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Sonntag, 13. Oktober 2013

Kapitel 7: Maskerade

Ich sitze in meinem Bett. Du liegst halb bekleidet neben mir. Ich kann deine Enttäuschung fast körperlich spüren. Und ich empfinde Angst. Angst dich zu verlieren. Ich habe heute Nacht einen Fehler gemacht. Es tut mir alles so leid, doch ich kann es nicht ungeschehen machen.
Ich sehe dich an und wünsche mir, ich wäre stärker. Stark genug um mich meiner Liebe zu dir zu bekennen. Zu dem, was ich bin und was ich sein möchte.

Doch alles der Reihe nach. Es fing damit an, daß wir mit Liza und Fran in eine Karaoke-Bar gingen. Das ist ganz und gar nicht mein Fall. Leuten zuzusehen, die sich zum Affen machen. Möchtegern Sängern zuhören, so etwas war wirklich nicht mein Ding. Ich hatte dann immer das Gefühl des "Fremdschämens".
Aber Cassie stand auf diese Sache und so ging ich mit. Ein dummer Fehler, wie sich bald herausstellen sollte.
Es war eine Karaoke Bar in Downtown Manhatten für überwiegend schwul/lesbisches Publikum.
Wir bekamen einen Tisch nahe der Bühne, an dem schon zwei sehr nette und gutaussehende schwule Männer saßen. Und wie sich herausstellte, hatte Patrick die gleiche Einstellung zu Karaoke wie ich. Von da an versprach der Abend dann doch nicht so schlimm zu werden, da ich mit Patrick fröhlich drauflos lästern konnte. Cassie sah mich amüsiert an und legte ihren Arm um meine Stuhllehne. "Na mein Schatz, da hast du ja einen Gleichgesinnten gefunden." Ich sah sie lächelnd an, gab ihr einen Kuß auf die Wange und bestellte mir bei der attraktiven Kellnerin einen Cocktail.
Wider erwarten hatte ich doch viel Spaß. Bis Cassie mich anschaute und meinte: "Gleich bin ich dran."
"Dran? Womit?" Man, war ich begriffsstutzig.
"Mit singen."
Schlagartig wurde ich ernst. Ich starrte sie an und brachte keinen Ton heraus. "Das ist jetzt nicht dein Ernst?"
Cassie lachte ihr kehliges Lachen und schaute mir direkt in die Augen. "Oh doch, und das Lied ist nur für dich." Sprach es, lachte, gab mir einen Kuß auf den Mund und stand auf.
Ich hielt sie am Arm fest. "Cassie, bitte, das mußt du nicht tun."
Sie lächelte mich an, entzog mir sanft ihren Arm und ging in Richtung Bühne davon.
Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Meine innere Stimme wollte mich beruhigen: 'Was stellst du dich so an. Das ist doch total süß von ihr. Das hat noch keine Frau für dich gemacht.'
Mir wurde schlecht. Ich stand auf und ging zur Theke. Dort bestellte ich mir einen doppelten Wodka. Kaum hatte die Barkeeperin ihn vor mir plaziert hatte ich ihn auch schon gekippt. Ich bestellte sofort einen zweiten.
Auf der Bühne machte der Moderator gerade seine Ansage: " Und nun für euch......Cassie!" Jubel, Applaus und mir wurde noch schlechter. Ich mußte so elend ausgesehen haben, das sogar die Barkeeperin besorgt fragte: "Alles in Ordnung, Schätzchen?"
Ich nickte nur. Von der Bühne: "Sie singt: The Best, von Tina Turner. Und wie sie mir gesagt hat (dramatische Pause).... für einen ganz besonderen Menschen." Wieder Gegröle, Jubel, Pfeifen und Applaus.
Als die ersten Töne zu dem Lied erklangen drehte ich mich langsam um. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den Tresen weil ich Angst hatte umzufallen. Doch als Cassie den Mund öffnete und sang blieb mir dieser offen stehen. Ich hatte ja gar keine Ahnung das sie so eine tolle Singstimme hatte.
"Ist das nicht dein Mädchen da oben?" Das kam von der Barkeeperin hinter mir. Ich konnte nichts sagen und nickte nur schwach. Eigentlich hätte ich geschmeichelt sein können und doch war es mir peinlich.
Aus den Augenwinkeln konnte ich meine Freunde an unserem Tisch winken sehen. Ich tat so, als würde ich es nicht sehen.
Unfähig mich zu bewegen buffte mich plötzlich jemand von der Seite an. "Hi, was machst du denn hier?"
Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah in das Gesicht meiner Arbeitskollegin Jenny.
Innerlich stöhnte ich auf, nicht das auch noch. "Äh, hi, das könnte ich dich auch fragen", stotterte ich.
"Oh, meine Jogagruppe macht einen Mädelsabend. Und irgendwie sind wir hier gelandet. Ich war immer schon neugierig, wie es in diesen Kreisen abgeht."
"In diesen Kreisen?" Ich bestellte noch einen doppelten Wodka.
Sie beugte sich verschwörerisch zu mir rüber: "Na du weißt schon, Lesben eben." Sie kicherte.
Ich brauchte noch einen Doppelten.
Cory die Barfrau schaute mich schon mitleidig an. "Ach, so, hab ich gar nicht bemerkt."
Jenny stupste mich an. "He, wohl zu viel getrunken, was? Das sieht man doch auf den ersten Blick." Wieder dieses schrille Kichern. Wiederlich. Ich kippte meinen fünften doppelten Wodka.
"Wenn du es sagst." Meine Zunge wurde schon langsam schwer.
"Du bist doch nicht etwa allein hier?"
"Nein, ich bin mit Freunden da." Ich deutete wage in die Richtung unseres Tisches.
Plötzlich stand Cassie neben mir. "Na, wie hat es dir gefallen?"
Ich konnte nichts sagen und lächelte sie nur dümmlich an. Jenny schaute erst zu mir, dann zu Cassie.
Da ich keinerlei Anstalten machte sie vorzustellen preschte sie einfach selber vor, wie es ja nun mal so ihre Art war. Mit einem fröhlichen: "Hi, ich bin Jenny. Du hast toll gesungen" streckte sie Cassie Ihre Hand hin.
"Ach, ähm, sorry, Jenny, das ist Cassie, Cassie, das ist Jenny, eine Arbeitskollegin." Mir wurde schon wieder schlecht. Aber Jenny schien davon nichts zu bemerken. "Hi Cassie, wie gesagt, tolle Leistung."
"Danke, schön das es dir gefallen hat." Sie schaute mich an. Ich schaute zu Boden und wagte nicht mich zu bewegen. Ausgerechnet Jenny mußte mir hier über den Weg laufen. Die größte Tratschtante in unserem Büro. Ich hoffte inständig, daß sie nichts bemerken und das Cassie die Situation erfassen würde.
"Seid ihr zusammen hier?" Da war sie, die Frage die ich befürchtet hatte.
Cassie wollte ihr antworten doch ich kam ihr zuvor. "Tja, mehr oder weniger. Wir haben uns zufällig draußen getroffen. Cassie ist eine Freundin. Eigentlich mache ich mir nichts aus solchen Kneipen. Aber da ich gerade nichts anderes vor hatte....."
Mein Gott, was stotterte ich mir da für einen Unsinn zurecht. 
Ich lachte zu laut und zu unsicher. Cassie sah mich an, ich konnte den Schmerz in ihren Augen sehen, aber sie lächelte tapfer und spielte die Maskerade mit.
"Ja, wir haben Sandy draußen getroffen und sie überredet mit uns hinein zu gehen."
Sie schaute mich an. "So, seid mir nicht böse, aber ich werde mal zu meinen Freunden an den Tisch zurück gehen. Es war schön dich kennengelernt zu haben." Sie nickte Jenny zu und ging von dannen.
Ich schaute ihr nach und es zerriß mir das Herz, daß ich nicht zu ihr gestanden habe. Aber vor Jenny ging das auf gar keinen Fall. Und überhaupt, Cassie war doch immer damit einverstanden, das wir vor meinen Arbeitskollegen und Bekannten nur gute Freundinnen waren. Irgendwie war ihre Reaktion doch ein wenig übertrieben.
Ich wandte mich Jenny zu. "Ich dachte du treibst dich lieber da rum, wo es viele willige Männer gibt?"
Jenny lachte. "Ja, das schon, aber ich wollte kein Spielverderber sein und bin mit den Mädels mitgegangen."
Sie schaute sich um. "Ist ja auch ganz witzig hier."
"Witzig?" Blöde Kuh.
"Ja, und deine Freundin, man, wenn ich auf Frauen ständ, würde ich es glatt bei ihr versuchen."
Ich mußte husten. Ach du liebe Zeit. Wie gern ich ihr jetzt eine geklatscht hätte. Aber ich durfte mir nichts anmerken lassen. "Na dann, versuch doch einfach dein Glück." Wieso sagst du das?
Versonnen schaute sie zu Cassie hinüber. "Ja, vielleicht veruche ich es tatsächlich einmal. Ich stehe zwar nicht auf Frauen, aber man soll ja alles mal ausprobieren." Sie kicherte wieder. Der Abend war wohl schon sehr feucht für sie und ihre Freundinnen gewesen.
Plötzlich schaute sie mich an. "Du hast doch nichts dagegen, oder?"
Ich erstarrte. "Ich? Nein! Wieso? Sie ist eine gute Freundin, nicht mehr." Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Gut, daß es hier so schummrig war.
"Na, dann gehe ich mal zu deinen Freunden hinüber."
"Und was ist mit deinen Freundinnen?" beeilte ich mich zu sagen.
"Och, die kommen schon ganz gut allein zurecht." sprach es und ging.

Und wenn ich gedacht hatte, es könnte nicht schlimmer kommen, so hatte ich mich geirrt.
Ich traute mich nicht an unseren Tisch zurück, aus Angst, es könnte sich jemand verplappern. Jenny hatte es sich neben Cassie bequem gemacht und unterhielt sich schon seid einer halben Stunde angeregt mit ihr.
Das Singen hatte aufgehört und die Tanzfläche war mitlerweile eröffnet worden. Ich stand immer noch mit dem Rücken zum Tresen und hatte meinen ich weiß nicht wievielten Wodka in der Hand.
Einige Frauen hatten mich auch schon angeflirtet, doch ich hatte sie alle höflich abgewiesen. Ich starrte die ganz Zeit zu den beiden hinüber und ertrank in Selbstmitleid.
"Weißt du eigentlich was du da tust?" Die Stimme der Barfrau holte mich aus meinen trüben Gedanken. Ich drehte mich zu ihr um. "Was meinst du?"
Sie deutete mit dem Kopf in Cassies Richtung. "Da solltest eigentlich du sitzen."
Ich grummelte nur vor mich hin und bestellte mir noch einen doppelten Wodka.
Cory sah mich mitleidig an und meinte nur: "Ich denke, ein Kaffee wäre jetzt besser." Ohne meine Antwort abzuwarten ging sie und stellte kurz darauf eine Tasse dampfenden Kaffee vor mich auf die Theke.
Ich schaute sie nur an, nahm kommentarlos das heiße Getränk in beide Hände und nippte daran.
Der Kaffee tat gut. Ich bestellte mir noch ein Wasser dazu, welches ich in einem Zug austrank. Dann endlich fühlte ich mich bereit an unseren Tisch zurückzugehen. Ich drehte mich um und erstarrte in der Bewegung.
Da ich immer noch nicht ganz nüchtern war brauchte ich einen Moment um das, was ich sah, zu verarbeiten.
Cassie und Jenny eng umschlungen auf der Tanzfläche. Ich hatte immer gedacht, da ich meine Gefühle sehr gut im Griff hatte, dass ich nie Eifersucht empfinden würde. Aber nun wurde ich eines besseren belehrt. Mein Magen krampfte sich zusammen. Tränen schossen mir in die Augen, ich konnte kaum noch etwas durch den Schleier erkennen. Aber ich riss mich zusammen. Ganz die kontrollierte Person, die ich immer war. Nein, ich würde nicht weinen. Ist ja auch albern. Sie tanzen doch nur zusammen.
Was ist bloß mit dir los? Du bist doch sonst nicht so zart besaitet. Reiß dich zusammen Sandy!
Ich starrte die beiden unverhohlen an. Es sah so aus, als ob sich die beiden wirklich prächtig verständen.
Ich blieb wie angewachsen am Tresen stehen und hielt mich am Kaffee fest. Langsam drehten sie sich zur Musik und Cassies Blick fiel auf mich. Ihr Gesicht zeigte keine Regung. Sie sah mir fest in die Augen und zog Jenny noch etwas näher zu sich, falls das überhaupt noch möglich war.
Ich brauchte eine Zigarette. Mit unsicheren weitausholenden Schritten ging ich vor die Tür. Ich steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und suchte mit zitternden Fingern nach meinem Feuerzeug. Wo steckte das verdammte Ding bloß? Ich suchte in all meinen Taschen, aber wurde nicht fündig.
Da stand plötzlich Cassie neben mir und hielt mir mein Feuerzeug vor die Nase. "Suchst du vielleicht das hier?" Ich nickte nur und sie gab mir Feuer. Ich saugte an der Zigarette als ob mein Leben davon abhinge.
Cassie sah mich direkt an. Ich konnte ihren Blick nicht erwidern.
Schweigend standen wir nebeneinander, Cassie auf die Straße starrend, ich rauchend und auf die Straße starrend.
Irgendwann konnte ich diese Stille nicht mehr ertragen und fragte, den Blick nach vorn: "Möchtest du wieder reingehen?"
Ich spürte wie Cassie mich von der Seite ansah. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie schließlich sagte:"Nein, ich würde gern nach Hause fahren." Ich nickte nur, ließ den Rest der Zigarette auf den Boden fallen, trat sie aus und wandte mich an Cassie.
"Kommst du mit zu mir?" Sie sah mich ein paar Sekunden an. Ich konne es regelrecht in ihr arbeiten sehen.
"Ja", war ihre knappe Antwort. "Ich hole nur noch meine Jacke, du kannst ja schon mal nach einem Taxi Ausschau halten."
Cassie sah mich an, "nein, ich gehe noch mal kurz rein und hole unsere Jacken. Ich möchte ja nicht, daß du deiner Arbeitskollegin in die Arme läufst. Nachher mußt du dir noch mehr Ausreden einfallen lassen."
Ich wollte etwas erwidern doch sie hatte sich schon umgedreht und war im Eingang zur Kneipe verschwunden.
Da stand ich nun auf der Straße, fühlte mich gräßlich, hätte am liebsten geheult. Doch ich riss mich zusammen. In solchen Situationen bin ich doch schon öfter geraten und es würde ganz bestimmt nicht die letzte sein. Aber irgendwie hatte ich diese Geheimnistuerei auch satt. Oder lag das am Wodka? Keine Ahnung, ich fühlte mich plötzlich so müde. Am liebsten hätte ich mich gleich hier auf den Gehweg gelegt und geschlafen.
Da stand Cassie wieder neben mir. Sie nahm wortlos meinen Arm und schob mich in Richtung eines Taxis. Ist schon eine Seltenheit mitten in der Nacht ein Taxi in New York zu bekommen. Aber mit Cassie hatte ich schon oft dieses Glück gehabt. Irgendwie hatte sie ein Händchen dafür.
Wir stiegen ein, Cassie sagte dem Fahrer meine Adresse und wir fuhren schweigend, nebeneinandersitzend zu mir nach Hause.
Noch heute Morgen hätten wir die Finger nicht voneinader lassen können. Selbst im Taxi hätten wir rumgeknutscht. Aber irgendwie stand eine Wand zwischen uns. Ich hätte schon wieder heulen können.
Es war wohl doch ein doppelter Wodka zu viel.
Nach einer gefühlsmäßig endlosen Fahrt waren wir am Ziel. Da ich ganz schön angeschickert war, bezahlte Cassie das Taxi, stieg aus und ging um den Wagen herum um mir rauszuhelfen.
Ich stolperte mehr als das ich ausstieg und fiel natürlich prompt in ihre Arme. Einen Moment klammerte ich mich wie eine Ertrinkende an sie und genoß die Nähe, die uns im Taxi gänzlich gefehlt hatte.
Cassie schlug die Tür zu und zog mich zum Hauseingang.
"Wo hast du den Schlüssel?" fragte sie mich und sah mir in die Augen. Ich kramte in meinen Taschen und fand ihn schließlich in meiner linken Gesäßtasche. Ich überließ ihn Cassie und schaute zu wie sie die Tür aufschloß. Dann wankte ich durch die Tür und versuchte einigermaßen heil die Treppe hinauf zu kommen.
Cassie ging hinter mir und paßte auf, daß ich auch heil oben ankam. Mir schossen Bilder durch den Kopf. Bilder auf denen Cassie und ich eng umschlungen, fummelnd, kaum die Treppe rauf kamen. Kichernd, küssend und lachend. Mir wurde plötzlich übel. Endlich waren wir oben angelangt. Cassie schloß die Tür zu meinem Loft auf und wir gingen hinein. Ich hielt mich am Kleiderständer fest, damit ich nicht umfiel.
Cassie sah mich an. "Alles ok mit dir?" Ich nickte bloß. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Ich hatte Angst, wenn ich den Mund öffne muß ich mich sofort übergeben.
"Gut, dann laß uns ins Bett gehen. Es ist schon spät."
Ich trottete hinter Cassie her ins Schlafzimmer, zog mich aus, legte mich aufs Bett und war in Sekunden eingeschlafen, obwohl ich das Gefühl hatte, daß sich die Welt um mich dreht.
Mitten in der Nacht wurde ich wieder wach, ich mußte mich übergeben. Ich rannte so schnell ich konnte auf die Toilette und würgte mir die Seele aus dem Leib. Und noch während ich mich übergab, schwörte ich mir, nie wieder Wodka oder andere alkoholische Getränke in dem Maße zu trinken.
Nachdem ich mit der Bauchübung fertig war, blieb ich neben dem Klo sitzen. Es ging mir etwas besser. Schlecht war mir immer noch, aber nicht mehr so kotzübel. Ich atmete ein paarmal tief durch. Langsam verschwand die restliche Übelkeit. Ich schaute auf und sah Cassie in der Tür stehen.
"Alles ok?" Ihr Blick war besorgt. Ich versuchte zu lächeln. "Ja, hab mir nur gerade alles nochmal durch den Kopf gehen lassen." Schiefes Lächeln.
Cassie kam zu mir, packte mich unter den Armen und führte mich ins Schlafzimmer zurück.
"Cassie, was ist eigentlich heute Abend passiert?"
"Was meinst du?"
"Na ja, in der Kneipe. Du und Jenny...." Ich schaute auf die Bettdecke und spielte mit einem Zipfel.
"Sandy, laß uns schlafen, ich möchte jetzt nicht darüber reden."
"Aber,....."
"Bitte Sandy, es ist jetzt nicht die Zeit das auszudiskutieren. Laß uns später darüber reden."
Jetzt sahen wir uns an und ich konnte in ihrem Blick Zärtlichkeit aber auch Traurigkeit sehen.
"Ok, dann laß uns später darüber reden. Es tut mir so leid, Cassie."
"Wie gesagt, laß uns später reden." Sie lächelte mich verhalten an und legte sich hin. Sie drehte mir den Rücken zu und das zerriß mir fast das Herz.
Und nun sitze ich hier seid Stunden, schaue dich an, kann nicht schlafen und grüble über meine, unsere Situation nach.
Habe ich einen Fehler gemacht? Warum hat Cassie dieses Mal so stark reagiert? So sehr ich auch grübele, ich komme zu keinem Ergebnis. Wir müssen unbedingt miteinander reden.
Ich schaue dich an, deine Atemzüge sind ruhig und regelmäßig. Du schläfst. Bei mir ist nicht an Schlaf zu denken, obwohl mir der Wodka noch immer in den Knochen sitzt und vor allem im Kopf.
Ich brühre ganz sanft deine Schulter und sage, fast zu mir selbst: "Ich liebe dich doch....."
 








Samstag, 17. August 2013

Kapitel 6: Das Ende der Geschichte



Ich war auf die Dachterrasse gegangen um zu rauchen, schaute dem Sonnenaufgang über New York zu und hing meinen Gedanken nach. Hannah war schon vor einiger Zeit ins Bett gegangen. Wir hatten fast die ganze Nacht geredet und sie war müde, was ich gut verstehen konnte. Sie hatte mir nicht nur das am besten gehütete Familiengeheimnis verraten, sondern mir auch ihre Seele offenbart. Sie hatte über lang verdrängte Gefühle gesprochen und obwohl sie mir versicherte, das es ihr gut ginge, hatte ich doch den Eindruck, daß es sie mitgenommen hatte. 
Das Ende der Geschichte war wenig spektakulär. Hannah hatte Mandy nie mehr wiedergesehen. Sie war nach Paris verschwunden und hatte ihr nichts hinterlassen. Hannah hatte die Vermutung, das Mandy glaubte, sie würde sich gegen den Umzug nach Paris entscheiden. So hatte sie ihr die Entscheidung abgenommen.
Das stimmte mich ein wenig traurig. Ich schaute auf die verblassenden Lichter der Stadt und dachte an Cassie. Ich hatte plötzlich so große Sehnsucht nach ihr, wie ein körperlicher Schmerz.
Ich nahm mein Handy und wählte ihre Nummer.
Es klingelte einige male, bis sich schließlich eine verschlafene Stimme am anderen Ende meldete.
"Hallo Schlafmütze." Pause. "Sandy, bist du das?" Ich musste lächeln. "Wen hast du denn sonst erwartet?"
Pause. Ich hörte Cassie herzhaft gähnen. "Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist kurz vor fünf Uhr."
"Nein, sorry, habe ich nicht. Ich hatte plötzlich nur ein wahnsinnig großes Verlangen nach dir."
Pause. "Dann hättest du einfach vorbei kommen sollen." 
"Du ahnst ja nicht, wie gern ich das jetzt machen würde. Aber ich möchte Hannah nicht allein lassen. Wir haben bis vor einigen Minuten noch geredet. Ich kann es gar nicht abwarten, dir das alles zu erzählen."
"Süße, kann das bis Morgen warten? Ich würde jetzt gern weiterschlafen." Und nach einer kurzen Pause: "Da du ja doch nicht kommst." Ich konnte ihr verschmitztes Grinsen regelrecht vor meinem inneren Auge sehen. 
"Ja Süße, natürlich, bitte verzeih' mir, das ich dich geweckt habe. Wir sehen uns Morgen."
"Baby, du kannst mich jederzeit anrufen, das weißt du doch. Schlaf gut, bis Morgen."
"Schlaf du auch gut. Und träum was Schönes, vorzugsweise von mir." Ich legte auf. 
Ich ging wieder hinein und räumte die Gläser und den Wein weg. Dann musste auch ich herzhaft gähnen und ging zu Bett. Aber ich konnte nicht einschlafen. Hannah's Geschichte ging mir immer wieder durch den Kopf. Nach einiger Zeit fiel ich in einen Traumlosen Schlaf.

Am Morgen weckten mich Geräusche aus der Küche. Ich sah auf die Uhr an meinem Bett. 10.23 Uhr. Ich ließ mich stöhnend zurückfallen. Die Tür wurde vorsichtig geöffnet. Ich machte ein Auge auf und sah in Hannah's strahlendes Gesicht. "Guten Morgen Kleine! Hast du gut geschlafen? Ich hab Frühstück gemacht, komm, setz dich zu mir. Der Kaffee ist schon fertig." 
Ich ließ den Kopf wieder in die Kissen sinken und versuchte wach zu werden. Es wollte nicht so richtig gelingen. Also schwang ich meine Beine aus dem Bett und ließ langsam den Rest des Körpers folgen. Verschlafen und mit zerzausen Haaren schlurfte ich in die Küche.
"Guten Morgen Hannah."
"Guten Morgen mein Schatz. Wie geht es dir?"
Ich sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. "Oha, so schlimm?"
"Wie ich sehe geht es dir richtig gut."
Hannah lachte ihr helles sympathisches Lachen und reichte mir einen Becher Kaffee.
Ich nahm den Kaffee und schlurfte an ihr vorbei. "Ich brauch jetzt erstmal eine Kippe dazu."
Hannah folgte mir mit einem Kaffee auf die Terrasse. Sie setzte sich neben mich. "Gib mir auch eine."
Ich schaute sie verdutzt an. "Seit wann rauchst du denn?"
Hannah grinste mich an. "Ach, Mädchen, glaubst du, ich habe in meinem Leben nur eine Dummheit begangen?"
Ich reichte ihr mein Päckchen Zigaretten und wir steckten uns beide eine an. Kaffee trinkend und rauchend saßen wir nebeneinander und schauten auf die Stadt.
"Mit der Dummheit meinst du, das du dich auf Mandy eingelassen hast, nicht wahr?"
Hannah schaute mich an. "Nein, die Dummheit war, das ich nichts unternommen habe, um sie wiederzufinden."
"Also hast du sie doch vermisst?"
"Und wie. Ich wusste am Anfang nicht wohin mit meinem Schmerz. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles und Erinnerungen verblassen irgendwann. Doch letzte Nacht war wieder alles da. Als ob es erst gestern war. Es war wieder alles so real. Für mich sehr überwältigend."
"Es hat dich getroffen?" Ich zog an meiner Zigarette.
Hannah trank einen Schluck Kaffee und sah mich an.
"Nein, es hat gut getan endlich mit jemandem darüber zu reden."
Wir schwiegen eine Weile. Ich hatte noch so viele Fragen, doch ich wollte sie nicht überfordern.
Dann spürte ich ihren Blick auf mir ruhen. Ich sah sie an. "Dir brennt doch bestimmt noch etwas auf der Seele."
"Na ja, ein paar Fragen hätte ich da schon noch."
"Dann schieß doch einfach los."
"Bist du sicher?" "Aber ja. Es macht mir jetzt nichts mehr aus, darüber zu reden."
Ich schaute auf die Stadt und dachte an Cassie.
"Hattest du nach ihr noch andere Frauen?" Doch dann bekam ich ein mulmiges Gefühl. "Sorry, wenn ich zu direkt bin brauchst du mir nicht zu antworten."
Hannah lachte. "Wie du weißt, hat es mir noch nie etwas ausgemacht über schlüpfrige Dinge zu reden."
Ich musste auch lachen. "Ja, das stimmt. So eine coole Tante wie dich gibt es so schnell nicht wieder."
Sie nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest an sich. "Ach Kleine, ich hab dich wirklich lieb. Wir beide sind uns in gewissen Dingen so ähnlich." 
Ich musste lachen. "Und in einem ganz speziell." 
Ich steckte mir noch eine Zigarette an und bot auch Hannah eine an. Sie nahm sie und wir beide lachten Lauthals.
"Nun, um deine Frage zu beantworten, ja, ich hatte nach Mandy noch andere Frauen. Und es war jedesmal wieder neu und interessant. Leider war aber auch die eine oder andere dabei, na ja, darauf hätte ich gern verzichtet."
"Oh, glaub mir, das kenne ich." 
"Aber wie kam es, das du Onkel Jack geheiratet hast? Wenn du doch eigentlich auf Frauen standest. Sorry, stehst. Oder?"
"Ja, ich mag nach wie vor Frauen." Sie schaute auf die Stadt. Ich ließ sie in Ruhe nachdenken.
"Das mit deinem Onkel, das ist eine ganz andere Sache. Wie du weißt, sind deine Großeltern sehr konservativ, das hat deine Mutter übrigens von ihnen übernommen. Sie sind sehr religiös und aktiv in der Gemeinde in der sie wohnen. Na ja, um es kurz zu machen, als ich nach dem Studium wieder nach Hause kam, versuchte ich meinen Eltern klar zu machen, das ich anders war. Denn in ihren Augen war lesbisch sein eben anders sein." Hannah zog an ihrer Zigarette.
Sie setzten mich moralisch unter Druck und irgendwann gab ich nach. Ich ging den leichteren Weg. Heute würde ich es anders machen, aber damals war ich finanziell noch abhängig von meinen Eltern. Manchmal hasse ich mich dafür, das ich so feige war. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. Deinen Onkel Jack kannte ich schon von der High School. Er war schon damals sehr an mir interessiert. Mit ihm hatte ich auch mein erstes Mal. Ich arrangierte mich mit dieser Ehe und war zufrieden, aber nie richtig glücklich."
Ich legte meinen Arm um sie. 
Hannah holte tief Luft. "Versteh' mich nicht falsch, Jack und ich hatten auch gute Zeiten. Nicht alles war schlecht. Aber ich habe ihn nie geliebt. Respektiert ja, gemocht auch, aber nie geliebt."
"War das nicht sehr belastend für dich?"
"Nun, am Anfang schon, aber es wurde besser mit der Zeit."
"Wusste Onkel Jack, das du nicht in ihn verliebt bist?"
"Ich denke er hat es irgendwann geahnt. Aber wir haben nie darüber gesprochen.  Wir haben uns gegenseitig respektiert und unterstützt. Das war ok für uns."
Ich räusperte mich und trank von meinem Kaffee. "Wie war das mit dem Sex?"
"Tja, das ist auch so eine Sache. Wir hatten am Anfang natürlich Sex. Das war ich ihm schuldig. Er hatte mich schließlich aus den Klauen meiner Eltern gerissen und er sah über meine Eskapaden mit anderen Frauen hinweg."
"Das hat er mitgemacht? Tante Hannah, da tun sich ja Abgründe auf." Ich lachte. Mein Gott, ich hatte ja wirklich keine Ahnung.
"So schlimm war ich ja auch nicht. Ich war sehr diskret, ich denke, das Jack nicht direkt etwas davon mitbekommen hat. Aber wie gesagt, ich denke, er ahnte etwas. Aber er war so verliebt in mich, das er damit leben wollte und wohl auch konnte. Manchmal hatte ich schon Gewissensbisse. Aber ich konnte halt nicht gegen meine Natur ankämpfen. So war es auch schön unverbindlich. Keine Fragen, kein klammern, unverbindlicher Sex und tschüss."
Ich schaute meine Tante an. Ihr Mund lächelte, aber ihre Augen sahen traurig aus.
"Und das hast du all die Jahre durchgehalten? Nicht mal als Onkel Jack im sterben lag habt ihr darüber gesprochen?"
"Halt mich bitte nicht für herzlos. Nein, ich habe an seinem Sterbebett gesessen, seine Hand gehalten bis er den letzten Atemzug getan hat und habe dann", .............geweint. Bis ich keine Tränen mehr hatte. Er war mir in all den Jahren ans Herz gewachsen, wie ein sehr guter Freund. Ich liebte ihn auf meine Weise und ich trauerte auf meine Weise."
Hannah wischte sich eine Träne aus dem Auge. Dann schaute sie mich an und lachte. "Ich hoffe, du denkst jetzt nicht schlecht von mir."
Ich legte beide Arme um sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich hab dich lieb Tante Hannah. Ich würde nie schlecht über dich denken. Meine Meinung ist: Jeder hat das Recht, seine eigenen Fehler und Erfahrungen zu machen."
"Du bist lieb."
Die Türklingel ging. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und schrak hoch.
"Das müsste Cassie sein. Ich hab sie angerufen und zum Frühstück eingeladen. Ich hoffe das war ok?"
"Woher hattest du denn ihre Nummer?" 
"Nicht nur du kannst ein Handy benutzen", meinte Hannah und zwinkerte mir zu.
Ich ging zur Tür und öffnete. Vor mir stand Cassie, so schön und frisch wie immer. Sie hatte eine rote Rose in der Hand und überreichte sie mir. 
"Die schönste Blume der Welt für die schönste Frau der Welt."
Mir wurde heiß, vor Verlegenheit. Wie kitschig und doch so romantisch.
Sie zog mich an sich und gab mir einen innigen Kuss. "Na du Nachtschwärmerin. Das nächste Mal, wenn du mich so früh wach machst, erwarte ich dich persönlich." Sie grinste mich verwegen an.
"Darauf kannst du dich verlassen. Komm doch erstmal rein, Hannah und ich haben schon mit dem Frühstück angefangen."
Wir setzten uns an den Tisch, frühstückten ausgiebig, schwatzten über Gott und die Welt, lachten viel und dann ging Hannah, um ihren Koffer zu packen. Cassie und ich würde sie heute zum Bahnhof bringen.

Während Hannah packte, hatte ich Cassie von der letzten Nacht berichtet. Als ich die Geschichte beendete sagte sie: "Deine Tante ist eine mutige Frau."
"Mutig? Sie findet, das sie feige gehandelt hat."
"Nein, es ist sehr mutig, auf die Liebe seines Lebens zu verzichten, nur um es anderen Leuten recht zu machen. Einige mögen vielleicht sagen, dass es der einfachste Weg für sie war, aber ich denke, daß es sie sehr viel Mut gekostet hat."
Ich dachte einen Moment nach. "Ja, wenn man es so betrachtet, hast du tatsächlich recht."
Cassie lächelte mich an. "Ich habe immer recht." Sie zwinkerte mir zu.
Am späten Nachmittag fuhren Cassie und ich meine Tante zur Central Station. Am Bahnsteig nahm sie mich noch einmal in die Arme, drückte mich fest und flüsterte mir so leise, das Cassie es nicht hören konnte, ins Ohr: "Warte nicht zu lange, deine Liebe zu Cassie auch öffentlich einzugestehen. Sonst passiert dir das Gleiche wie mir."
Sie hielt mich ein wenig von sich weg und sah mir in die Augen. "Sei nicht so feige wie ich." Ich sagte nichts und drückte sie stattdessen herzlich.
Meine Tante bestieg den Zug und suchte ihr Abteil. Sie öffnete das Fenster um uns zum Abschied zu winken.
Der Zug fuhr los und Cassie ergriff meine Hand. Und einem alten Impuls folgend entzog ich sie ihr sofort wieder. Schließlich waren wir hier ja in der Öffentlichkeit. Cassie sah mich von der Seite an, aber ich traute mich nicht ihren Blick zu erwiedern.
Der Zug entfernte sich aus dem Bahnhof und Cassie und ich gingen in Richtung des Ausgangs.
"Deine Tante ist wirklich eine coole Socke. Und eine mutige Frau."
"Wenn du es sagst." Ich war in Gedanken schon wieder ganz woanders.

Freitag, 15. Februar 2013

Kapitel 5: Tante Hannah's Geschichte

Wir saßen uns auf meiner Couch gegenüber, ein Glas Rotwein in der Hand und Hannah erzählte mir die Geschichte ihrer ersten Liebe zu einer Frau.
Hannah schaute nachdenklich auf ihr Glas. "Tja, wo soll ich anfangen? Es ist so viel Zeit vergangen. Aber ich erinnere mich immer noch, als ob es erst gestern war."

Es war der Tag vor meinem 21. Geburtstag. Wie du weißt, studierte ich damals hier in New York und jobbte in einem kleinen Cafe im Greenvich Village. 
Es war ein heißer Junimorgen, als ich mit der Arbeit begann. Sie betrat das Cafe ca. dreißig Minuten nachdem wir geöffnet hatten. Es waren Ferien, die meißten New Yorker flohen vor der Hitze, deshalb war nicht viel Betrieb.
Ich ging zu ihr rüber. "Guten Morgen, was darf ich ihnen bringen?"
Sie blickte auf und lächelte mich an. Ich hatte noch nie in so strahlend blaue Augen geblickt. Jedenfalls kam es mir so vor. Ihre roten Locken umspielten ihr Gesicht und ihr Lächeln war bezaubernd. Sie hatte Sommersprossen auf der Nase und den Wangen. 
"Das wäre alles, danke", sagte sie lächelnd und schaute mich an. Ich räusperte mich und stotterte:"E....e....entschuldigung, was sagten sie?"
"Ich hätte gern einen Kaffee und ein Croissant." Sie lächelte immer noch und ihre Augen strahlten wie der Himmel an diesem Junitag. "Äh, ja, danke. Ich bringe es sofort."
Ich kam mir so blöd vor. 
'Was ist denn los mit dir?' schalt ich mich selbst. Aber ich konnte nicht länger darüber nachdenken, denn an einem anderen Tisch rief man schon lautstark nach einer Bedienung.
 Nach einigen Minuten brachte ich ihr die Bestellung. Ich stellte den Kaffee und das Croissant auf den Tisch. "Danke", ohne von ihrem Buch aufzuschauen nahm sie das Croissant direkt vom Teller und biss herzhaft hinein. Ich blieb wohl einen Moment länger stehen als nötig war, denn sie schaute auf und sah mich mit fragendem Blick an. "Danke, das wäre dann erstmal alles."
"Äh, bitte, gern geschehen. Falls sie noch einen Wunsch haben, ich bin gleich dort drüben", ich deutete auf den Thresen. "Danke, gut zu wissen". Sie widmete sich wieder ihrem Buch.

Tante Hannah unterbrach ihre Erzählung. Sie schaute versonnen auf ihr Glas und drehte es in ihrer Hand.
Ich sagte nichts und wartete gespannt darauf, dass sie weiter erzählte. 

Das war unsere erste Begegnung an diesem Tag. Aber es sollte nicht die letzte sein. 
Der Tag war sehr heiß und ich kam ganz schön ins schwitzen. Als ich meine Arbeit kurz unterbrach um auf die Toilette zu gehen muß sie wohl das Cafe verlassen haben. Ich bemerkte es gar nicht sofort, da ich mich hinter dem Thresen zu schaffen machte. Als ich irgendwann aufsah und zu dem Tisch hinüberschaute, an dem sie gesessen hatte, war er leer. Irgendwie war ich enttäuscht, aber, was hatte ich denn erwartet? 
Meine Schicht endete gegen vierzehn Uhr. Ich verabschiedete mich von Lisa, meiner Ablösung und verließ das Lokal. Der Himmel hatte sich verdunkelt, es zog ein Gewitter auf. Aber ich mußte noch ein paar Bücher für mein Studium abholen, die ich in den Semesterferien durcharbeiten wollte.
Ich ging die 3rd Street Richtung 6th Avenue als es zu Donnern begann. Meine Schritte wurden schneller. Aber noch bevor ich die Bücherei erreichte, fing es an wie aus Eimern  zu schütten. 
Total durchnäßt stürzte ich regelrecht durch den Eingang des Geschäftes und rempelte eine alte Dame an. Ich endschuldigte mich bei ihr, aber sie schüttelte nur den Kopf, murmelte etwas vor sich hin und verließ den Laden. Da stand ich nun, pudelnass und verlegen.
Ich sah mich nach einer Verkäuferin um, die ich wegen meiner Bestellung ansprechen konnte, als ich plötzlich ein leises Lachen hinter mir hörte. Ich drehte mich in die Richtung, um zu sehen, wer sich da über mich lustig machte. 
Und da stand sie. Sie schaute mich direkt mit ihren stahlblauen Augen an.
"Hallo." Sie kam einen Schritt auf mich zu.
"Ha-Hallo." Mehr brachte ich nicht heraus. Jetzt konnte ich sie mir genauer ansehen. Ich schätzte sie auf mitte dreißig, später erfuhr ich, dass sie zweiundvierzig Jahre alt war. Sie hatte rotes gelocktes Haar und ein spitzbübisches Lächeln. Meine Knie wurden ganz weich. 
Sie kam noch einen Schritt auf mich zu. Regen tropfte mir von den Haaren, aber ich bemerkte es nicht. Meine Kleidung war völlig durchnäßt, doch ich spürte es nicht. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dabei kannte ich diese Frau gar nicht. Ich kannte nicht ihren Namen, noch wer sie war oder wo sie herkam. Und doch hatte ich das Gefühl, als ob ich sie schon ewig kennen würde.

Tante Hannah nahm einen Schluck Wein. Ich hing an ihren Lippen und lauschte gespannt ihrer Geschichte.
"Was ist dann geschehen?" fragte ich leise und berührte sie sacht am Arm. Tante Hannah schaute mich an, ihre Augen schimmerten feucht. Aber sie atmete tief ein, lächelte mich an und erzählte weiter.
  
Wir schauten uns einige Sekunden lang an. Dann sagte sie: "Willst du hier etwas bestimmtes oder suchst du nur Schutz vor dem Regen?"
"Oh, ich wollte einige bestellte Bücher abholen", sagte ich und sah mich dabei suchend um. 
Da ich immer noch keine freie Verkäuferin ausmachen konnte wandte ich mich ihr wieder zu.
Lächelnd ergriff sie meine Hände. "Du bist klitsch nass."
Ich sah an mir herunter. "Ja, das ist wohl wahr." Ich sah sie an. Plötzlich mußten wir beide lachen.
Sie hatte ein so wundervolles Lachen, ich konnte gar nicht anders. Wir lachten und lachten und sie hielt dabei meine Hände. Die wenigen Kunden im Laden sahen uns teils amüsiert, teils verwirrt und teils pikiert an. Es war mir egal. Wir konnten gar nicht aufhören zu lachen. 
"Meine Damen, etwas ruhiger bitte," schalt uns eine Verkäuferin. 
Wir sahen beide zu ihr hinüber. 
"Komm", sagte sie zu mir, ließ eine Hand los und zog mich an der anderen aus dem Laden. Draußen regnete es immer noch Bindfäden. Wir liefen die Straße hinunter und lachten immer noch. Wir tanzten und hüpften  ausgelassen den Gehweg entlang.  Den Regen nahmen wir gar nicht wahr.
Sie strahlte mich an und rief mir zu: "ich bin Mandy". Wir blieben voreinander stehen. Sie sah mir in die Augen, wir standen ganz nah voreinander. Sie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und streichelte dabei meine Wange. "Ich bin Hannah", bekam ich raus und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Und da küßte sie mich zum ersten Mal. Ganz zart berührten ihre Lippen die meinen. Dann schaute sie mich wieder an. In dem Moment war mir der Ort und die Menschen um uns herum völlig egal. Ob sie uns anstarrten, über uns lachten oder den Kopf schüttelten. Ich wollte es nicht wissen.
Und diesmal küßte ich sie. Zuerst ganz sacht, doch dann wurde mein Kuß fordernder.

Hannah  verstummte. Ich sah sie an. Sie schaute verträumt ins Nichts. Ich wartete eine Weile bevor ich sie ansprach. "Tante Hannah, ist alles in Ordnung?"
Sie schaute mich an, aber ich hatte das Gefühl, das sie in Wahrheit ganz weit weg war.
Dann wurde ihr Blick wieder klar. "Ach Kleines, es kommen so viel vergessen geglaubte Gefühle wieder hoch."
"Wenn es dir zu schwer fällt, kannst du mir die Geschichte ein anderes Mal weiter erzählen." Ich streichelte ihren Arm.
"Nein, es geht schon. Du sollst die ganze Geschichte erfahren." Sie lächelte mich an und nippte von ihrem Wein.

Sie führte mich zu ihrer Wohnung im Village. Es war ein kleines Atelier im vierten Stock. Wir liefen lachend die Treppen hinauf und zwischendurch hielten wir immer wieder an und küßten uns leidenschaftlich.
 Die Tür zu ihrem Atelier war nicht verschlossen, Mandy öffnete sie und schubste mich sanft hinein. Ich blieb ruhig stehen und konnte hören wie die Tür ins Schloss fiel
Der Raum war hell, mit einem großen Dachfenster unter der eine Staffelei stand. Im vorderen Bereich war eine Kochnische mit Theke und zwei Barhockern. Im hinteren Bereich stand, etwas erhöht, ihr Bett. Es wurde von einer Patchworkdecke und vielen Kissen verziert.Sie kam zu mir und umfaßte mich von hinten.
Ich schmiegte mich an sie und umfaßte ihre Arme.
"Du fühlst dich ganz kalt an, soll ich dir einen Tee machen?"
Langsam drehte ich mich zu ihr um und sah ihr in die stahlblauen Augen. Ich strich ihr über die Haare, über ihr Gesicht und ihren Hals. Mandy hatte die Augen geschlossen.
"Alles was ich möchte bist du". Hatte ich das gesagt? Ich war über meine Direktheit erschrocken. Aber Mandy weckte etwas in mir, das ich noch nie bei einer Frau mit solcher Intensität erfahren hatte. Ich begehrte sie, ein Gefühl das nicht ganz neu für mich war. Aber bisher hatte ich mich nie getraut auch den letzten Schritt zu machen. Mandy wollte ich ganz und zwar hier und jetzt.

Hannah sah mich an: "Ich möchte dich mit den intimen Details verschonen. Nur so viel: es war eine sehr stürmische Nacht. Und damit meine ich nicht das Gewitter."
"Hattest du keine Angst, es war doch das erste Mal, dass du mit einer Frau zusammen warst?"
"Nein, es war alles so selbstverständlich. Sie öffnete die Tür zu einer neuen Welt für mich und ich trat hindurch."
"Das muss aufregend für dich gewesen sein."
"Du hast ja keine Ahnung wie aufregend. Aber es war auch wunderschön."
"Was geschah am Morgen danach? Ist ja manchmal knifflig diese Situation."
Tante Hannah lächelte und erzählte weiter:

Wir kamen erst bei Sonnenaufgang zum schlafen. Ich erwachte durch die Sonnestrahlen die mein Gesicht streichelten. Zuerst mußte ich mich kurz orientieren, doch dann fiel mir alles wieder ein.
Ich mußte lächeln. Mandy hatte einen Arm um mich gelegt und sich eng an mich geschmiegt. Ich wagte nicht mich zu bewegen, aus Angst, sie aufzuwecken.
Doch ich mußte zur Toilette, also hatte ich keine Wahl. Ich nahm ganz sanft ihren Arm und schlüpfte aus dem Bett. Vorsichtig schlich ich in Richtung Bad als ich hinter mir ein Rascheln hörte.
"Guten Morgen", murmelte Mandy. Ich sah mich um. Sie sah so zauberhauft aus, mit ihren zerwühlten Haaren die ihr wie wild vom Kopf standen. Mit ihrem halb verschlafenen Blick und dem süßen Lächeln auf ihren vollen Lippen.
"Guten Morgen", antwortete ich und lächelte zurück. "Bin sofort wieder da." Was sollte das denn? Was Blöderes fiel mir wohl nicht ein. Ich drehte mich um und verschwand schnell ins winzige Bad.
Als ich auf dem Klo saß, ließ ich die Nacht nocheinmal Revue passieren. Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden erregte mich wieder. Und plötzlich fiel mir noch etwas ein. Ich mußte lächeln.
Als ich aus dem Bad kam hatte sie sich halb im Bett aufgerichtet und sah mich an. Ihre Wangen waren noch immer gerötet. Sie öffnete die Arme: "Komm zu mir Engel".
Ich ging zu ihr, blieb vor dem Bett stehen und sah sie an. "Was ist Baby?" fragte sie mich und ergriff meine Hand.
"Es ist alles in Ordnung. Mir ist nur gerade etwas eingefallen."
Mandy sah mich auffordernd an: "Nämlich?"
"Heute ist mein 21. Geburtstag", sagte ich und sah sie an.
Mandy kniete sich auf das Bett, so dass wir auf Augenhöhe waren. 
"Na dann Engel, alles Liebe zum Geburtstag."
Sie nahm mich in den Arm und küßte mich leidenschaftlich. Als wir voneinander ließen schauten wir uns an und wir mußten biede lachen. Wir lachten, vielen auf das Bett zurück und machten da weiter, wo wir am frühen Morgen aufgehört hatten.

Ich war so fasziniert, dass ich gar nicht merkte wie die Zeit verging. Meine Lieblingstante machte eine Pause und schaute mich an.
"Wie ging es weiter mit euch? Hast du sie wiedergesehen?"
Hannah lachte. "Langsam Kleines, ich erzähle dir auch noch den Rest, aber zunächst muss ich erstmal auf die Toilette."
Ich konnte es kaum erwarten das Ende der Story zu hören.
Als sie im Bad verschwunden war, ging ich auf die Dachterrasse um eine Zigarette zu rauchen.
Die Geschichte hatte mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich hatte ja gar keine Ahnung was meine Tante in jüngeren Jahren erlebt hatte. Sie war immer so wage gewesen, wenn ich sie nach ihrer Studienzeit in New York gefragt hatte. 
 Es war sehr faszinierend, aber auch ein wenig traurig, schließlich wußte ich ja, dass es kein Happy End geben würde.
Ich zog an meiner Zigarette und schaute auf die Lichter New Yorks. Ich mußte an Cassie denken, die jetzt in ihrem Bett lag und hoffentlich von mir träumt.  
Ich hörte Hannah aus dem Bad kommen und auf die Terrasse treten. Sie stellte sich neben mich und wir schauten beide auf die Stadt die niemals schläft.
Ich schaute sie von der Seite an, sie machte einen traurigen Eindruck.
"Geht es dir gut Hannah?"
Sie schaute mich an und lächelte: "Aber ja, nur haben mich die Erinnerungen doch mehr getroffen, als ich gedacht hatte. Aber es tut gut, darüber zu reden. Ich habe so lange geschwiegen und bin so froh, dass ich es endlich jemandem erzählen kann. Und das du es bist ist noch viel schöner."
Ich nahm sie in die Arme. So blieben wir ein paar Augenblicke stehen bis sie sagte: "Es ist doch ein wenig kühl hier draußen, laß uns wieder reingehen, dann erzähle ich dir das Ende der Geschichte."
Wir gingen wieder ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Nachdem wir beide von unserem Rotwein getrunkenn hatten erzählte sie weiter.

Mandy und ich trafen uns nach dieser Nacht regelmäßig. Wir hatten einen tollen Sommer. Sie stellte mir ihre Freunde aus dem Village vor und wir waren fast jedes Wochenende auf einer anderen Party.
Da der Sommer sehr heiß war, verbrachten wir die Tage, wenn ich nicht arbeiten mußte, in ihrem Atelier. Dort war es schön kühl, aber nur die Raumtemperatur. Zwischen uns beiden lief es ganz schön heiß. Wir liebten uns zu jeder Gelegenheit. Es war der beste Sommer, den ich je erlebt hatte und erleben würde. 
Wir besuchten Ausstellungen, gingen auf Vernissagen, plauderten mit ihren Nachbarn auf der Straße und in den kühlen Nächten, wenn wir nicht gerade mit Sex beschäftigt waren, saßen wir auf der Treppe vor ihrem Haus, rauchten, plauderten und genossen das Leben.
Sie half mir bei meinem Stoff für das Studium und lehrte mich Dinge, die ich ohne sie vielleicht nie herausgefunden hätte. 
Allerdings lief unsere Liebe im verborgenen ab, für ihre Freunde waren wir nur gute Freundinnen, obwohl ich nicht weiß, ob sie uns das abgekauft haben. 
Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie lesbisch war. 
Sie erzählte mir, dass sie schon oft deswegen verbal und einige Male auch tätlich angegriffen worden war. Aber sie wollte sich nicht verstecken. 
Sie sagte immer zu mir: "Wer bin ich denn, wenn ich nicht sein kann wie ich bin? Jeder Mensch sollte so leben, wie es ihm gefällt. Ich würde nur mich selbst belügen und damit könnte ich nicht leben."
Meine Gefühle für sie wurden immer stärker, je mehr Zeit wir miteinander verbrachten. 
Ich bewunderte sie und schaute zu ihr auf, aber sie behandelte mich wie eine Ebenbürtige, obwohl ich so naiv und unsicher war. Sie gab mir das Gefühl, Jemand zu sein. Und mit ihr an meiner Seite hätte ich die Welt aus den Angeln heben können. 
Allerdings konnte ich eine Sache nie tun, ich konnte mich nicht outen. Ich hatte zu viel Angst, dass meine Familie es herausfinden und nicht akzeptieren könnte.
Meine Eltern waren sehr gläubig und sehr aktiv in der Gemeinde in der sie wohnten und wenn herausgekommen wäre, dass eine ihrer Töchter auf Frauen stand, dann wäre das eine totale Katastrophe für sie gewesen. Ihre Welt wäre zusammengebrochen.
Mandy beteuerte immer, dass es ihr nichts ausmache, aber ich doch darüber nachdenken solle. Ich könne mich schließlich nicht immer hinter Normalität verstecken. Entweder käme es irgendwann doch durch einen dummen Zufall heraus oder ich würde schöne Gelegenheiten verpassen, nur weil ich nicht ehrlich zu mir selbst sei.
Ich schob den Gedanken beiseite und redete mir ein, dass es doch ganz gut zwischen uns lief. Also warum sollte ich mich dann irgendwelchen Unannehmlichkeiten aussetzen, nur weil ich mich in eine Frau verliebt hatte.
Ja, ich war verliebt und zwar bis über beide Ohren. 
Aber irgendwann geht auch der schönste Sommer vorbei. Es wurde kühler und ich mußte wieder zur Uni. Von da an sahen wir uns nicht mehr so häufig.
Es tat mir zwar weh, sie nicht mehr so oft treffen zu können, aber mein Lernpensum war enorm und ich trat auch noch einigen Lernkreisen bei, so dass ich kaum noch Zeit für sie hatte.

Hannah schwieg. Ich war so versunken in ihre Erzählung, dass ich es erst gar nicht merkte. Doch dann schaute ich auf und sah, dass ihr eine Träne die Wange herunterlief.
Ich sah sie an, schwieg aber. 
Hannah wischte sich die Träne mit dem Handrücken ab, lächelte mich an und erzählte weiter.

Es war eine verrückte Zeit. Ich bekam so viele neue Eindrücke, zudem war ich das allererte Mal in eine Frau verliebt, doch diese Liebe blühte nur im geheimen.
Wenn ich sie jemandem vorstellte war sie nur eine gute, eine sehr gute, Freundin. Ich war mit dieser Situation zufrieden und auch Mandy hatte mir immer wieder beteuert, dass es so in Ordnung für sie wäre. Allerdings ließ sie aber auch keinen Zweifel daran, dass es für uns beide schöner wäre, wenn ich mich endlich dazu bekennen würde, dass ich Frauen liebe.
Ja, ich gab ihr recht, aber ich fühlte mich einfach noch nicht bereit dazu. 
Dann kam der Abend, an dem sie mir erzählte, dass sie nach Paris gehen wolle.
Wir saßen in ihrem Atelier, nachdem wir uns lange und zärtlich geliebt hatten, an ihrem Küchentisch gegenüber. Sie hatte uns einen Tee gemacht. Ich hatte die Beine angezogen und nippte an meiner Tasse, als sie mir plötzlich fest in die Augen sah.
"Hannah, ich muß dir etwas sagen. Einen Vorschlag machen."
Ich sah sie erwartungsvoll an. 
Sie spielte mit ihrer Tasse, schob sie hin und her und schien die richtigen Worte zu suchen.
"Ich habe eine alte Freundin, die in Paris wohnt." Pause
Ich wartete, dass sie weiter erzählte. Irgendwie war ich auf diese alte Freundin eifersüchtig, konnte aber nicht sagen warum.
"Sie hat mir geschrieben und mich eingeladen sie in Paris zu besuchen."
Sie schaute mich nun an.
"Und ich möchte diese Einladung annehmen. Dort könnte ich meine Kunst noch verbessern, neue Kontakte knüpfen und, na ja, vielleicht ein neues Leben beginnen."
"Was ist denn an diesem Leben falsch?" fragte ich und sah sie an. Mein Gott, war ich damals noch naiv.
"Oh, nichts, schon gar nicht, seit ich dich kenne. Aber ich hätte dort viel bessere Möglichkeiten Recherchen zu meinem Buch zu machen. Du weißt, mein Buch spielt im Frankreich des zweiten Weltkrieges. Ich könnte direkt vor Ort Nachforschungen anstellen und Interviews führen. Und,"
Pause
Sie räusperte sich: "Ich dachte, vielleicht hast du Lust mich zu begleiten. Dort wären wir weit weg von allem und du hättest dann vielleicht den Mut, dich zu dir zu bekennen."
"Ach, darum geht es also? Du möchtest, dass ich mich zu dir bekenne? Und weil ich es hier bisher noch nicht getan habe möchtest du, dass wir nach Europa gehen? Denkst du, das würde alles ändern? Ich dachte, es macht dir nichts aus wenn wir uns in der Öffentlichkeit nur als gute Freundinnen bezeichnen?"
"Nein, Hannah, so meine ich das doch nicht. Es wäre wirklich eine Chance für mich und ich möchte sehr gern, dass du mitkommst. Ob nun als gute Freundin oder als geliebte Frau. Das ist mir egal, ich möchte dich doch nur bei mir haben."
Ich sprang auf. "Sorry Mandy, aber das muß ich mir erst noch einmal gründlich überlegen. Ich kann doch nicht hier alles stehen und liegen lassen und einfach abhauen."
"Hannah, was läßt du denn hinter dir? Dein Studium kannst du in Paris genauso weiterführen und Familie hast du in New York nicht."
Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber ich wollte nicht weinen. Ich drehte mich um, zog meine Hosen an und ging Richtung Tür.
"Sei mir nicht böse Mandy, aber ich muß jetzt gehen. Ich schreibe Morgen eine wichtige Klausur und ich muß noch dafür lernen."
Ich traute mich nicht sie anzusehen, aus Angst nicht den Mut aufzubringen und zur Tür hinaus zu gehen.
"Hannah, sieh mich an." Mandy kam hinter mir her und faßte meinen Arm. Nun mußte ich sie ansehen.
Als ich in ihre Augen sah erschrak ich. In ihrem Blick lag so etwas wie Trauer, Sehnsucht und, ja, was war es noch? Da konnte ich es noch nicht deuteten, aber ein paar Tage später wußte ich, dass es die Gewißheit eines Abschiedes war.
"Mandy, ich verspreche dir, darüber nachzudenken. Wir sehen uns Morgen, ok?"
Ich drückte ihr noch schnell einen Kuß auf die Wange und wollte los. Doch sie hielt mich fest. Ich mußte mich noch einmal zu ihr umdrehen und in ihre Auge sehen. Ich lächelte. Sie lächelte mit traurigen Augen zurück.
Dann verließ ich das Atelier, das Atelier in dem wir so viel Spaß hatten. In dem ich zum ersten Mal die Zärtlichkeiten einer Frau erfahren hatte. 

"Wenn ich damals gewußt hätte, dass ich Mandy zum letzten Mal gesehen habe, wäre ich vielleicht geblieben. Hätte ich mich vielleicht länger mit ihr unterhalten und sie vielleicht nicht so vor den Kopf gestoßen."
Ich schaute Hannah an und nippte an meinem Wein: "Das sind aber ganz schön viele 'vielleichts'."
Hannah sah auf. Sie lächelte mich an. "Da hast du wohl recht. Aber im nachhinein ist man ja immer schlauer."
"Aber was ist dann passiert?"
"Nun, ich möchte dich nicht mit langen Details langweilen."
"Die Geschichte ist alles andere als langweilig."
Hannah strich sich mit der Hand durch ihr kurzes Haar.

Nun, wie es der Zufall wollte hatte ich am darauffolgenden Tag keine Zeit für sie. Ich schrieb wirklich eine Klausur und mußte noch arbeiten. Auch an den folgenden drei Tagen fand ich keine Zeit mich mit ihr auszusprechen. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst vor dem Gespräch mit ihr. Ich war hin und her gerissen bei dem Gedanken nach Paris zu gehen. So viele Freunde und Studienkollegen träumten davon und ich hatte jetzt die Gelegenheit dazu und dann noch mit der Frau, die ich liebte. Alles hätte so perfekt sein können, wenn ich nicht so feige gewesen wäre.
Nun ja, nachdem ich mir dann endlich ein Herz gefaßt hatte, aber immer noch nicht wirklich wußte, was ich wollte, ging ich zu ihr. Ich klingelte unten an der Tür, aber niemand machte auf. Ich klingelte wieder und wieder. 
Zuerst dachte ich, sie sei ausgegangen. Doch als ich nach einigen Tagen immer noch nichts von ihr gehört hatte, machte ich mir ernsthaft Sorgen.




 

Freitag, 25. Januar 2013

Kapitel 4: Tante Hannah's Besuch oder: Ein Geheimnis wird gelüftet


Cassie und ich waren seid etwa 6 Wochen ein Paar, als meine Tante Hannah ihren Besuch ankündigte. Ich freute mich sehr, da ich sie seid über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte.
Hannah war die jüngere Schwester meiner Mutter und für mich so etwas wie eine beste Freundin.
Mit ihr konnte ich über alles reden, wir telefonierten viel zusammen und obwohl sie in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert hat, ist sie jugendlicher als manche Leute in meinem Alter.
Sie hat Humor, ist klug und weiß immer das Richtige zu sagen. Nur über mein lesbisch sein wusste sie nichts. Das habe ich immer vor der ganzen Familie geheim gehalten. Ich hielt es für besser.
Meine Mutter würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie es erführe. Bei Hannah war ich nicht sicher, irgendwie konnte ich mir schon vorstellen, dass sie es verstehen würde, aber ich wollte nichts riskieren.

Nun stand ich also in der Grand Central Station am Bahnsteig und wartete auf den Zug aus Atlanta. Ich war ein wenig aufgeregt, sie wollte eine Woche bleiben und ich hatte einiges für uns geplant. Ich hoffte, dass es ihr noch immer gut ging aber als der Zug einfuhr und die Türen sich öffneten sah ich sofort, dass meine Sorgen völlig unbegründet waren. Meine Tante Hannah stieg auf den Bahnsteig, wie immer modisch gekleidet und hatte einen jungen sportlichen Mann im Schlepptau. Ich musste schmunzeln. Ja, so kannte ich Hannah. Ein paar Stunden Zugfahrt und schon hatte sie die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes gemacht. Er schien etwas jünger als ich zu sein und schleppte sich mit ihren Koffern ab. Sie selbst trug nur ihre Handtasche und kam strahlend auf mich zu. Ich lief ihr entgegen und nahm sie in die Arme.
„Hallo meine Kleine“, sagte sie lächelnd und drückte mich fest an sich. „Hallo Hannah, hattest du eine gute Reise?“.
Sie schob mich etwas von sich und sah mich an. „Gut siehst du aus, es ist schön dich zu sehen.“
Dann viel ihr ein, dass der junge Mann noch immer hinter ihr stand. Sie drehte sich um und deutete auf ihn: „darf ich dir Justin vorstellen, er ist Biologiestudent im vierten Semester und besucht seine Eltern in New York.“
Justin lächelte mich an und sagte: „Hi, schön dich kennenzulernen.“ Er machte Anstalten, mir die Hand zu geben, doch da kamen die Koffer ins Rutschen und er lächelte mich nur entschuldigend an.
„Hallo Justin, nett von dir, dass du meiner Tante geholfen hast.“
„Tante? Ich dachte, sie ist deine große Schwester“, sagte er und lächelte spitzbübisch.
„Ist er nicht ein Schatz?“ Hannah stupste ihn am Arm und zwinkerte mir zu.
Ich musste lachen, meine Tante, wie eh und je.
Justin half uns dann noch die Koffer auf einen Gepäckwagen zu laden und verabschiedete sich dann von uns.
Auf dem Weg in meine Wohnung erzählte ich Hannah was ich alles für diese Woche geplant hatte.

Am nächsten Tag stellte ich ihr Cassie vor. Ich war ein wenig aufgeregt und hatte auch ein schlechtes Gewissen, da ich Cassie nur als meine Freundin vorstellen konnte. Dabei hätte ich sie viel lieber als meine Partnerin vorgestellt. Aber das war ja nun mal nicht möglich. Cassie hatte mir versichert, dass es ihr nichts ausmachen würde. Hauptsache sie sei in meiner Nähe, alles andere wäre unwichtig. Ich war ihr so dankbar dafür, aber warum hatte ich dann ein schlechtes Gewissen?
Cassie und Hannah verstanden sich sofort. Sie unterhielten sich wie alte Freundinnen und wir hatten viel Spaß während wir auf das Empire State Building fuhren oder die Geschäfte auf der 5th Avenue unsicher machten. Wir lachten und scherzten und manchmal, wenn niemand hinsah, berührten Cassie und ich uns heimlich. Ganz sacht und unverfänglich, unsere Blicke trafen sich und wir verstanden.
Hannah hatte viel Spaß. „Ach ihr Süßen, so viel gelacht habe ich schon lange nicht mehr.“
Die Woche verging wie im Fluge, wir besuchten eine Broadway Show, tanzten in Night Clubs bis zum Morgen, zeigten Hannah unsere Lieblingsplätze in New York und relaxten am Samstag im Central Park.
Am Samstagabend gab ich dann ein Abschiedsessen für Hannah mit all meinen Freunden und Cassie.
Hannah wusste, dass eine Freundin von mir, Sophie, lesbisch war. Sie brachte ihre neueste Eroberung Jessy mit. Auch wusste sie, dass mein Bekannter Philip schwul war. Auch er kam mit seinem langjährigen Partner George. Hannah hatte keinerlei Berührungsängste. Sie unterhielt sich mit all meinen Freunden völlig offen und über alles. Sie kannte sich bei den neuesten Filmen aus, diskutierte über die Kunstszene in New York und ereiferte sich darüber, dass homosexuelle Menschen noch immer geächtet werden.
Ich war so stolz auf meine Tante. Sie war so ganz anders als meine Mutter. Die hätte sich pikiert zurückgezogen und mir den Umgang verboten. Auch wenn ich schon über dreißig Jahre alt war, meinte sie immer noch, mir sagen zu müssen was ich tun und lassen sollte.
Aber Hannah war da viel offener und freier. Sie war tolerant und experimentierfreudig. Sie war die beste Freundin die ich hatte.

Es war ein toller Abend, wir hatten viel Spaß, führten unterhaltsame Gespräche und die Zeit verging wie im Flug. Gegen ein Uhr gingen die letzten Gäste. Cassie war die letzte die ging und ich brachte sie zur Tür.
Sie nahm meine Hand, ich schaute mich um, ob meine Tante uns auch nicht sehen konnte.
„Es war ein toller Abend Sandy. Deine Tante ist eine tolle Frau. Gib ihr nochmal einen Kuss von mir.“
„Ja, Süße, das mache ich. Danke, dass du da warst. Es war eine tolle Woche“ und etwas leiser flüsterte ich ihr zu: „sehen wir uns morgen Abend?“
Sie nickte nur, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und verschwand.
Ich ging wieder zurück in die Küche, wo meine Tante sich schon ordentlich zu schaffen machte.
Sie belud die Spülmaschine und ohne aufzublicken sagte sie: „eine nette junge Frau, diese Cassie.“
„Ja, das ist sie.“
„Und hübsch ist sie auch.“
Ich antwortete nur mit einem: „mmmmmhhh“.
Sie schaute auf und sah mich an. „Und wie lange seid ihr schon zusammen?“
Ich erstarrte, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
„Du meinst, seid wann wir uns kennen?“ Ich konnte sie nicht anschauen und beschäftigte mich mit den schmutzigen Gläsern.
„Nein, ich meinte: Wie lange seid ihr schon ein Paar?“
Ich sah Hannah an und merkte zu meinem Ärger, dass ich rot wurde.
„Ähm, ein Paar? Wie kommst du denn darauf?“ Ich lachte zu laut, zu laut für meinen Geschmack. „Wir sind befreundet, seid etwa sechs Wochen.“
Hannah kam jetzt auf mich zu, sie stand direkt vor mir. Sie nahm mich bei den Armen und zwang mich, ihr in die Augen zu schauen.
„Kleines, ich habe Augen im Kopf und weiß wie jemand schaut, der verliebt ist. Und Cassie ist definitiv verliebt. Du brauchst mir nichts vorzumachen, nicht deiner alten Tante.“ Sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich schaute auf den Boden. "Ach, Hannah, du bist doch nicht alt."
Hannah legte ihren Finger unter mein Kinn und zwang mich ihr in die Augen zu schauen.
"Sandra Valentine Webster, ich sehe es dir immer an, wenn du versuchst mir etwas zu verheimlichen."
Ich öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Es hatte keinen Zweck, es stimmte. Hannah hatte mich immer durchschaut. Sie kannte mich besser als jeder andere Mensch.
Ich seufzte, entwand mich ihrem Griff und setzte mich auf einen Stuhl. Hannah ließ sich mir gegenüber nieder.
"Ach Hannah, du hast ja recht."
Sie sagte nichts, sah mich nur an.
Ich schluckte und spielte mit dem Trockentuch vor mir auf dem Tisch.
"Was sagst du dazu?"
Sie nahm meine Hände in ihre. "Meine Kleine, was soll ich dazu sagen? Warum hast du sie mir als eine Freundin vorgestellt?"
"Ich hatte Angst, dass du es nicht verstehen könntest."
"Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass ich kein Verständnis für dich habe? Irgendwann?"
"Nein," sagte ich kleinlaut und schaute sie von unten her an. Sie erwiederte meinen Blick.
"Komm Kleines, erzähl es mir. Was ist los mit euch beiden?"
"Nun, was soll ich sagen, wir sind ineinander verknallt." Ich schluckte und mußte unsicher lachen. "Hättest du jemals gedacht, dass ich auf Frauen stehe?"
"Nun, gedacht vielleicht nicht, aber ich bin nicht geschockt, wenn du das meinst."
"Hannah, du weißt, dass ich meine Gefühle nicht gut zeigen kann. Bei Cassie fühle ich seid langem wieder etwas. Sie macht mich glücklich, wir lachen viel zusammen und führen sehr lange und interessante Gespräche."
"Und der Sex? Wie ist der?"
"Hannah!!"
"Was?! Das gehört nun mal dazu. Ist doch nichts Schlimmes."
Ich stand auf und lief in der Küche auf und ab. Dann sah ich sie an und lächelte. "Der Sex ist gigantisch."
Wir beide mußten lachen.
"Na, dann ist doch alles super. Warum versteckst du dich dann?"
"Ach Hannah, das ist alles nicht so einfach. Du weißt wie die Leute über homosexuelle reden."
"Aber Kind, wir leben im 21. Jahrhundert. Du solltest aufgeschlossener sein. Ich dachte ihr Werbefutzis seid für alles offen."
Ich schaute sie überrascht an. "Du weißt doch gar nicht, worum es geht. Ich habe einfach keine Lust auf diese Sticheleien, die blöden Bemerkungen und all das. Außerdem lasse ich niemanden gern so tief in mein Leben blicken, das weißt du doch."
"Da solltest du aber drüber stehen. Was sagt denn Cassie dazu, dass eure Liebe nur im Verborgenen blüht?"
"Sie akzeptiert es." Ich schenkte mir ein Glas Wein ein und deutete Hannah mit einer Handbewegung an auch ihr nachzuschütten. Sie nickte.
Wir gingen hinüber ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Hannah trank einen Schluck Wein, stellte das Glas auf den Tisch und schaute mich an.
"Sandy, du wirst dich früher oder später zu eurer Liebe bekennen müssen. Cassie wird nicht ewig warten. Liebst du sie denn?"
"Ich weiß es nicht. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits möchte ich jede freie Minute mit ihr verbringen, andererseits habe ich Angst davor enttäuscht zu werden."
"Mein Gott Kleines, du machst es dir wirklich schwer. Das ist die Erziehung meiner verklemmten Schwester. Du hattest immer Schwierigkeiten dich zu öffnen oder Vertrauen aufzubauen. Sandy, du solltest ehrlich zu dir und auch zu Cassie sein, sonst ist es vorbei bevor es überhaupt richtig angefangen hat."
Langsam wurde mir das Gespräch unangenehm und ich rutschte auf dem Sofa herum.
"Tante Hannah, du weißt doch gar nicht wovon du sprichst." Ich war etwas angesäuert. Das Gespräch lief in eine Richtung, die mir gar nicht behagte.
Hannah lachte. "Tante Hannah sagst du nur, wenn dir etwas nicht paßt. Aber ich kann dir versichern, ich weiß wovon ich spreche."
Ich sah sie an. "Warst du auch schon einmal in jemanden verliebt und konntest es nicht öffentlich zeigen? Das glaube ich kaum."
"Oh Kleine, du hast ja keine Ahnung."
Ich sah sie überrascht an. Meine Tante Hannah und eine verbotene Liebe? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. "Wer war er? Erzähl!"
Sie sah mich schelmisch an. Aufreizend langsam nahm sie ihr Weinglas und trank einen Schluck. Dann schaute sie mich lächelnd an: "Du meinst, wer war SIE?"
Jetzt war ich endgültig verdutzt. Mir fehlten die Worte. Ich starrte sie an, aber sie lachte nur.
"Ja, da schaust du. Ich weiß genau wovon ich rede."
"Äh, Hannah, äh, hast du dich gerade geoutet?" stotterte ich .
"Ja, so nennt man das wohl Heute. Ich habe einmal meine große Liebe verloren, weil ich genau wie du jetzt nicht dazu stehen wollte."
Ich setzte mich aufrecht hin und bat sie mir alles zu erzählen. Wer sie war, wann es war und was geschehen ist.
Und sie begann mir die Geschichte ihrer großen ersten Liebe zu erzählen, über verstecken, verleumden, Tränen, aber auch einer ehrlichen, tief empfundenen Liebe. Ich hörte ihr zu und schwankte zwischen weinen und lachen. Ihre Geschichte hatte kein Happy End aber sie brachte mich zum nachdenken.