sogar eine Schlagzeile wert.
Wie jeden Morgen war ich gegen neun Uhr an meinem Arbeitsplatz in der Werbeagentur und besorgte mir die erste Tasse Kaffee. Gähnend stand ich am Kaffeeautomaten und lauschte den Berichten Jenny's, die von ihrem Sexabenteuer am gestrigen Abend berichtete. Da sie nichts wirklich Neues von sich gab, drehte ich mich gelangweilt um und ging wieder in mein Büro, wo ich meine E-Mails durchsah und die Unterschriftenmappe für meinen Chef vorbereitete.
Wie jeden Tag ging ich gegen ein Uhr zum Lunch in das kleine Bistro um die Ecke. Dort traf ich dann, wie jeden Tag, auf die gleichen Gesichter. Ich setzte mich wie immer allein an die Theke und bestellte einen Salat und einen Espresso. Die Kellnerin versuchte Konversation mit mir zu machen und erzählte mir, dass sie ab Morgen Verstärkung hätte. Sie bekäme eine Kollegin, damit sie auch mal frei machen könne. Während ich ihr zuhörte steckte ich mir eine Zigarette an, die siebte an diesem Tag und niemand bemerkte wie es in mir aussah, nicht einmal ich selbst.
Als ich das Bistro verließ begann es zu regnen, am Tag vor dem Tag an dem du in mein Leben kamst.
Ohne wirklich bei der Sache zu sein ließ ich den Arbeitstag dann wie immer über mich ergehen  und niemand bekam etwas von meiner Traurigkeit mit, ich kann mich gut verstellen.
So gegen fünf Uhr dreißig fuhr ich dann wie immer mit dem Zug nach Hause. Die gleiche Route, jeden Tag, von Montags bis Freitags, seit ich die Schule beendet hatte. Ich beobachtete die Menschen im Zug, ohne wirklich etwas wahr zu nehmen. Mein Kopf war leer, kein Gedanke, nichts. Nur der große Wunsch, jemand würde zu Hause auf mich warten, mich zärtlich begrüßen und mir die Stärke für einen neuen Tag geben.
Doch ich funktionierte, ich ging zur Arbeit, traf mich hin und wieder mit Freunden und dachte nicht viel darüber nach, am Tag bevor du in mein Leben kamst.
So um acht Uhr ging ich zum Italiener an der Ecke, um mir wie fast jeden Abend etwas zu Essen zu holen. Gian Marco war so freundlich wie immer zu mir, ich glaube wirklich, dass er mich mag. Doch auch er schaffte es nicht, mich aus meiner Lethargie herauszuholen. Ich nahm mein Essen mit nach Hause, setzte mich vor die Glotze und schaute mir die xte Wiederholung von Desperate Housewifes an. Ich glaub es gibt keine Folge, die ich nicht gesehen hatte.
Um halb elf ging ich dann ins Bett, wie schon so oft allein, las noch etwas, um dann gegen elf Uhr das Licht zu löschen. Ich habe mich in die Kissen gekuschelt und dem Regen gelauscht der auf das Dach prasselte, am Tag vor dem Tag an dem du in mein Leben kamst.



Terminplan: Tag 0
 
06:30 Uhr:  aufstehen
08:00 Uhr:  Haus verlassen
08:28 Uhr:   Zug besteigen
09:00 Uhr:  erste Tasse Kaffee im Büro
13:00 Uhr:   Lunch im Bistro
17:30 Uhr:   Zug nach Hause
20:00 Uhr:  Essen im San Marino abholen
22:30 Uhr:   ins Bett, lesen
23:00 Uhr:   schlafen


Der Tag an dem du in mein Leben kamst

Aufstehen wie immer, duschen, Zähne putzen und ein schnelles Frühstück.
Wie jeden Morgen gegen acht Uhr das Haus verlassen um den Zug zu erreichen. Es regnete noch immer. Aber es störte mich nicht. Es war mir egal.
Auch an diesem Tag las ich die Tageszeitung, aber ich finde nichts Spannendes. Ich hing wieder meinen Gedanken nach. Die selben Gesichter wie jeden Morgen. Menschen mit Träumen und Sehnsüchten, Fehlern und Wünschen. Menschen die, genau wie ich, jeden Morgen den selben Weg nahmen und Abends wieder zurück, in ihre vermeintlich heile Welt. Wieder lag ein Tag mit seiner stupiden Routine vor mir. Ich mochte meinen Job, aber etwas fehlte in meinem Leben. Etwas Wärme, Verständnis, Abwechslung. Deshalb erlaubte ich mir auch nicht darüber nachzudenken. Jedenfalls nicht in diese Richtung. Und meine Gefühle dahingehend hatte ich auch ausgeschaltet. Liebe wollte ich nicht, die tat nur weh. Nie wieder wollte ich dieses Gefühl erleben. Aber irgendetwas war anders an dem Tag, an dem du in mein Leben kamst.
Mit dem Zug angekommen, reihte ich mich in den Strom der Menschen ein die zur Arbeit hetzten. Wie ein dressierter Hund. 
Jenny erwartete mich schon am Kaffeeautomaten, da sie niemand anderen hatte, der sich ihre Eskapaden anhören wollte. Ich lächelte, nippte an meinem Kaffee und hörte nicht wirklich was sie sagte.
Dann saß ich wie jeden Tag am Schreibtisch und bearbeitete meine Memos und eMails.
Mein Chef betrat das Büro und sagte mir wie toll er meine Anmerkungen zu einem Werbetext fand.
Eigentlich müsste ich mich freuen, aber es ist mir egal. Doch ich lasse mir nichts anmerken. Niemand sollte wissen, wie es wirklich in mir aussah.
Dann wie jeden Tag gegen dreizehn Uhr ins Bistro. Ich saß an der Theke, ließ mir meinen Salat schmecken und rauchte meine dritte Zigarette. Die selben Gesichter, die gleichen Geräusche wie jeden Tag. Aber niemand merkte wie es in mir aussah. Ich kann mich eben gut verstellen.
Claudia, die Frau hinter der Theke, erzählte mir, dass ihre neue Kollegin zu spät sei. Sie hätte schon vor zehn Minuten anfangen müssen. Nicht mal angerufen hätte sie. Auf niemanden sei eben mehr Verlass.
"Nicht gerade ein guter Start," sagte sie gerade. Ich lächelte, zuckte zustimmend mit den Schultern, aber in Wahrheit war es mir egal, doch irgendetwas war anders, am Tag an dem du in mein Leben kamst.
Ich müsste gehen, meine Pause war vorbei. Als ich das Bistro verließ stieß ich mit dir zusammen. Meine Zigarette fällt mir aus der Hand und ich sehe dich irritiert und etwas verärgert an. 
Ich schaue in bernsteinfarbene Augen und du lächelst mir an. "Sorry, tut mir echt leid, aber ich komme zu spät." Sprachst es und warst auch schon durch die Tür verschwunden. 
"Das also ist die neue Kollegin," ging es mir durch den Kopf.
In Gedanken versunken ging ich zurück ins Büro und irgendetwas war anders an dem Tag an dem du in mein Leben kamst.
Wie immer verließ ich das Büro gegen 17 Uhr, um den Zug nach Hause zu nehmen und es regnete immer noch. Als ich den Bahnhof verließ, rissen die Wolken auf und die Sonne kam raus. Sie zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht denn, etwas war ganz und gar anders an dem Tag an dem du in mein Leben kamst.
Beschwingt schlug ich den Weg nach Hause ein.
Ich schloss meine Wohnungstür auf, legte die Schlüssel auf den Garderobenschrank, ließ meine Kleidung Stück für Stück auf dem Weg zum Bad auf den Boden fallen und öffnete die Tür zur Duschkabine. Ich drehte das heiße Wasser auf und schloss die Tür wieder. 
Während ich darauf wartete, dass das Wasser richtig heiß wurde schaute ich mich im Spiegel an. Meine langes blondes Haar hatte sich wegen des feuchten Wetters gekräuselt. Meine blauen Augen sahen so traurig aus wie immer, aber auf meinen Lippen spielte ein leises Lächeln. Ohne das ich wirklich hätte sagen können warum. Mein schlanker Körper gefiel mir, meine Hand strich langsam über meine Wange, meinen Hals hinunter, über meine Brüste bis hin zu meinem flachen Bauch. 
Ich seufzte, drehte mich um und betrat die Dusche.
An dem Tag holte ich mir nichts vom Italiener, Gian Marco würde mich vermissen, aber ich wollte mir mal selber etwas zubereiten.
Dann wie immer fern sehen. Gegen zweiundzwanzig Uhr ins Bett um noch etwas zu lesen. Als ich das Licht löschte war ich sicher, etwas war anders an dem Tag an dem du in mein Leben kamst.
Im Traum sah ich dein Gesicht vor mir. Deine kastanienbraunen Locken, wild und ungebändigt, rahmten dein wunderschönes sanftes Gesicht ein. Deine bernsteinfarbenen Augen blitzten mich an und dazu dein herzliches Lächeln. Dabei hatte ich dich doch nur ein paar Sekunden gesehen. Und doch hatte sich dein Gesicht in meinem Kopf eingeprägt.
Etwas war ganz bestimmt anders an dem Tag an dem du in mein Leben kamst.


Terminplan Tag 1

06:30 Uhr:  aufstehen
08:00 Uhr:  Haus verlassen
08:28 Uhr:   Zug nehmen
09:00 Uhr:  erste Tasse Kaffee im Büro
13:00 Uhr:   Lunch im Bistro
13:45 Uhr:    Zusammenstoß mit dir
17:30 Uhr:   Zug nach Hause
18:30 Uhr:   duschen
20:00 Uhr:  fern sehen
22:00 Uhr:   ins Bett gehen, lesen
23:00 Uhr:   schlafen und von dir träumen  :)







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