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Montag, 21. Mai 2012

Feigling

Ich war Heute wieder in dem neuen Bistro.
Ich mußte sie unbedingt wiedersehen. In der letzten Nacht habe ich kaum geschlafen. Immer wieder sah ich ihr Gesicht vor mir. Ihr wunderschönes Lächeln, ihr langes blondes Haar, ihre stahlblauen Augen.
Bei der Arbeit konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren.
Gott sei Dank hatten wir Heute den ganzen Tag eine Teambesprechung, da konnte ich meine Gedanken schweifen lassen.
Aber endlich war es so weit. Feierabend. Ich nahm meine Jeansjacke, hing mir meine Tasche um und lief fast aus dem Büro.
Einige meiner Arbeitskolleginnen wollten auf einen Drink mit mir in die Stadt, aber ich dankte freundlich ab. Nein, der Abend sollte nur ihr gehören.
Ich war so voller Erwartung, konnte es kaum erwarten sie zu sehen. Ich stieg in die U-Bahn. 5 Stationen mußte ich fahren. Meine Ungeduld wurde immer größer, gleichzeitig stieg aber auch ein Gefühl in mir hoch, ein Gefühl der Unsicherheit. Hoffentlich arbeitet sie Heute auch, hoffentlich nimmt sie mich überhaupt wahr.
Meine Hände waren schweißnass.
Endlich, die letzte Haltestation. Ich stürmte förmlich aus dem Waggon, reihte mich in die Menschenmenge ein und lief, so schnell es eben ging, die Treppe hinauf.
Nur noch zwei Häuserblocks, und schon stand ich vor dem neuen Bistro "Lucky".
Ich blieb einen Moment draußen vor der Tür stehen um Luft zu holen. Ich versuchte schon einen Blick auf sie zu erhaschen, doch ich sah sie nicht. Ich bekam einen Schreck. Vielleicht hatte sie Heute frei.
Ich atmete einmal tief durch und betrat dann das Lokal und ließ meinen Blick in die Runde schweifen.
NICHTS. Sie war nirgends zu sehen. Ich konnte es nicht fassen.
"Keine Panik, Sandy. Sie ist vielleicht im Büro oder im Keller um Nachschub zu holen", sagte ich zu mir.
Hinter der Theke stand Heute eine andere Frau. Ich setzte mich auf einen Hocker und winkte sie zu mir herüber.
"Was darf es sein?", fragte sie mich freundlich und ich bestellte einen Milchkaffee.
Nach einigen Minuten stellte sie das gewünschte vor mir auf die Theke. Sie lächelte mich an und fragte mich: "Darf es sonst noch etwas sein?" Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie mir zuzwinkerte.
"Nein, danke, im Augenblick nicht."
Ich nippte an meinem Kaffee und lies meinen Blick immer wieder durch das Lokal schweifen.
Nach ca. 30 Minuten war sie immer noch nicht aufgetaucht. Da stand die nette Bedienung wieder vor mir: "Entschuldige bitte, aber ich habe den Eindruck, dass du etwas oder jemanden suchst?"
Ein paar Sekunden überlegte ich, doch dann entschied ich mich dagegen, sie nach ihrer Kollegin zu fragen.
"Ähm, nein, ich staune nur, was aus den alten Räumen noch rausgeholt werden konnte. Das hätte ich nicht gedacht."
"Ja, ist echt toll geworden. Bist du das erste Mal hier?"
"Nein, ich war Gestern schon einmal hier, nach Feierabend. Da war deine Kollegin hier."
"Ja, Gestern hatte ich frei, da hat Nadine mich vertreten."
Ich schluckte. NADINE! Was für ein wundervoller Name.
"Ja, stimmt, ist sie Heute nicht da?"
"Doch, sie ist nur zum Großhandel um einige Besorgungen zu machen."
"Ach so."
Ich versuchte so uninteressiert wie möglich zu wirken, aber sie hatte mich schon durchschaut.
"Kennst du Nadine näher?"
"Nein, nein, ich habe sie gestern zum ersten Mal gesehen." Mein Gott, ich wurde ja rot, das war mir ja schon ewig nicht mehr passiert. Ich schaute weg und hoffte, dass sie es nicht bemerken würde.
In diesem Moment kam eine Gruppe von jungen Männern an die Theke um zu bezahlen. Sie schaute mich an, kniff mir ein Auge zu und drehte sich dann von mir weg.
Ich war unentschlossen, was ich tun sollte. Sollte ich warten oder einfach gehen. Offensichtlich hatte Nadine's Kollegin ein Auge auf mich geworfen.
Ich entschloß mich nach Hause zu gehen.
Enttäuscht, allein und sauer auf mich selbst bestieg ich wieder die U-Bahn und fuhr nach Hause.
Morgen ist auch noch ein Tag. Aber heute Nacht werde ich wieder nicht schlafen können.
Wie dumm von mir.
 


Regennacht

Regentropfen, die an das Fenster klatschen. Mal hört es sich wie klopfen an, mal wie ein Trommelwirbel.
Ich sitze im Erkerfenster mit einem Glas Rotwein in der Hand und schaue verträumt durch das Fenster in den Regen.
Fast könnte ich die Tropfen zählen. Aber wozu? Du bist nicht da.
Der Regen ist warm. Es ist Sommer. Meine Gedanken schweifen ab.
Ich habe dich Heute gesehen, im Bistro, du standest hinter der Theke und hast mich angelächelt.
Ich wollte mir einen Milchkaffee bestellen, doch als ich in deine Augen sah, wollte ich nur noch dich.
Du hast mein Stottern ignoriert.
Deine strahlend blauen Augen verfolgen mich noch immer.
Ich nippe am Wein. Es ist nur ein schwacher Trost.
Ach, wärst du doch hier bei mir.
Der Regen prasselt jetzt an die Scheiben. Ich schaue hinaus und sehe dein Gesicht vor dem Fenster.
Du lächelst mich an. Mir wird ganz warm. Ich möchte dich berühren. Aber du bist nicht da.
Ich kenne nicht einmal deinen Namen.
Ich habe dich beobachtet, wie deine Finger versonnen durch deine langen blonden Haare streichen.
Draußen ist es dunkel.
Der Wein hat die Farbe deines Lippenstiftes. Tiefes Rot.
Ich habe dein Parfüm wahrgenommen, blumig, frisch, mit einem Hauch von Vanille.
Ich habe das Gefühl, der Regen verhöhnt mich: "Warum hast du sie nicht angesprochen?"
Ich sitze nun schon hier, seit ich nach Hause gekommen bin.
Werde ich dich wiedersehen?
Werden meine Lippen jemals die deinen berühren?
Gleich Morgen werde ich wieder in dieses Bistro gehen. Ich werde mich an die Theke setzen und ich werde dich ansprechen.
Ich werde dir sagen, was ich für dich empfinde.
Ich hoffe, du wirst mich verstehen. Wenn du mich abblitzen läßt, werde ich sterben.
Der Regen läßt nach. Die Wolken brechen auf. Ein wunderschöner sommerlicher Sternenhimmel kommt zum Vorschein.
Ich liebe Frauen, ich liebe dich, ich liebe die Liebe.
Berühre mich, verführe mich, liebe mich.
Am Horizont sehe ich Wetterleuchten. Ich denke an dich.
Schlaf gut, träum von mir.
Mein Glas ist leer. Ich seufze und gehe zu Bett.
Bestimmt werde ich nicht schlafen können, werde mich Morgen nicht auf meine Arbeit konzentrieren können.
Es donnert. Die Regenpause war nur von kurzer Dauer.
Ich werde nicht schlafen können und das wird nicht am Gewitter liegen.
Es ist warm, so warm wie deine Haut. Eine laue Sommernacht.

Ich möchte an jemand ganz herzlich denken,
und ich weiß keinen.
Ich möchte mich jemand gänzlich schenken,
und ich weiß keinen.
Und es schwingt in meiner Seele,
schwingt so sehnlich hin und her.
Gute Nacht, gute Nacht,
gute Nacht irgendwer........

xoxo

Sonntag, 20. Mai 2012

Ladybirds

Da stand ich nun in dem großen Ballsaal des New Yorker Luxushotels welchen meine Eltern zur Feier meines dreißigsten Geburtstags extra gemietet hatten. Um mich herum meine Freunde, Verwandte, Bekannte meiner Eltern und viele Leute, die ich gar nicht kannte.
Alles um mich herum scherzte und lachte, es herrschte gute Laune, nur mir, dem Geburtstagskind, war gar nicht zum Lachen zumute. Anstatt gute Laune zu heucheln würde ich mich viel lieber in eine Ecke hocken und heulen und mich selbst bemitleiden. Und der Grund für meine Laune war Sam.
Sam war wunderschön, clever, witzig, intelligent, humorvoll, spontan und unheimlich sexy. Aber bevor sie jetzt auf falsche Gedanken kommen, Sam ist eine Frau. Ja, sie haben richtig gelesen. Ich liebe eine Frau. Und vor wenigen Minuten hatte ich einen kräftigen Streit mit ihr.
Nein, meine Eltern und auch meine Freunde wussten nicht, dass wir ein Liebespaar waren. Nur einige Freunde aus der Scene wussten Bescheid. Aber sie hielten dicht, sie wussten was es heißt, sich zu outen.
Nun aber zurück zu unserem Streit. Ich war auf meinem Zimmer in dem Hotel, das meine Eltern für mich angemietet hatten, um mich für die Party fertig zu machen. Die Friseurin war gerade da und ich hatte Lockenwickler im Haar. Ich sah auf die Uhr, denn Sam hätte schon längst da sein müssen. Sie hatte mir versprochen, wenigstens heute mal pünktlich zu sein. Sam war in diesen Dingen etwas chaotisch, aber gerade dafür liebte ich sie. Ich war in einer völlig durchgeplanten Umgebung groß geworden. Mein Vater war der Senior Chef einer Anwaltskanzlei hier in NY die bereits in der 3. Generation geführt wurde. Wir waren reich, und das ließen mich meine Eltern auch immer spüren. Ja, ich sollte mich nicht beklagen, es gibt Schlimmeres. Aber ich kann ihnen sagen, manchmal ist es ein Fluch, reich zu sein. Aber ich schweife ab.
Als ich gerade meinen Lidstrich nachzog klopfte es an der Tür. Cynthia, eine gute Freundin die ich noch von der Uni kannte, ich musste ja schließlich auch Jura studieren um später mal die Praxis übernehmen zu können, legte den Nagellackpinsel zur Seite und ging zur Tür. „Bleib ruhig sitzen, Süße, ich mach schon auf.“ Sie öffnete die Tür und rief: „Es ist Sam Süße!“ und zu Sam gewandt: „Komm rein Kleines, wir haben schon auf dich gewartet.“
Ich drehte mich lächelnd auf meinem Stuhl herum und sah Sam an. Sie sah atemberaubend aus. Ihre lange braune Lockenmähne viel ihr über die Schultern, sie hatte ein rotes enges Kleid an, rote High Heels und hatte eine weiße Blume im Haar. Sie lächelte mich an und kam auf mich zu. Ich stand auf und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, so wie wir es immer taten, wenn Personen anwesend waren, die nichts von unserer Beziehung wussten. Aber ich sah ihr an, dass sie etwas bedrückte. Ich kannte sie gut, und ihr Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Schließlich war es mein Geburtstag und sie hatte mir noch nicht einmal gratuliert. „Ist alles in Ordnung Sam?“ Sam sah mich an. Dann schaute sie Cynthia an. „Cynthia, würdest du uns wohl einen Moment entschuldigen? Ich müsste etwas mit Sandy besprechen.“ Cynthia machte ihren Schmollmund und meinte: „Was habt ihr beiden denn so geheimnisvolles zu besprechen?“ „Es ist nichts, aber es ist schon sehr privat. Bitte, sei so gut“, Sam wirkte etwas nervös. Ich sah Cynthia an: „Bitte Liebes, sei so gut. Es wäre schön, wenn du mal unten im Saal nach dem Rechten schauen könntest. Ich wäre dir sehr dankbar.“
Cynthia schaute auf ihre Nägel und meinte: „Ok, ich werd mal sehen was da unten so los ist. Vielleicht probiere ich schon mal den Schampus. Bis gleich ihr zwei, und macht nicht so lang, ich will endlich mit George tanzen. Ich habe euch gesagt, der ist heute fällig.“
Ich musste lachen. „Ja Süße, das hast du schon öfter gesagt. Irgendwie scheint er deinem Charme nicht zu erliegen. Aber gib die Hoffnung nicht auf.“
Gut, dann bis gleich, tschaui ihr beiden.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
Zur Friseurin gewandt meinte ich: „Nicole, würden sie wohl einen Moment draußen warten, wir machen dann gleich weiter.“ „Nicole lächelte freundlich: „aber ja, natürlich, rufen sie mich, wenn wir weitermachen können.“ Sie verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Nun waren wir allein und ich konnte Sam endlich in die Arme nehmen. Ich wollte sie küssen, aber sie wich vor mir zurück. Ich sah sie an. „Was ist los Baby? Alles in Ordnung mit dir? Ist etwas passiert?“
Sam wandte sich ab und ging zur Couch rüber um sich zu setzen. Kaum das sie saß, stand sie auch schon wieder auf. „Baby du wirkst nervös, langsam machst du mir Angst. Was ist denn nur los?“ Ich ging auf sie zu. Sam streckte einen Arm aus und sah mich an. Ihre braunen Mandelaugen sahen mich an und ich sah Traurigkeit in ihnen. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Aber ich traute mich nicht mehr, etwas zu sagen.
Sam sah ich an. „Sandy, du weißt, dass ich dich liebe.“ Ich wollte etwas erwidern doch sie schnitt mir das Wort ab. „Nein, bitte lass mich ausreden, sonst verliere ich vielleicht den Mut, es dir zu sagen.“
Sie ging zum Fenster und sah hinaus. Mit zum Fenster gewandten Gesicht sprach sie weiter: „Sam, ich habe in den letzten Tagen, in denen du in Los Angeles warst viel über uns nachgedacht.“
Sie wandte sich wieder mir zu, ging aber nicht vom Fenster weg. Ich stand wie angenagelt und konnte nichts sagen. In meinem Kopf schwirrte es, mein einziger Gedanke war: ‚ hoffentlich macht sie nicht mit mir Schluss. Ohne sie kann ich mir mein Leben gar nicht mehr vorstellen. Oh bitte, lieber Gott, lass sie nicht mit mir Schluss machen. ´
Jetzt sah sie mir direkt in die Augen. „Sandy, ich habe immer gesagt, dass es mir nichts ausmachen würde unsere Liebe geheim zu halten. Wegen deiner Eltern, deinem Beruf und weshalb auch immer.“
Ich sah sie an. Was wollte sie mir da gerade sagen? „Ja, das weiß ich doch, und deshalb bin ich dir ja auch sehr dankbar. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mich nicht outen kann. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber da war ich mir meiner Gefühle dir gegenüber auch noch nicht wirklich sicher.“
Ich weiß und ich habe das auch immer respektiert. Aber Sandy, ich kann das nicht mehr. Ich liebe dich so sehr, ich kann es nicht ertragen von dir getrennt zu sein. Aber wenn wir dann zusammen sind müssen wir uns verstecken wenn wir uns küssen möchten oder wenn ich nur deine Hand halten will. All dies muss heimlich geschehen.“
Ja, aber das wird nicht für immer sein“, erwiderte ich und ging einen Schritt auf sie zu. „Ich liebe dich doch auch und möchte auch mit dir zusammen sein. Aber ich kann unsere Beziehung nicht öffentlich machen, jedenfalls jetzt noch nicht.“
Ich sah ihr ins Gesicht und bemerkte Tränen in ihren Augen, ich bekam ein übles Gefühl in der Magengegend. Mein Bauch sagte mir, dass ich sie jetzt in den Arm nehmen will aber mein Kopf hielt mich davon ab. Also hörte ich einfach weiter zu. Es fing an in meinen Ohren ganz übel zu rauschen.
Sandy, was ich dir sagen muss, ich kann nicht mehr so weitermachen. Ich will dich berühren wann immer ich will, ich will der Welt zeigen, wie glücklich wir sind und ich will dich küssen, wann und wo ich will. Ich weiß, dass klingt bestimmt sehr egoistisch für dich aber es ist das was ich fühle. Ich will meine Gefühle für dich nicht mehr verstecken. Wir kennen uns nun schon fast 2 Jahre und ich halte das Versteckspiel einfach nicht mehr aus.“ Tränen liefen ihr über die Wangen und mir zerriss es gerade das Herz. In meinen Ohren rauschte es wie ein Orkan und ich konnte nicht mehr klar denken.
Ich starrte sie an, auch in mir stiegen die Tränen hoch. Warum musste sie alles kaputt machen? Warum gerade jetzt. Heute war doch mein Geburtstag. Das konnte doch nicht sein. Das war doch nur ein böser Traum. So etwas passiert mir nicht. Nicht Heute.
Ich ging auf sie zu und versuchte sie in die Arme zu nehmen. Sie wich vor mir zurück. „Nein, bitte nicht, sonst überlege ich es mir doch noch anders.“
Da standen wir nun, sahen uns an und heulten beide. Das absolute Lesben-Drama. Ich hätte nie geglaubt, dass das einmal passieren würde. Es lief doch alles so gut. Was war denn nur passiert?
Mit tränenerstickter Stimme fragte ich sie: „Hast du eine Andere?“ „Nein, sei nicht albern. Ich liebe dich und nur dich. Ich kann einfach nur nicht mehr gegen meine Gefühle an.“
Gut, aber was sollen wir denn nun machen? Unten im Saal warten über 150 Leute auf mich um mit mir zu feiern, was soll ich denn nun tun?“
Wirst du dich zu mir bekennen? Hier und Heute? Kannst du das für mich tun?“
Ich sah sie an. In meinem Kopf wirbelten die Wörter durcheinander aber irgendwie formierten sie sich nicht zu ganzen Sätzen. Ich musste mich erst einmal setzen. So Sandy, jetzt dreh bloß nicht durch, beruhig dich erst einmal. Ich holte mehrmals tief Luft. Langsam wurde ich ruhiger.
Ich sah Sam wieder an. „Baby, du weißt dass ich dich liebe und immer zu dir stehen werde. Aber bitte verlange das nicht von mir. Bitte nicht heute. Das kann ich meinen Eltern nicht antun. Die werden garantiert in Ohnmacht fallen. Die ahnen doch nichts.“
Bist du sicher, dass sie nichts ahnen? So blind kann man doch gar nicht sein.“
Sam, lass uns doch später noch mal in Ruhe darüber reden. Wir finden eine Lösung.“
Sandy, es gibt nur eine Lösung. Stehst du zu mir?“
Ich sprang auf. „Ja, verdammt, natürlich, aber ich muss das in Ruhe angehen. Ich kann meine Leute nicht so vor den Kopf stoßen.“
Sam sah mich an. Ihre Tränen waren getrocknet. Sie hatte einen harten Zug um die Mundwinkel. Sekundenlang sagte keine von uns etwas. Dann nahm sie ihre Tasche vom Tisch, ging Richtung Tür und drehte sich kurz bevor sie sie erreicht hatte noch einmal zu mir um. „Gut, dann werde ich jetzt gehen. Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist. Aber erwarte nicht, dass ich ewig darauf warte.“
Sie drehte sich um und öffnete die Tür und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen. Dann drehte sie sich noch einmal zu mir um. „Ach übrigens, alles Gute zum Geburtstag.“ Dann verließ sie den Raum.
Die Tür schloss sich und ich stand da, starrte auf die Tür und überlegte, was da gerade passiert war.
 
 
 
Frauen
 
 
Mmmmhh, langsam wurde ich wach. Man, hatte ich einen Schädel. Einer der Cocktails gestern Abend war wohl doch schlecht. Ich drehte mich leise stöhnend auf den Rücken. Ganz langsam öffnete ich die Augen. Mmh, komisch, seid wann ist meine Zimmerdecke hellblau gestrichen? Und seid wann schweben Planeten durch mein Zimmer? Nach und nach lichtete sich der Nebel. Ich hatte in der Bar eine Frau kennengelernt. Sie hat mich angemacht. Und obwohl ich nicht auf Frauen stehe hat es mir geschmeichelt. Ich war in Flirtlaune und machte den Spaß mit. Aber ich hatte so viel Cocktails getrunken, dass ich einen Filmriss hatte. Ganz vorsichtig drehte ich den Kopf nach links und zuckte ein wenig zusammen. Träumte ich noch oder schaute mich wirklich ein braunes Augenpaar an? Neben mir lag SIE. Die Frau, die ich gestern kennengelernt hatte. Sie lächelte mich an. "Guten Morgen meine Schöne. Hast du gut geschlafen?"
Ich hatte das Gefühl, als ob mein Gehirn zu klein für den Kopf geworden wäre. Tierische Kopfschmerzen. Und auch im Magen fühlte ich mich nicht wirklich fit. Tapfer lächelte ich zurück: "Guten Morgen, ich denke schon, aber ich muß leider sagen, dass ich nicht mehr wirklich weiß, wie ich hierher gekommen bin."
Sie lachte und dieses Lachen ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. "Du hattest die Idee, hierher zu kommen. Da konnte ich nicht nein sagen." Mein Lächeln wurde etwas schief. "Ach so, wie bin ich denn auf die Idee gekommen?" "Tja, das kann ich dir auch nicht sagen, ich weiß nur, daß du sehr gut küßt."
"Ach ja?" Sie rückte etwas näher an mich heran. Das war für mich das Zeichen die Bettdecke zurück zu werfen und aus dem Bett zu springen. Hoppla, das war wohl doch etwas zu plötzlich. Mir wurde schwindelig und ich mußte mich wieder auf die Bettkante setzen. "Alles in Ordnung mit dir?" hörte ich ihre besorgte Stimme. "Ja, ja, ich hab nur etwas Kreislauf. Geht gleich schon wieder." Erst da bemerkte ich, daß ich nur noch den Slip trug. Ich schlang meine Arme um meine Brüste und fragte mit unsicherer Stimme: "Ähm, weißt du, wo meine Klamotten sind?"
Sie lächelte wieder dieses gewinnende Lächeln. "Ja, die hast du im Wohnzimmer von dir geworfen." Ich sah sie an, aber die ganz Situation war mir peinlich. Ich stand auf und blickte mich suchend um. "Die Tür links." Ich konnte hören, das sie lächelte. Wahrscheinlich fand sie das alles hier sehr amüsant, aber ich wollte nur so schnell wie möglich hier raus.
Ich stürzte durch die Tür und sah meine Kleider verstreut auf dem Holzfußboden liegen. Schnell raffte ich alles zusammen und schaute mich um. "Wo ist das Bad?" rief ich in die Richtung des Schlafzimmers und bekam die heitere Auskunft: "Die weiße Tür neben der Garderobe." Ich sah mich hektisch um. Da, die Tür. Die Rettung. Schnell lief ich auf die Tür zu, mußte aber leise aufstöhnen weil ich das Gefühl hatte, daß mein Kopf platzt. "Man, da habe ich mir aber einen ganz schönen Kater eingehandelt", sagte ich leise zu mir. Endlich hatte ich die Tür erreicht. Hastig öffnete ich sie und schlüpfte hinein.
Ich nahm mir nicht die Zeit mich umzusehen, eilig zog ich mich an, spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und benutzte die Toilette.
Mein Kreislauf spielte immer noch verrückt. Ich hielt mich kurz am Waschbecken fest und atmete tief durch. Dabei gingen mir einige Gedanken durch den Kopf. 'Wenn ich mich doch bloß erinnern könnte. Was war gestern hier passiert? Sind wir waren wir intim? Oh man, ist mir schlecht. Ich muß so schnell wie möglich hier raus.'
Vorsichtig öffnete ich die Tür und betrat das großzügige Loft. Ich sah sie gegenüber in der Küche hantieren. Als sie mich hörte drehte sie sich um und lächelte mich an. "Möchtest du noch einen Kaffee bevor du gehst?" "Ähm, ja, gern, warum nicht."
Ich durchquerte den Wohnbereich und stieg die zwei Stufen zum Küchenbereich hinauf. Sie deutete auf einen Hocker und ich nahm Platz.
"Wie trinkst du ihn?"
"Mit Milch und Zucker, danke."
Sie schenkte zwei Tassen ein, tat in eine Milch und Zucker und reichte sie mir. Sie trank ihren schwarz.Sie setzte sich mir gegenüber an die Theke und schaute mich an. Ich wußte nicht wo ich hinschauen sollte. Ich fühlte mich immer noch nicht so richtig wohl.
Ich räusperte mich. "Ähm, sei mir bitte nicht böse, aber ich fürchte, ich habe deinen Namen vergessen." Ich schaue sie an und sah in ihre schönen braunen Augen. Ihr rotbraunes Haar viel ihr großlockig bis auf die Schultern. Und wieder dieses gewinnende, jetzt etwas wissend wirkende Lächeln. "Ach, das ist doch nicht schlimm. Ich hatte gestern auch ein paar Drinks zu viel." Sie streckte mir ihre Hand hin: "Helena, Helena Freimann." Ich ergriff ihre Hand und mußte unwillkürlich lächeln. "Sandra Hellmeier, angenehm dich kennen zu lernen." Jetzt mussten wir beide lachen. Nun fühlte ich mich nicht mehr ganz so unwohl. Aber eine Frage brannte mir noch sehr auf der Seele.
"Helena, ähm, sag mal, als wir gestern hier ankamen." Ich konnte spüren wie sie mich ansah. "Haben wir beide..."
Ich schaute in meine Kaffeetasse und rührte fast schon ein Loch mit dem Löffel in den Boden. Ohne sie anzusehen redete ich weiter. "Ich meine, sind wir zusammen....., na ja, waren wir...."
'Oh mein Gott, seid wann hatte ich denn solche Probleme über Sex zu sprechen?'
Ich war nun wirklich nicht verklemmt, aber irgendwie wollten die Worte nicht so richtig raus.
Gerade wollte ich neu ansetzen, da legte sie eine weiche Hand zart auf meine: "Du möchtest wissen, ob wir zusammen geschlafen haben? Ich kann dich beruhigen, nur nebeneinander, nicht zusammen. Ich nutze solche Situationen nicht aus. Wenn ich mit einer Frau schlafe, möchte ich schon, das sie sich später daran erinnern kann."
Ich war erleichtert, versuchte aber nicht, es mir anmerken zu lassen.
"Na ja, du mußt wissen, so etwas ist mir noch nie passiert." Schnell fügte ich hinzu: "Mit einer Frau, meine ich."
Jetzt sah ich ihr dirket in die Augen. Man, sie war wirklich schön, kein Wunder, das ich schwach geworden bin. Aber es war ja Gott sei Dank nichts passiert außer küssen und selbst daran kann ich mich kaum noch erinnern.
Ich stellte meine Tasse ab und stand auf.
"So, ich werde jetzt gehen."
Auch sie stand auf und kam zu mir herum. Sie schaute mich an, sagte aber nichts.
Ich nahm meine Jacke vom Sofa und sah dabei, daß zwei Sektgläser auf dem Couchtisch standen. Helena sah meinen Blick und lächelte.
"Bevor wir schlafen gegangen sind haben wir es uns noch etwas gemütlich gemacht. Wie gesagt, du kannst gut küssen."
Jetzt wurde ich rot. Ohne ein weiteres Wort ging ich zur Tür. Ich hatte die Türklinke schon in der Hand als ich mich noch einmal zu ihr umdrehte.
"Wir können ja mal einen Kaffee trinken gehen."
"Du mußt mir nichts versprechen. Es war eine tolle Nacht, wir hatten viel Spaß, auch wenn es nicht zum Äußersten gekommen ist, was ich nebenbei bemerkt doch etwas schade finde, ich erwarte nichts."
"Na, dann gehe ich jetzt."
Ich war schon fast draußen als sie hinter mir her rief: "Für alle Fälle habe ich dir meine Nummer in deinem Handy gespeichert."
Die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Puh, ich war erleichtert. Aber über ihre letzte Bemerkung mußte ich doch lächeln.
'Vielleicht rufe ich sie tatsächlich mal an. Aber nur, um zu reden oder mit ihr auszugehen. Sie ist lustig, wir hatten viel Spaß.'
Ja, damit hatte sie Recht gehabt. Spaß hatten wir wirklich. Wenn ich an das Gesicht meiner besten Freundin Monika denke, als sie sah, wie ich Helena geküsst hatte.
Ach du Schreck, Monika! Die hatte ich ja total vergessen. Wir waren doch gestern zusammen losgezogen. Wo sie wohl abgeblieben war? Nun erstmal nach Hause und duschen. Dann würde ich mich bei Monika melden. Sie machte sich bestimmt schon Sorgen.