Nach fünf Tagen, einem handfesten
Streit um die Finanzierung unseres Unternehmens und ca. 8 Stunden Flugzeit
später stiegen wir in Paris bei strahlendem Sonnenschein aus dem Flugzeug.
Vom Flughafen
Orly fuhren wir mit dem Taxi direkt in unser Hotel in der Rue Poissonniere. Ich
hatte uns dort ein luxuriöses modernes Loft gemietet. Da ich schon einige Male
beruflich in Paris war, hatte ich diese Adresse noch in meinen Unterlagen.
Nachdem wir uns die Schlüssel
vom Concierge aushändigen ließen stiegen wir die Treppe zu unserer Residenz
hinauf und Cassie stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
"Meine Herren, das hat bestimmt
eine Stange Geld gekostet."
Ich sagte lieber gar nichts. Da sie
noch Studentin war und sich mit kleinen Nebenjobs über Wasser hielt hätte sie
nie das Geld aufbringen können für so eine Unterkunft. Ich dagegen verdiente
recht gut bei der Agentur und es machte mir nichts aus, ihr unseren Trip zu
sponsern.
Allerdings waren wir darüber vor der
Abreise in einen handfesten Streit geraten.
"Ich lasse mich nicht
aushalten!" rief sie und sah mich wütend an. Ihre Augen funkelten. Gott,
sah sie sexy aus, wenn sie wütend war.
Ich schaute sie an. Manchmal konnte
sie so stur sein. Aber ich konnte sie auch verstehen. Ein wenig verletzte es
mich aber auch, dass sie meinen Vorschlag so auslegte. Nichts lag mir ferner
als sie auszuhalten.
"Ok, mach was du willst. Ich
werde dieses Loft mieten, ob mit dir oder ohne dich. Und es verletzt mich, dass
du denkst, ich würde dich aushalten."
Dann drehte ich ihr den Rücken zu, sie
sollte die Tränen in meinen Augen nicht sehen. Ich spürte wie sie hinter mich
trat. Sie fasste mich an den Schultern und drehte mich sanft zu ihr um.
Sie sagte nichts und sah mir nur
direkt in die Augen. Nach einigen Sekunden mussten wir beide laut losprusten.
Am Ende einigten wir uns darauf, dass
ich das Hotel übernehme und sie ihren Flug allein bezahlt. Damit konnte ich
leben und sie offensichtlich auch.
Nun fläzte sie sich gerade auf dem
weißen Sofa und sah mich schelmisch an.
"Komm zu mir Mon Amour, wir sind
in der Stadt der Liebe."
Ich sah auf die Koffer. "Sollten
wir nicht erst mal auspacken?"
"Du Spaßbremse! Komm schon!"
Sie fing an ganz langsam ihre Bluse zu
öffnen, Knopf für Knopf. Ich stand bloß da und schaute ihr zu.
Als sie ihre Bluse ganz geöffnet
hatte, zog sie sie aus und warf sie achtlos auf den Boden.
Ach, die Koffer konnten wir auch
später noch auspacken. Ich ging zu ihr, setzte mich neben sie auf die Couch und
wir küssten uns leidenschaftlich. Langsam, ganz zärtlich Stück für Stück, zog
sie mir meine Kleider aus. Erst den Pulli, dann die Jeans, ihr folgte der BH
und schließlich der Slip. Ganz vorsichtig drückte sie mich nach hinten auf das
Sofa und wir zollten der Stadt der Liebe ihren Tribut.
Ich spürte wie mir die Sonne das Gesicht
streichelte. Ich war wohl eingeschlafen. Langsam öffnete ich die Augen. Die
Sonne schien durch das Dachfenster und es fühlte sich herrlich auf meiner Haut
an. Dann bemerkte ich, dass Cassie nicht da war.
"Cassie?!", rief ich und
hörte ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Strahlend kam sie ins Zimmer, sie
hatte sich umgezogen und ihre Haare waren noch feucht vom duschen.
"Vermisst du mich?" sie kam
zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze.
"Ich war schon fleißig, während
du geschlafen hast. Die Koffer sind ausgepackt und geduscht habe ich auch
schon." Sie grinste mich an. "Möchtest du einen Kaffee?"
Ich suchte nach meiner Armbanduhr, die
musste ich wohl während unseres Liebesaktes abgelegt haben. Nun konnte ich sie
nicht finden. "Wie spät ist es?" fragte ich Cassie.
"Kurz nach fünfzehn Uhr."
Ich sprang vom Sofa. "Dann flitze
ich mal schnell unter die Dusche. Ich hab einen Bärenhunger."
Cassie lachte: „Wann hast du den mal
nicht?“
Die Dusche hatte mich erfrischt und
den Jetlag vorerst vertrieben. Cassie und ich schlenderten durch die Straßen
von Paris. Ich bemerkte wie sie mich von der Seite ansah und drehte meinen Kopf
in ihre Richtung.
„Was?“ Ich schaute sie fragend an. Sie
lächelte.
„Du wirkst so entspannt. Paris scheint
dir gut zu tun.“
„Ja, das und die Tatsache, dass du mit
mir zusammen hier bist.“
„Ich würde dich jetzt gern küssen“,
flüsterte sie mir lächelnd in Ohr.
Automatisch sah ich mich nervös um.
Doch dann fiel mir ein, dass uns hier niemand kannte.
„Warum tust du es dann nicht?“ fragte
ich keck und zwinkerte ihr zu.
„Hier? Mitten auf der Straße?“ Ihre
Stimme klang überrascht.
„Ja, warum nicht? Hier kennt uns doch
niemand.“
Sie sah mich mit einem seltsamen Blick
an. Doch dann lächelte sie, nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mich
zärtlich auf den Mund.
Dann sahen wir uns noch ein paar
Sekunden in die Augen und mussten beide plötzlich lachen. Doch ich hatte etwas
in ihren Augen gesehen, was da vorher noch nie war. Leider konnte ich es zu
diesem Zeitpunkt noch nicht einordnen.
Wir fassten uns an den Händen und
gingen beschwingt weiter in Richtung des Restaurants in dem wir zu Abend essen
wollten.
Ein älterer Mann der uns beobachtet
hatte zwinkerte uns zu und sagte zu einer Frau, die neben ihm stand: „jeune amour est si beau“.
Ich lächelte
in mich hinein.Wenig später erreichten wir das Restaurant, welches ich schon
von meinen früheren Besuchen in Paris kannte. Wir suchten uns einen Platz am
Fenster und studierten die Speisekarte.
Nachdem wir gewählt und bestellt
hatten unterhielten wir uns über den nächsten Tag.
„Nun, was hast du für Morgen geplant?“
Ich sah Cassie an. „Morgen habe ich
ein Treffen mit Denise Boulanger“.
„Und wer ist das?“ fragte Cassie, die
sich gerade ein Stück frisch geröstetes Knoblauchbrot in den Mund steckte.
„Sie ist die Dekanin der Sorbonne.
Dort wollte Hannah ihre Suche beginnen.“
„Und du denkst, sie kann uns
weiterhelfen?“ fragte Cassie immer noch kauend.
„Das hoffe ich doch sehr, sonst weiß
ich nicht, wo ich ansetzen soll“.
Cassie schluckte das letzte Stück Brot
hinunter und nippte von ihrem Wein. Sie sah mich nachdenklich an: „Hast du
schon mal daran gedacht, dass Hannah sich vielleicht gar nicht finden lassen
will?“
Ich sah sie an. „Nein, das kann ich
mir nicht vorstellen. Sie hat mich regelmäßig angerufen und beim letzten
Gespräch hat sie sich mit ‚Bis zum
nächsten Anruf‘ verabschiedet. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass
sie untergetaucht ist. Warum auch?“
Cassie nahm meine Hand. „Keine Panik
Schatz, war nur so ein Gedanke. Du kennst deine Tante besser als ich.“
Ich lächelte schief. Doch ihre
Berührung beruhigte mich nicht, meine Sorgen hatten sich jetzt noch vermehrt.
Meine Gedanken wurden unterbrochen als
der Kellner das Essen brachte. Während wir die Leckereien genossen zählte
Cassie mir auf, was sie sich gern alles in Paris ansehen wolle. Über Hannah
sprachen wir an diesem Abend nicht mehr.