Die
Begegnung
Nachdem ich mich hergerichtet
hatte nahm ich mir gegen zwanzig Uhr ein Taxi zu Donnas Wohnung. Ich wollte
gerade den Klingelknopf drücken, als sie die Tür aufriss und mich freudig in
den Arm nahm.
„Hallo Süße, schön daß du
mitkommst.“ Mit diesen Worten führte sie mich in das Wohnzimmer, in dem schon
ihre Freundin Kim und eine andere junge Frau, die ich nicht kannte, saßen.
„Das ist Tessa, eine
Kommilitonin von Kim. Tessa, das ist Maddy, meine beste Feundin.“ Mit diesen
Worten stellte sie uns vor und schob mich in Richtung Sofa. Kaum saß ich, da
hatte ich auch schon eine Flasche Bier in der Hand. Donna setzte sich direkt
neben mich und sprach zu Tessa : „Nun Tessa, wo waren wir gerade
stehengeblieben?“
Und zu mir gewandt: „Du musst
nämlich wissen, Tessa ist stock hetero.“ Sie zwinkerte mir zu.
„Du sagst das, als ob das eine
Krankheit wäre,“ beschwerte sich Tessa, allerdings auch mit einem Zwinkern.
Ich musste lachen, na, Donna
mal wieder in Höchstform.
"Mach dir nichts
draus," sagte ich zu Tessa, "Donna meint es nicht so. Sie liebt es,
andere aufzuziehen."
Tessa lachte, ein helles
Lachen, daß ansteckend wirkte. Sie warf
ihren Kopf in den Nacken, so daß ihre roten Locken fast bis zu ihrem Po
reichten.
Während wir die eine oder andere Flasche Bier vernichteten, versuchte Donna
Tessa von den Vorzügen lesbischer Liebe zu überzeugen.
Tessa nahm es mit Humor und gab
meiner Freundin ordentlich Kontra. Mich amüsierte diese angeregte Diskussion,
allerdings, als mein Blick auf Kim viel bekam ich den Verdach, dass diese
keinen Gefallen an diesem Schlagabtausch fand.
Plötzlich stand sie auf und
ging in die Küche. Während Donna und Tessa lautstark weiterdiskutierten folgte
ich Kim. Die beiden bemerkten nicht einmal, dass ich aufgestanden war.
Als in die Küche betrat, sah
ich Kim wie sie sich an den Kühlschrank lehnte. Sie sah erst auf, als ich
direkt vor ihr stand.
"Alles ok mit dir?"
Ich suchte den direkten Blickkontakt. Kim sah auf ihre Schuhe. Ich bekam keine
Antwort.
Ich fasste mit Daumen und
Zeigefinger Kim's Kinn und hob langsam ihr Gesicht an bis ich ihr in die Augen
sehen konnte.
Irrte ich mich oder waren das
Tränen in ihren Augen? Sie sah mich mit traurigem Blick an und ich nahm sie in
die Arme.
"So schlimm?"
Kim hob den Kopf und sah mir
direkt in die Augen. "Und sie merkt noch nicht einmal, dass sie mir damit
weh tut." Ein kleiner Schluchzer enfuhr ihrer Kehle.
Ich wußte zunächst nicht, was
sie meinte, doch dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich mußte mir ein
kleines Lächeln verkneifen.
"Ach Süße, du kennst doch
Donna. Sobald eine attraktive Frau in ihre Nähe kommt ist sie nicht mehr zu
bremsen. Das heißt doch nicht, das sie dich nicht liebt."
Arme kleine Kim, sie war über
beide Ohren in Donna verknallt, und hatte doch keine Ahnung, auf was sie sich
da eingelassen hatte. Donna ist eine ganz tolle Freundin, eine super
Studienkollegin, eine sehr hilfsbereite Person, aber wenn es um Beziehungen
ging, legte sie die Regeln sehr großzügig aus. Ich kannte Donna nun schon, seid
ich mein Studium begonnen hatte. Das sie lesbisch war, hatte ich erst Monate
später herausgefunden. Aber das sie in Sachen Treue nicht die zuverlässigste
war, hatte ich sehr schnell kapiert. Vielleicht lag das aber auch daran, dass
ich nichts von ihr wollte. Nicht, dass sie nicht attraktiv wäre, nein, sie war
heiß. Aber ich suchte doch eher was fürs Herz und nicht nur fürs Bett. Sie
hat es damals akzeptiert und wir wurden
die besten Freundinnen.
Nun stand ich hier in der Küche mit Kim, ihrer neuesten
Eroberung und veruchte sie zu trösten,
obwohl ich wußte, dass das nicht lange gut
gehen würde. Aber ich wollte ihr
nicht sofort die Illusion nehmen.
Ich sah Kim direkt in die
Augen. "Kim, Donna war, seid sie hier an der Uni ist, noch mit keiner Frau
so lange zusammen wie mit dir. Und außerdem, Tessa ist hetero und so wie ich
das mitbekommen habe, auch nicht bekehrbar. An ihr wird sich unsere taffe Donna
die Zähne ausbeißen. Und du bist dann da, um sie zu trösten."
"Meinst du?"
"Aber ja, ich kenne sie
nun schon einige Zeit. Glaub mir, sie will nichts von Tessa. Es bereitet ihr
nur tierischen Spaß, Heteras zu provozieren. Sie meint das nicht ernst und ich
denke, Tessa hat das verstanden. Sie nimmt es mit Humor."
Jetzt schaute Kim schon nicht
mehr so unglücklich. Ich nahm sie noch
einmal in den Arm und drückte sie. "Und, alles wieder gut?" Sie
nickte. Zusammen gingen wir wieder ins Wohnzimmer. Die beiden Kontrahentinnen
hatten ihre Diskussion beendet und sprachen gerade über die neu gegründete
Rockband der Uni. Donna sah auf und rief uns zu: "Da seid ihr ja. Los,
Jacken anziehen, wir wollen starten!"
Gehorsam zogen wir uns an und
verließen die Wohnung. Vor dem Haus stand Donna's alter Wagen. Ein dunkelblauer
Ford Taunus. Den hatte sie von ihrer Oma geerbt, die ihn wiederum aus
Deutschland importieren ließ. Wir hatten alle bequem Platz und gut gelaunt
fuhren wir los Richtung Uni.
Am Verbindungshaus angekommen
ließ uns Donna direkt vor dem Eingang aussteigen, während sie nach einem Parkplatz suchte. Vor
dem Haus war schon allerhand los. Junge Leute standen in kleinen Gruppen
zusammen oder saßen mit ihren Getränken im Schneidersitz auf dem Rasen vor dem
Haus. Kim, Tessa und ich bahnten uns einen Weg durch die im Rythmus wackelnden,
teils halbnackten Leiber. Als wir die Treppe zum Eingang hinaufgingen kam uns
eine Gruppe gröhlender junger Männer entgegen, die Bierflaschen wild hin und her
schwenkend direkt auf uns zustürmten. Wir hatten keine Chance mehr
auszuweichen. Ein großer Blonder, anscheinend der Redelsführer, riß mich direkt
in seine Arme und schwankte mit mir hin und her. Er versuchte mir einen Kuß
aufzudrücken und ich hatte alle Mühe seinem gespitzen Mund auszuweichen.
„Nun zier dich nicht so, ich
kann sehr gut küssen“, lallte er dicht vor meinem Gesicht. Ich musste wohl
etwas angewidert geschaut haben, denn er ging mit seinem Kopf zurück. Aber er
blieb vor mir stehen.
„Etwas mehr Respekt, meine
Liebe, ich bin schließlich ein Fürst.“
Ich konnte mir ein Lachen kaum
verkneifen. „Aber ja, und ich bin eine Gräfin.“
Tessa und Kim fingen an zu
kichern.
Der Blonde schaute mich
plötzlich sehr ernst an. Mir wurde etwas mulmig zu mute. Dann kam er ganz
langsam wieder mit seinem Gesicht auf mich zu. Ich traute nicht, mich zu
bewegen. Eigentlich hätte ich ihn ganz leicht wegstoßen und weitergehen können,
doch irgendetwas hielt mich zurück.
Er kam ganz nah an mein
Gesicht, dann neigte er seinen Kopf, bis er mit der Nase fast meinen Hals
berührte. Er schnüffelte, ja, wie ein Hund. Ich hätte laut loslachen können,
doch irgendetwas tief in mir, riet mir davon ab.
„Nein, bist du nicht.“ Sagte er
ganz trocken.
„Ach, und warum nicht?“
antwortete ich schnippisch.
Sein Kopf hatte sich wieder um
einige Zentimeter von mir wegbewegt. Er sah mich nur an. Ich hatte den
Eindruck, dass seine Augen etwas dunkler geworden waren, aber das bildete ich
mir bestimmt nur ein.
„Warmes Blut.“
Das war alles was er sagte. Ich
bin wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber darauf wusste ich jetzt nichts
zu erwidern.
Seine Kumpel wurden plötzlich
lebendig, nahmen ihn rechts und links bei den Armen und versuchten ihn unter
fröhlichem Gegröle von mir wegzuziehen. Er sträubte sich anfänglich und starrte
mir währenddessen stur in die Augen.
Ich bekam ein komisches Gefühl
im Magen. Doch plötzlich grinste er, hob sein Bierglas um mir zuzuprosten und
gab uns den Weg frei.
Ich schaute irritiert auf Kim
und Tessa.
„Was war das denn?“
Kim und Tessa kicherten. „Na,
die hatten wohl ein Bier mindesten zu viel.“
„Mmh, mag schon sein.“
„Ach mach dir nichts draus Charly,
ah da kommt Donna.“
„Und überhaupt, was sollte das,
warmes Blut? Was denn sonst?“ murmelte ich vor mich hin. Aber viel Zeit darüber
nachzudenken hatte ich nicht mehr. Schon kam Donna von hinten auf uns
zugestürmt und schob uns Richtung Eingang.
„Na, habt ihr schon Sehnsucht
nach mir gehabt?“ fragte sie uns mit einem schelmischen Lächeln und gab Kim
einen Kuss auf den Mund.
„Ein bisschen schon“, meinte
diese ganz leise und schmiegte sich an Donna.
Gemeinsam betraten wir vier nun
das Haus. Drinnen war schon die Hölle los. Wir drängten uns an halbnackten Körpern
vorbei. Durch den ohrenbetäubenden Lärm konnten wir unser eigenes Wort nicht
verstehen.
Ich wandte mich an Donna: „Bist
du sicher, dass Professor McPhee auch hier ist?“
„Was?“ schrie sie zurück.
Noch etwas lauter schrie ich
ihr direkt ins Ohr: „Bist du sicher, dass Professor McPhee heute Abend hier
ist?“
Donna nickte nur. Also schoben
wir uns weiter in das Innere des Hauses.
Donna lotste uns in die Küche.
Dort war die Musik nicht ganz so laut.
„So Mädels, erst mal flüssige
Nahrungsaufnahme.“
Auf dem großen hölzernen
Küchentisch standen zig offene Flaschen mit den echt harten Sachen.
Donna suchte so lange, bis sie
das Richtige gefunden hatte. Triumphierend hielt sie die Falsche hoch. „Tequila!
Fehlt nur noch Salz und Zitrone.“
Suchend lief sie in der Küche
herum. Ich schaute mich um. Wir hatte Tessa verloren. Wahrscheinlich kannte sie
hier jemanden und hatte sich zu ihnen gesellt.
Kim und ich schauten uns an.
Ich fühlte mich nicht wirklich wohl hier unter all den feiernden Leuten und ich
hatte den Eindruck, Kim ging es ebenso.
Donna hatte schließlich
gefunden wonach sie gesucht hatte. Sie goss drei Gläser voll mit Tequila,
streute sich etwas Salz auf den Handrücken und reichte den Streuer dann weiter.
Ich lehnte ab. „Sorry, aber ich
schaue mal, ob ich Prof. McPhee irgendwo finde.“
„Spaßbremse.“ Donna zwinkerte
mir zu und reichte Kim das Salz und die Zitronenscheibe.
Ich verließ die Küche und
bahnte mir einen Weg durch die Menge. Aber ich konnte die Professorin nirgends
entdecken. Nach einiger Zeit gab ich die Suche auf. Aber nun konnte ich weder
Tessa, noch Kim und Donna irgendwo entdecken. Ich beschloss auf die Terrasse zu
gehen um etwas Luft zu schnappen, doch vorher holte ich mir noch ein Bier in
der Küche.
Auf der Terrasse war es nicht
ganz so voll und vor allem nicht ganz so laut.
Aufatmend lehnte ich mich an
das Geländer und schaute auf die Grünfläche vor dem Haus. Ich weiß nicht mehr,
wie lange ich so dastand, doch plötzlich verspürte ich ein Gefühl, als ob mich
jemand von hinten beobachtete.
Oh, bitte lass es nicht wieder
diesen blonden Typ sein, dachte ich bei mir.
Ich drehte mich langsam in
Richtung der Terrassentür. Ich konnte Niemanden entdecken, der mich vielleicht
anstarrte. Also wandte ich meinen Blick wieder nach vorn. Ich träumte so vor
mich hin. Meine letzte feste Beziehung mit einer Frau war schon eine Weile her.
Donna machte sich immer wieder darüber lustig. Aber sie meinte es nicht so. Sie
war wirklich eine gute Freundin. Wenn ich Probleme hatte, egal welcher Art,
konnte ich zu jeder Tages- oder Nachtzeit zu ihr kommen. Oder sie anrufen.
Donna wusste immer Rat. Und wenn nicht nahm sie Dr. Tequila zur Hilfe. Das ging
immer.
Ein kühler Luftzug im Nacken
riss mich aus meinen Gedanken. Ich spürte etwas, ohne sagen zu können, was es
war. Eine Präsenz, ein Gefühl von Kälte durchfuhr mich. Ich fröstelte. Ich
wusste schlagartig, dass da etwas hinter mir war, aber ich konnte nicht sagen
was. Und ich traute mich auch nicht mich umzudrehen.
„Ist dir kalt?“ hörte ich eine
tiefe weibliche Stimme hinter mir. Diese kam mir bekannt vor und ich drehte
mich vorsichtig um.
Voller Überraschung sah ich,
dass Professor McPhee hinter mir stand. Und zwar ziemlich nah. Ich konnte ihr
Parfüm riechen. Dior, einer meiner Lieblingsdüfte.
„Oh, hallo Professor McPhee.
Ähm, nein, es war nur ein kleiner Schauer der mir über die Haut fuhr.“
Sie sah wie immer atemberaubend
aus. Ihre langen gelockten roten Haare reichten fast bis zu ihrem Po. Ihre Haut
war makellos. Sie hatte einen schlanken durchtrainierten Körper und ihre Augen
erst. Dunkel, tiefgründig und sie passten wunderbar zu ihrem vollen Mund. Der
übrigens lächelte und ihre ebenmäßigen weißen Zähne zum Vorschein brachte.
Ich hatte sie ja schon ein
paarmal im Hörsaal gesehen, aber jetzt, so nah, sah sie noch viel toller aus.
Ich räusperte mich. „Mhr, schön
dass ich sie hier treffe.“
Sie schaute mich an und ihre
Augen schienen zu strahlen.
„So, Charlotte, nicht wahr? Das
Vergnügen ist ganz meinerseits.“
Mein Gott hatte die Frau Stil.
„Ja, ähm, ich schreibe da
gerade an einem Aufsatz und finde nicht den richtigen Ansatz. Irgendwie fehlt
mir der Bezug zum Thema.“
Sie schaute mir direkt in die
Augen. „Um welches Thema geht es denn?“
„Vampire.“
Ihr Lächeln verschwand und ich
hatte den Eindruck, dass ihre Augen noch dunkler wurden, falls das überhaupt
möglich war.
Aber nur für einen kurzen
Moment, dann lächelte sie mich wieder an. „Und um was genau?“
„Na ja, woher dieser Mythos
kommt, die verschiedenen Ansichten, ob so etwas in der heutigen Zeit überhaupt
möglich wäre.“
„Da hast du dir ja ganz schön
was vorgenommen.“ Ihre Stimme klang wie schwarzer Samt. Obwohl ich nicht
wirklich weiß wie sich schwarzer Samt anhört. Aber dieser Vergleich kam mir in
den Sinn. Obwohl ich das Gefühl hatte, nicht ganz bei Sinnen zu sein.
Ich lächelte schief. „Tja, man
sollte vorsichtig sein mit dem was man sich wünscht, es könnte in Erfüllung
gehen.“
Sie schaute mich an. Dann fasste
sie mich ganz sanft am Arm: „Ich werde dir helfen, aber heute Abend wird
gefeiert. Lass uns tanzen gehen.“
Ganz sacht führte sie mich
durch die Menge und ich hatte das Gefühl wie durch ein Fenster zu schauen. So,
als ob ich gar nicht da wäre, sondern alles nur durch eine Scheibe beobachten
würde. Wir erreichten ohne Probleme die Tanzfläche im Wohnzimmer. Es wurde Hip
Hop gespielt, nicht gerade mein Geschmack. Ich sah wie Professor McPhee in
Richtung des DJ’s nickte und plötzlich hörte die Musik auf und es erklang ein
Popsong aus den 80ern. Meine absoluten Favoriten, auch darüber machte Donna
sich immer lustig. Sie mochte alles was laut war und viel Bass hatte. Darin
unterschieden wir uns total.
„Äh, Professor McPhee……“
„Susi, nenn mich Susi, wenn du
Professor McPhee sagst fühle ich mich so alt.“
Ich wurde rot. Etwas komisch
fand ich es schon, mit meiner Professorin zu tanzen und sie dann auch noch beim
Vornamen zu nennen.
Sie lächelte mich an und
plötzlich war es mir egal. Die Musik gefiel mir und ich fing an zu tanzen. Wir beide
bewegten uns zum Rhythmus der Musik und ich wurde immer lockerer.
Wir tanzten eine ganze Weile,
und das, wo ich doch eigentlich ein Tanzmuffel bin. Donna ist da ganz anders.
Sie hält nichts mehr, wenn ihre Musik gespielt wird.
Sie spielten ein Lieblingslied
nach dem anderen von mir. Eigentlich hätte mich das wundern müssen, aber ich
war wie im Rausch. Dann plötzlich hörte die Musik auf und es erklang ein Schwof
Lied. Zuerst war ich irritiert und wusste nicht recht, was ich tun sollte.
Normalerweise würde ich in so einer Situation die Tanzfläche fluchtartig
verlassen. Doch da stand ich, wie angewurzelt vor Susi, und wartete ab. Worauf
eigentlich? Aber im nächste Augenblick wusste ich es. Susi kam langsam auf mich
zu und nahm meine Hände. Langsam fing sie an sich zur Musik zu bewegen.
Herrgott, ich starrte auf ihre sich sanft bewegenden Hüften. Meine Gedanken
rasten. Eigentlich war ich nur mitgekommen um vielleicht ein Mädel für mich
klar zu machen. Und nun tanzte ich mit meiner Professorin, und das auch noch
Hand in Hand. Langsam fing auch ich an mich zu bewegen. Nur ganz sacht und wir
sahen uns dabei in die Augen. Um mich herum nahm ich nichts mehr wahr. Ich sah
auch nicht wie Donna und Kim ins Zimmer kamen und mich mit offenem Mund
anstarrten.
„Meine Herrn, da schau her,
stille Wasser sind tief.“ Donna stieß Kim in die Seite, so dass diese
aufschrie. „Spinnst du!?“
Aber Donna nickte nur in meine
Richtung und schmunzelte. Kim schaute zu mir herüber: „Das glaub ich jetzt
nicht!“
„Ja, sag ich doch, stille
Wasser sind tief.“
„Ich dachte sie tanzt nicht
gern.“
„Tja, muss wohl nur die
Richtige kommen.“
„Komm, lass uns auch tanzen.“
„Ach Donna, mir ist nicht gut,
lieber nicht.“
Donna sah Kim besorgt an. „Was
ist mit dir?“
„Mir ist schlecht und irgendwie
schwindelig.“
„War wohl doch ein Tequila zu
viel?“
„Keine Ahnung. Können wir nach
Hause fahren?“
„Was, jetzt schon? Es fängt
gerade an Spaß zu machen.“
„Na ja, wenn du nicht möchtest,
kann ich auch mit dem Taxi fahren.“
„Ich würde schon noch gern
etwas bleiben. Wenn es dir nichts ausmacht.“
„Aber nein, bleib du nur hier
und amüsier dich, ich werde zu mir fahren und mich hinlegen. Ist gar kein
Problem.“
„Ok, willst du Charly noch
tschüss sagen?“
„Ja, das mache ich.“
Donna kam mit Kim an der Hand
auf die Tanzfläche. Sie stupste mich am Arm, Susi und ich waren mittlerweile
zum Klammern übergegangen. Es dauerte einen Moment bis ich Donna bemerkte.
„Hi Süße, Kim möchte nach
Hause, ihr ist nicht gut. Ich bringe sie schnell zum Taxi und komme dann
wieder.“
Ich schaute auf Kim. Sie sah
aus wie ein Häufchen Elend. Dann schaute ich wieder meine beste Freundin an.
„Bringst du sie denn nicht
heim?“
„Nö, es macht ihr nichts aus,
wenn ich noch etwas hier bleibe. Der Abend hat ja gerade erst angefangen.“
„Du hättest ihr nicht so viel
Tequila geben sollen. Du weißt doch, dass sie nicht so viel verträgt.“
„Ach, ein starker Kaffee und
Morgen geht es ihr wieder gut.“ Donna grinste mich an. In diesem Moment hätte
ich sie schütteln mögen. Donna war manchmal so Gedankenlos. Aber ich wusste,
dass sie es nicht böse meinte. Trotzdem. Ich schaute Susi an, wir hatten unsere
Umklammerung keinen Millimeter gelöst.
„Probleme?“ fragte sie mit
ihrer samtigen Stimme.
„Meine Freundin will ihre
Freundin nicht nach Hause begleiten, obwohl es ihr offensichtlich nicht gut
geht.“
„Und das ärgert dich?“
„Ja, natürlich. Donna ist
manchmal so, so, …….“ Mir fiel gerade kein Wort ein, welches meine Gefühle
ausdrücken könnte.
Susi lockerte für einige
Sekunden die Umarmung und wandte sich an Donna: „Hi, ich bin Susan McPhee.“ Sie
reiche ihr die Hand. Ich musste innerlich grinsen. „Hi, Donna Bennett.“ Donna
nahm die ihr dargebotene Hand und schüttelte sie ordentlich. Wie es halt ihre
Art war.
„Hallo Donna, schön dich
kennenzulernen.“
Das Schütteln hatte aufgehört
und Donna sah Susi direkt in die Augen.
„Ich habe gehört ihr wollt
schon gehen? Deiner Freundin geht es nicht gut und du begleitest sie nach
Hause?“
Donna grinste dümmlich und
nickte nur.
Hä? Was ist denn jetzt los?
Hatte Donna nicht gerade gesagt, dass sie Kim nur zum Taxi bringen wollte?
Susi ließ ihre Hand los und
schaute mich kurz an, zu Donna gewandt meinte sie: „Dann gute Heimfahrt, und
nehmt auf jeden Fall ein Taxi, du hast ja auch einiges getrunken.“
„Ja, machen wir. Euch noch
einen schönen Abend.“ Und zu mir gewandt: „Süße, wir sehen uns Morgen.“ Und
etwas leiser: „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Sie zwinkerte mir zu
und verschwand mit Kim an der Hand von dannen. Kim schaffte es gerade nur mir
noch einen kurzen Gruß zuzuwinken und schon waren sie um die Ecke verschwunden.
Ich schüttelte den Kopf.
„Alles in Ordnung?“
Jetzt hatte ich keine Lust mehr
zum Tanzen und bat Donna mit mir auf die Terrasse zu gehen. Sie willigte ein
und wir verließen den lauten Raum, in dem es jetzt nach Zigarettenrauch und
Gras roch. Ich war froh dieser Luft zu entkommen.