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Sonntag, 29. Juni 2014

Und noch eine Vampirgeschichte - Die Begegnung



Die Begegnung





Nachdem ich mich hergerichtet hatte nahm ich mir gegen zwanzig Uhr ein Taxi zu Donnas Wohnung. Ich wollte gerade den Klingelknopf drücken, als sie die Tür aufriss und mich freudig in den Arm nahm.

„Hallo Süße, schön daß du mitkommst.“ Mit diesen Worten führte sie mich in das Wohnzimmer, in dem schon ihre Freundin Kim und eine andere junge Frau, die ich nicht kannte, saßen.

„Das ist Tessa, eine Kommilitonin von Kim. Tessa, das ist Maddy, meine beste Feundin.“ Mit diesen Worten stellte sie uns vor und schob mich in Richtung Sofa. Kaum saß ich, da hatte ich auch schon eine Flasche Bier in der Hand. Donna setzte sich direkt neben mich und sprach zu Tessa : „Nun Tessa, wo waren wir gerade stehengeblieben?“

Und zu mir gewandt: „Du musst nämlich wissen, Tessa ist stock hetero.“ Sie zwinkerte mir zu.

„Du sagst das, als ob das eine Krankheit wäre,“ beschwerte sich Tessa, allerdings auch mit einem Zwinkern.

Ich musste lachen, na, Donna mal wieder in Höchstform.

"Mach dir nichts draus," sagte ich zu Tessa, "Donna meint es nicht so. Sie liebt es, andere aufzuziehen."

Tessa lachte, ein helles Lachen, daß ansteckend  wirkte. Sie warf ihren Kopf in den Nacken, so daß ihre roten Locken fast bis zu ihrem Po reichten.

Während wir die eine oder  andere Flasche Bier vernichteten, versuchte Donna Tessa von den Vorzügen lesbischer Liebe zu überzeugen.

Tessa nahm es mit Humor und gab meiner Freundin ordentlich Kontra. Mich amüsierte diese angeregte Diskussion, allerdings, als mein Blick auf Kim viel bekam ich den Verdach, dass diese keinen Gefallen an diesem Schlagabtausch fand.

Plötzlich stand sie auf und ging in die Küche. Während Donna und Tessa lautstark weiterdiskutierten folgte ich Kim. Die beiden bemerkten nicht einmal, dass ich aufgestanden war.

Als in die Küche betrat, sah ich Kim wie sie sich an den Kühlschrank lehnte. Sie sah erst auf, als ich direkt vor ihr stand.

"Alles ok mit dir?" Ich suchte den direkten Blickkontakt. Kim sah auf ihre Schuhe. Ich bekam keine Antwort.

Ich fasste mit Daumen und Zeigefinger Kim's Kinn und hob langsam ihr Gesicht an bis ich ihr in die Augen sehen konnte.

Irrte ich mich oder waren das Tränen in ihren Augen? Sie sah mich mit traurigem Blick an und ich nahm sie in die Arme.

"So schlimm?"

Kim hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen. "Und sie merkt noch nicht einmal, dass sie mir damit weh tut." Ein kleiner Schluchzer enfuhr ihrer Kehle.

Ich wußte zunächst nicht, was sie meinte, doch dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich mußte mir ein kleines Lächeln verkneifen.

"Ach Süße, du kennst doch Donna. Sobald eine attraktive Frau in ihre Nähe kommt ist sie nicht mehr zu bremsen. Das heißt doch nicht, das sie dich nicht liebt."

Arme kleine Kim, sie war über beide Ohren in Donna verknallt, und hatte doch keine Ahnung, auf was sie sich da eingelassen hatte. Donna ist eine ganz tolle Freundin, eine super Studienkollegin, eine sehr hilfsbereite Person, aber wenn es um Beziehungen ging, legte sie die Regeln sehr großzügig aus. Ich kannte Donna nun schon, seid ich mein Studium begonnen hatte. Das sie lesbisch war, hatte ich erst Monate später herausgefunden. Aber das sie in Sachen Treue nicht die zuverlässigste war, hatte ich sehr schnell kapiert. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich nichts von ihr wollte. Nicht, dass sie nicht attraktiv wäre, nein, sie war heiß. Aber ich suchte doch eher was fürs Herz und nicht nur fürs Bett. Sie hat  es damals akzeptiert und wir wurden die besten Freundinnen.

Nun stand  ich hier in der Küche mit Kim, ihrer neuesten Eroberung und veruchte sie  zu trösten, obwohl ich wußte, dass das nicht lange gut  gehen würde. Aber  ich wollte ihr nicht sofort die Illusion nehmen.

Ich sah Kim direkt in die Augen. "Kim, Donna war, seid sie hier an der Uni ist, noch mit keiner Frau so lange zusammen wie mit dir. Und außerdem, Tessa ist hetero und so wie ich das mitbekommen habe, auch nicht bekehrbar. An ihr wird sich unsere taffe Donna die Zähne ausbeißen. Und du bist dann da, um sie zu trösten."

"Meinst du?"

"Aber ja, ich kenne sie nun schon einige Zeit. Glaub mir, sie will nichts von Tessa. Es bereitet ihr nur tierischen Spaß, Heteras zu provozieren. Sie meint das nicht ernst und ich denke, Tessa hat das verstanden. Sie nimmt es mit Humor."

Jetzt schaute Kim schon nicht mehr so unglücklich. Ich  nahm sie noch einmal in den Arm und drückte sie. "Und, alles wieder gut?" Sie nickte. Zusammen gingen wir wieder ins Wohnzimmer. Die beiden Kontrahentinnen hatten ihre Diskussion beendet und sprachen gerade über die neu gegründete Rockband der Uni. Donna sah auf und rief uns zu: "Da seid ihr ja. Los, Jacken anziehen, wir wollen starten!"

Gehorsam zogen wir uns an und verließen die Wohnung. Vor dem Haus stand Donna's alter Wagen. Ein dunkelblauer Ford Taunus. Den hatte sie von ihrer Oma geerbt, die ihn wiederum aus Deutschland importieren ließ. Wir hatten alle bequem Platz und gut gelaunt fuhren wir los Richtung Uni.

Am Verbindungshaus angekommen ließ uns Donna direkt vor dem Eingang aussteigen,  während sie nach einem Parkplatz suchte. Vor dem Haus war schon allerhand los. Junge Leute standen in kleinen Gruppen zusammen oder saßen mit ihren Getränken im Schneidersitz auf dem Rasen vor dem Haus. Kim, Tessa und ich bahnten uns einen Weg durch die im Rythmus wackelnden, teils halbnackten Leiber. Als wir die Treppe zum Eingang hinaufgingen kam uns eine Gruppe gröhlender junger Männer entgegen, die Bierflaschen wild hin und her schwenkend direkt auf uns zustürmten. Wir hatten keine Chance mehr auszuweichen. Ein großer Blonder, anscheinend der Redelsführer, riß mich direkt in seine Arme und schwankte mit mir hin und her. Er versuchte mir einen Kuß aufzudrücken und ich hatte alle Mühe seinem gespitzen Mund auszuweichen.

„Nun zier dich nicht so, ich kann sehr gut küssen“, lallte er dicht vor meinem Gesicht. Ich musste wohl etwas angewidert geschaut haben, denn er ging mit seinem Kopf zurück. Aber er blieb vor mir stehen.

„Etwas mehr Respekt, meine Liebe, ich bin schließlich ein Fürst.“

Ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen. „Aber ja, und ich bin eine Gräfin.“

Tessa und Kim fingen an zu kichern.

Der Blonde schaute mich plötzlich sehr ernst an. Mir wurde etwas mulmig zu mute. Dann kam er ganz langsam wieder mit seinem Gesicht auf mich zu. Ich traute nicht, mich zu bewegen. Eigentlich hätte ich ihn ganz leicht wegstoßen und weitergehen können, doch irgendetwas hielt mich zurück.

Er kam ganz nah an mein Gesicht, dann neigte er seinen Kopf, bis er mit der Nase fast meinen Hals berührte. Er schnüffelte, ja, wie ein Hund. Ich hätte laut loslachen können, doch irgendetwas tief in mir, riet mir davon ab.

„Nein, bist du nicht.“ Sagte er ganz trocken.

„Ach, und warum nicht?“ antwortete ich schnippisch.

Sein Kopf hatte sich wieder um einige Zentimeter von mir wegbewegt. Er sah mich nur an. Ich hatte den Eindruck, dass seine Augen etwas dunkler geworden waren, aber das bildete ich mir bestimmt nur ein.

„Warmes Blut.“

Das war alles was er sagte. Ich bin wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber darauf wusste ich jetzt nichts zu erwidern.

Seine Kumpel wurden plötzlich lebendig, nahmen ihn rechts und links bei den Armen und versuchten ihn unter fröhlichem Gegröle von mir wegzuziehen. Er sträubte sich anfänglich und starrte mir währenddessen stur in die Augen.

Ich bekam ein komisches Gefühl im Magen. Doch plötzlich grinste er, hob sein Bierglas um mir zuzuprosten und gab uns den Weg frei.

Ich schaute irritiert auf Kim und Tessa.

„Was war das denn?“

Kim und Tessa kicherten. „Na, die hatten wohl ein Bier mindesten zu viel.“

„Mmh, mag schon sein.“

„Ach mach dir nichts draus Charly, ah da kommt Donna.“

„Und überhaupt, was sollte das, warmes Blut? Was denn sonst?“ murmelte ich vor mich hin. Aber viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht mehr. Schon kam Donna von hinten auf uns zugestürmt und schob uns Richtung Eingang.

„Na, habt ihr schon Sehnsucht nach mir gehabt?“ fragte sie uns mit einem schelmischen Lächeln und gab Kim einen Kuss auf den Mund.

„Ein bisschen schon“, meinte diese ganz leise und schmiegte sich an Donna.

Gemeinsam betraten wir vier nun das Haus. Drinnen war schon die Hölle los. Wir drängten uns an halbnackten Körpern vorbei. Durch den ohrenbetäubenden Lärm konnten wir unser eigenes Wort nicht verstehen.

Ich wandte mich an Donna: „Bist du sicher, dass Professor McPhee auch hier ist?“

„Was?“ schrie sie zurück.

Noch etwas lauter schrie ich ihr direkt ins Ohr: „Bist du sicher, dass Professor McPhee heute Abend hier ist?“

Donna nickte nur. Also schoben wir uns weiter in das Innere des Hauses.

Donna lotste uns in die Küche. Dort war die Musik nicht ganz so laut.

„So Mädels, erst mal flüssige Nahrungsaufnahme.“

Auf dem großen hölzernen Küchentisch standen zig offene Flaschen mit den echt harten Sachen.

Donna suchte so lange, bis sie das Richtige gefunden hatte. Triumphierend hielt sie die Falsche hoch. „Tequila! Fehlt nur noch Salz und Zitrone.“

Suchend lief sie in der Küche herum. Ich schaute mich um. Wir hatte Tessa verloren. Wahrscheinlich kannte sie hier jemanden und hatte sich zu ihnen gesellt.

Kim und ich schauten uns an. Ich fühlte mich nicht wirklich wohl hier unter all den feiernden Leuten und ich hatte den Eindruck, Kim ging es ebenso.

Donna hatte schließlich gefunden wonach sie gesucht hatte. Sie goss drei Gläser voll mit Tequila, streute sich etwas Salz auf den Handrücken und reichte den Streuer dann weiter.

Ich lehnte ab. „Sorry, aber ich schaue mal, ob ich Prof. McPhee irgendwo finde.“

„Spaßbremse.“ Donna zwinkerte mir zu und reichte Kim das Salz und die Zitronenscheibe.

Ich verließ die Küche und bahnte mir einen Weg durch die Menge. Aber ich konnte die Professorin nirgends entdecken. Nach einiger Zeit gab ich die Suche auf. Aber nun konnte ich weder Tessa, noch Kim und Donna irgendwo entdecken. Ich beschloss auf die Terrasse zu gehen um etwas Luft zu schnappen, doch vorher holte ich mir noch ein Bier in der Küche.

Auf der Terrasse war es nicht ganz so voll und vor allem nicht ganz so laut.

Aufatmend lehnte ich mich an das Geländer und schaute auf die Grünfläche vor dem Haus. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so dastand, doch plötzlich verspürte ich ein Gefühl, als ob mich jemand von hinten beobachtete.

Oh, bitte lass es nicht wieder diesen blonden Typ sein, dachte ich bei mir.

Ich drehte mich langsam in Richtung der Terrassentür. Ich konnte Niemanden entdecken, der mich vielleicht anstarrte. Also wandte ich meinen Blick wieder nach vorn. Ich träumte so vor mich hin. Meine letzte feste Beziehung mit einer Frau war schon eine Weile her. Donna machte sich immer wieder darüber lustig. Aber sie meinte es nicht so. Sie war wirklich eine gute Freundin. Wenn ich Probleme hatte, egal welcher Art, konnte ich zu jeder Tages- oder Nachtzeit zu ihr kommen. Oder sie anrufen. Donna wusste immer Rat. Und wenn nicht nahm sie Dr. Tequila zur Hilfe. Das ging immer.

Ein kühler Luftzug im Nacken riss mich aus meinen Gedanken. Ich spürte etwas, ohne sagen zu können, was es war. Eine Präsenz, ein Gefühl von Kälte durchfuhr mich. Ich fröstelte. Ich wusste schlagartig, dass da etwas hinter mir war, aber ich konnte nicht sagen was. Und ich traute mich auch nicht mich umzudrehen.

„Ist dir kalt?“ hörte ich eine tiefe weibliche Stimme hinter mir. Diese kam mir bekannt vor und ich drehte mich vorsichtig um.

Voller Überraschung sah ich, dass Professor McPhee hinter mir stand. Und zwar ziemlich nah. Ich konnte ihr Parfüm riechen. Dior, einer meiner Lieblingsdüfte.

„Oh, hallo Professor McPhee. Ähm, nein, es war nur ein kleiner Schauer der mir über die Haut fuhr.“

Sie sah wie immer atemberaubend aus. Ihre langen gelockten roten Haare reichten fast bis zu ihrem Po. Ihre Haut war makellos. Sie hatte einen schlanken durchtrainierten Körper und ihre Augen erst. Dunkel, tiefgründig und sie passten wunderbar zu ihrem vollen Mund. Der übrigens lächelte und ihre ebenmäßigen weißen Zähne zum Vorschein brachte.

Ich hatte sie ja schon ein paarmal im Hörsaal gesehen, aber jetzt, so nah, sah sie noch viel toller aus.

Ich räusperte mich. „Mhr, schön dass ich sie hier treffe.“

Sie schaute mich an und ihre Augen schienen zu strahlen.

„So, Charlotte, nicht wahr? Das Vergnügen ist ganz meinerseits.“

Mein Gott hatte die Frau Stil.

„Ja, ähm, ich schreibe da gerade an einem Aufsatz und finde nicht den richtigen Ansatz. Irgendwie fehlt mir der Bezug zum Thema.“

Sie schaute mir direkt in die Augen. „Um welches Thema geht es denn?“

„Vampire.“

Ihr Lächeln verschwand und ich hatte den Eindruck, dass ihre Augen noch dunkler wurden, falls das überhaupt möglich war.

Aber nur für einen kurzen Moment, dann lächelte sie mich wieder an. „Und um was genau?“

„Na ja, woher dieser Mythos kommt, die verschiedenen Ansichten, ob so etwas in der heutigen Zeit überhaupt möglich wäre.“

„Da hast du dir ja ganz schön was vorgenommen.“ Ihre Stimme klang wie schwarzer Samt. Obwohl ich nicht wirklich weiß wie sich schwarzer Samt anhört. Aber dieser Vergleich kam mir in den Sinn. Obwohl ich das Gefühl hatte, nicht ganz bei Sinnen zu sein.

Ich lächelte schief. „Tja, man sollte vorsichtig sein mit dem was man sich wünscht, es könnte in Erfüllung gehen.“

Sie schaute mich an. Dann fasste sie mich ganz sanft am Arm: „Ich werde dir helfen, aber heute Abend wird gefeiert. Lass uns tanzen gehen.“

Ganz sacht führte sie mich durch die Menge und ich hatte das Gefühl wie durch ein Fenster zu schauen. So, als ob ich gar nicht da wäre, sondern alles nur durch eine Scheibe beobachten würde. Wir erreichten ohne Probleme die Tanzfläche im Wohnzimmer. Es wurde Hip Hop gespielt, nicht gerade mein Geschmack. Ich sah wie Professor McPhee in Richtung des DJ’s nickte und plötzlich hörte die Musik auf und es erklang ein Popsong aus den 80ern. Meine absoluten Favoriten, auch darüber machte Donna sich immer lustig. Sie mochte alles was laut war und viel Bass hatte. Darin unterschieden wir uns total.

„Äh, Professor McPhee……“

„Susi, nenn mich Susi, wenn du Professor McPhee sagst fühle ich mich so alt.“

Ich wurde rot. Etwas komisch fand ich es schon, mit meiner Professorin zu tanzen und sie dann auch noch beim Vornamen zu nennen.

Sie lächelte mich an und plötzlich war es mir egal. Die Musik gefiel mir und ich fing an zu tanzen. Wir beide bewegten uns zum Rhythmus der Musik und ich wurde immer lockerer.

Wir tanzten eine ganze Weile, und das, wo ich doch eigentlich ein Tanzmuffel bin. Donna ist da ganz anders. Sie hält nichts mehr, wenn ihre Musik gespielt wird.

Sie spielten ein Lieblingslied nach dem anderen von mir. Eigentlich hätte mich das wundern müssen, aber ich war wie im Rausch. Dann plötzlich hörte die Musik auf und es erklang ein Schwof Lied. Zuerst war ich irritiert und wusste nicht recht, was ich tun sollte. Normalerweise würde ich in so einer Situation die Tanzfläche fluchtartig verlassen. Doch da stand ich, wie angewurzelt vor Susi, und wartete ab. Worauf eigentlich? Aber im nächste Augenblick wusste ich es. Susi kam langsam auf mich zu und nahm meine Hände. Langsam fing sie an sich zur Musik zu bewegen. Herrgott, ich starrte auf ihre sich sanft bewegenden Hüften. Meine Gedanken rasten. Eigentlich war ich nur mitgekommen um vielleicht ein Mädel für mich klar zu machen. Und nun tanzte ich mit meiner Professorin, und das auch noch Hand in Hand. Langsam fing auch ich an mich zu bewegen. Nur ganz sacht und wir sahen uns dabei in die Augen. Um mich herum nahm ich nichts mehr wahr. Ich sah auch nicht wie Donna und Kim ins Zimmer kamen und mich mit offenem Mund anstarrten.

„Meine Herrn, da schau her, stille Wasser sind tief.“ Donna stieß Kim in die Seite, so dass diese aufschrie. „Spinnst du!?“

Aber Donna nickte nur in meine Richtung und schmunzelte. Kim schaute zu mir herüber: „Das glaub ich jetzt nicht!“

„Ja, sag ich doch, stille Wasser sind tief.“

„Ich dachte sie tanzt nicht gern.“

„Tja, muss wohl nur die Richtige kommen.“

„Komm, lass uns auch tanzen.“

„Ach Donna, mir ist nicht gut, lieber nicht.“

Donna sah Kim besorgt an. „Was ist mit dir?“

„Mir ist schlecht und irgendwie schwindelig.“

„War wohl doch ein Tequila zu viel?“

„Keine Ahnung. Können wir nach Hause fahren?“

„Was, jetzt schon? Es fängt gerade an Spaß zu machen.“

„Na ja, wenn du nicht möchtest, kann ich auch mit dem Taxi fahren.“

„Ich würde schon noch gern etwas bleiben. Wenn es dir nichts ausmacht.“

„Aber nein, bleib du nur hier und amüsier dich, ich werde zu mir fahren und mich hinlegen. Ist gar kein Problem.“

„Ok, willst du Charly noch tschüss sagen?“

„Ja, das mache ich.“

Donna kam mit Kim an der Hand auf die Tanzfläche. Sie stupste mich am Arm, Susi und ich waren mittlerweile zum Klammern übergegangen. Es dauerte einen Moment bis ich Donna bemerkte.

„Hi Süße, Kim möchte nach Hause, ihr ist nicht gut. Ich bringe sie schnell zum Taxi und komme dann wieder.“

Ich schaute auf Kim. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend. Dann schaute ich wieder meine beste Freundin an.

„Bringst du sie denn nicht heim?“

„Nö, es macht ihr nichts aus, wenn ich noch etwas hier bleibe. Der Abend hat ja gerade erst angefangen.“

„Du hättest ihr nicht so viel Tequila geben sollen. Du weißt doch, dass sie nicht so viel verträgt.“

„Ach, ein starker Kaffee und Morgen geht es ihr wieder gut.“ Donna grinste mich an. In diesem Moment hätte ich sie schütteln mögen. Donna war manchmal so Gedankenlos. Aber ich wusste, dass sie es nicht böse meinte. Trotzdem. Ich schaute Susi an, wir hatten unsere Umklammerung keinen Millimeter gelöst.

„Probleme?“ fragte sie mit ihrer samtigen Stimme.

„Meine Freundin will ihre Freundin nicht nach Hause begleiten, obwohl es ihr offensichtlich nicht gut geht.“

„Und das ärgert dich?“

„Ja, natürlich. Donna ist manchmal so, so, …….“ Mir fiel gerade kein Wort ein, welches meine Gefühle ausdrücken könnte.

Susi lockerte für einige Sekunden die Umarmung und wandte sich an Donna: „Hi, ich bin Susan McPhee.“ Sie reiche ihr die Hand. Ich musste innerlich grinsen. „Hi, Donna Bennett.“ Donna nahm die ihr dargebotene Hand und schüttelte sie ordentlich. Wie es halt ihre Art war.

„Hallo Donna, schön dich kennenzulernen.“

Das Schütteln hatte aufgehört und Donna sah Susi direkt in die Augen.

„Ich habe gehört ihr wollt schon gehen? Deiner Freundin geht es nicht gut und du begleitest sie nach Hause?“

Donna grinste dümmlich und nickte nur.

Hä? Was ist denn jetzt los? Hatte Donna nicht gerade gesagt, dass sie Kim nur zum Taxi bringen wollte?

Susi ließ ihre Hand los und schaute mich kurz an, zu Donna gewandt meinte sie: „Dann gute Heimfahrt, und nehmt auf jeden Fall ein Taxi, du hast ja auch einiges getrunken.“

„Ja, machen wir. Euch noch einen schönen Abend.“ Und zu mir gewandt: „Süße, wir sehen uns Morgen.“ Und etwas leiser: „Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Sie zwinkerte mir zu und verschwand mit Kim an der Hand von dannen. Kim schaffte es gerade nur mir noch einen kurzen Gruß zuzuwinken und schon waren sie um die Ecke verschwunden. Ich schüttelte den Kopf.

„Alles in Ordnung?“

Jetzt hatte ich keine Lust mehr zum Tanzen und bat Donna mit mir auf die Terrasse zu gehen. Sie willigte ein und wir verließen den lauten Raum, in dem es jetzt nach Zigarettenrauch und Gras roch. Ich war froh dieser Luft zu entkommen.

Und noch eine Vampirgeschichte - Prolog



Prolog



Warum hatte ich mich nur darauf eingelassen? Keiner in meinem Schreibkurs wollte dieses Thema übernehmen. Aber ich musste ja wieder so Naseweiß sein und mich dafür melden.

Nun saß ich schon seit Stunden an meinem Schreibtisch, recherchierte im Internet, las Auszüge aus Büchern oder aus wissenschaftlichen Abhandlungen, aber die zündende Idee wollte sich einfach nicht einstellen.

Ich hatte doch gar keine Ahnung von Vampiren. Außerdem hielt ich dieses ganze Thema sowieso für albern.

Letztes Wochenende hatte ich mir sogar einen "Twilight"-Marathon mit meiner besten Freundin Donna angetan. Ich fand die Filme alles andere als interessant und Donna ist sogar während des zweiten Teiles eingeschlafen.

Aber ich wollte eine gute Note in diesem Kurs erreichen und außerdem wollte ich meinen Professor beeindrucken.

Tja, wer nicht hören will........

Ich raufte mir sprichwörtlich die Haare. 

Das Telefon klingelte. "Hallo!" 

"Oh Gott, wie hörst du dich denn an?" Es war Donna. 

"Hör bloß auf, ich sitze jetzt hier schon seid etlichen Stunden und habe überhaupt keinen Plan, was ich schreiben soll."

Donna lachte. "Ach Süße, da kann ich dir auch nicht helfen. Ich hab ja nicht einmal den Twilight-Marathon durchgehalten."

"Ja, du Blöde bist ja schon beim zweiten Teil eingeschlafen."

Donna kicherte. "Sorry, aber diese Filme sind mir echt zu schnulzig."

"Ok, kannst du mir sagen, was ich jetzt machen soll?"

"Mmmmhhh, tja, das Thema und der Hype sind irgendwie an mir vorbei gerauscht."

"Du bist mir ja vielleicht eine große Hilfe." Ich brummelte vor mich hin.

"Tut mir leid." Kurze Pause. "Sag mal, warum fragst du nicht Professor  MacPhee? Sie hat mal eine Abhandlung über dieses Thema geschrieben."

Ich horchte auf. "Donna, du bist ein Schatz. An Susan MacPhee hatte ich gar nicht gedacht."

"Ja, wenn du mich nicht hättest."

"Ich könnte dich knutschen!"

Donna lachte. "Ich schätze, das gefiele Kim gar nicht."

"Ist sie immer noch so eifersüchtig? Verstehe ich gar nicht, wo du doch so treu bist." Mein leichter ironischer Unterton blieb Donna nicht verborgen. Aber wir waren schon so lange befreundet und hatten schon so viel gemeinsam durchlebt, dass wir uns alles sagen konnten.

Aber auch Donna musste lachen. "Tja, du kennst mich eben sehr gut. Aber ich muß zu meiner Verteidigung sagen, dass ich schon seit fast drei Wochen mit keiner anderen Frau zusammen war. Nur mit Kim. Sie ist einfach der Hit."

"Ach Donna, ich kenne dich doch, kaum läuft dir eine andere sexy Frau über den Weg, schon bist du wieder auf der Jagd. Arme Kim."

"Kim muß dir nicht leid tun, sie kommt voll auf ihre Kosten. Letzte Nacht erst...."

Ich unterbrach sie: "Bitte keine Details. Ich kann mir schon vorstellen, was sich da bei euch abgespielt hat."

"Na ja, dich konnte ich ja leider nicht für mich überzeugen."

"Donna, wie du dich erinnerst, haben wir es einmal miteinander versucht, es hat nicht wirklich geprickelt. Ich schätze dich wirklich als Freundin und bin froh, dass ich dich habe."

"Ja, ist schon gut. Ich wollte es ja nur mal kurz erwähnt haben."

"Sag mal, weshalb hast du eigentlich angerufen?"

"Ach ja, hätte ich fast vergessen. Kim und ich gehen heute Abend auf eine Party Im GammaDelta-Haus. Hast du nicht Lust mitzukommen? Dort soll es einige leckere Frauen geben."

Ich musste lachen. Das war wieder typisch Donna. Sie war jetzt mit Kim drei Wochen zusammen und wollte sich schon wieder nach Frischfleisch umsehen. Das ist nicht meine Sprache, das kam von ihr.

Ich überlegte einen Moment. Eigentlich hatte ich keine große Lust, aber mit meinem Aufsatz kam ich auch nicht weiter. Also sagte ich zu.

Wir verabredeten uns für einundzwanzig Uhr bei ihr um uns warm zu trinken. 

Nachdem wir das Gespräch beendet hatten freute ich mich plötzlich doch. Vielleicht viel ja auch eine nette Frau für mich dabei ab.