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Freitag, 25. Januar 2013

Kapitel 4: Tante Hannah's Besuch oder: Ein Geheimnis wird gelüftet


Cassie und ich waren seid etwa 6 Wochen ein Paar, als meine Tante Hannah ihren Besuch ankündigte. Ich freute mich sehr, da ich sie seid über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte.
Hannah war die jüngere Schwester meiner Mutter und für mich so etwas wie eine beste Freundin.
Mit ihr konnte ich über alles reden, wir telefonierten viel zusammen und obwohl sie in diesem Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert hat, ist sie jugendlicher als manche Leute in meinem Alter.
Sie hat Humor, ist klug und weiß immer das Richtige zu sagen. Nur über mein lesbisch sein wusste sie nichts. Das habe ich immer vor der ganzen Familie geheim gehalten. Ich hielt es für besser.
Meine Mutter würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie es erführe. Bei Hannah war ich nicht sicher, irgendwie konnte ich mir schon vorstellen, dass sie es verstehen würde, aber ich wollte nichts riskieren.

Nun stand ich also in der Grand Central Station am Bahnsteig und wartete auf den Zug aus Atlanta. Ich war ein wenig aufgeregt, sie wollte eine Woche bleiben und ich hatte einiges für uns geplant. Ich hoffte, dass es ihr noch immer gut ging aber als der Zug einfuhr und die Türen sich öffneten sah ich sofort, dass meine Sorgen völlig unbegründet waren. Meine Tante Hannah stieg auf den Bahnsteig, wie immer modisch gekleidet und hatte einen jungen sportlichen Mann im Schlepptau. Ich musste schmunzeln. Ja, so kannte ich Hannah. Ein paar Stunden Zugfahrt und schon hatte sie die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes gemacht. Er schien etwas jünger als ich zu sein und schleppte sich mit ihren Koffern ab. Sie selbst trug nur ihre Handtasche und kam strahlend auf mich zu. Ich lief ihr entgegen und nahm sie in die Arme.
„Hallo meine Kleine“, sagte sie lächelnd und drückte mich fest an sich. „Hallo Hannah, hattest du eine gute Reise?“.
Sie schob mich etwas von sich und sah mich an. „Gut siehst du aus, es ist schön dich zu sehen.“
Dann viel ihr ein, dass der junge Mann noch immer hinter ihr stand. Sie drehte sich um und deutete auf ihn: „darf ich dir Justin vorstellen, er ist Biologiestudent im vierten Semester und besucht seine Eltern in New York.“
Justin lächelte mich an und sagte: „Hi, schön dich kennenzulernen.“ Er machte Anstalten, mir die Hand zu geben, doch da kamen die Koffer ins Rutschen und er lächelte mich nur entschuldigend an.
„Hallo Justin, nett von dir, dass du meiner Tante geholfen hast.“
„Tante? Ich dachte, sie ist deine große Schwester“, sagte er und lächelte spitzbübisch.
„Ist er nicht ein Schatz?“ Hannah stupste ihn am Arm und zwinkerte mir zu.
Ich musste lachen, meine Tante, wie eh und je.
Justin half uns dann noch die Koffer auf einen Gepäckwagen zu laden und verabschiedete sich dann von uns.
Auf dem Weg in meine Wohnung erzählte ich Hannah was ich alles für diese Woche geplant hatte.

Am nächsten Tag stellte ich ihr Cassie vor. Ich war ein wenig aufgeregt und hatte auch ein schlechtes Gewissen, da ich Cassie nur als meine Freundin vorstellen konnte. Dabei hätte ich sie viel lieber als meine Partnerin vorgestellt. Aber das war ja nun mal nicht möglich. Cassie hatte mir versichert, dass es ihr nichts ausmachen würde. Hauptsache sie sei in meiner Nähe, alles andere wäre unwichtig. Ich war ihr so dankbar dafür, aber warum hatte ich dann ein schlechtes Gewissen?
Cassie und Hannah verstanden sich sofort. Sie unterhielten sich wie alte Freundinnen und wir hatten viel Spaß während wir auf das Empire State Building fuhren oder die Geschäfte auf der 5th Avenue unsicher machten. Wir lachten und scherzten und manchmal, wenn niemand hinsah, berührten Cassie und ich uns heimlich. Ganz sacht und unverfänglich, unsere Blicke trafen sich und wir verstanden.
Hannah hatte viel Spaß. „Ach ihr Süßen, so viel gelacht habe ich schon lange nicht mehr.“
Die Woche verging wie im Fluge, wir besuchten eine Broadway Show, tanzten in Night Clubs bis zum Morgen, zeigten Hannah unsere Lieblingsplätze in New York und relaxten am Samstag im Central Park.
Am Samstagabend gab ich dann ein Abschiedsessen für Hannah mit all meinen Freunden und Cassie.
Hannah wusste, dass eine Freundin von mir, Sophie, lesbisch war. Sie brachte ihre neueste Eroberung Jessy mit. Auch wusste sie, dass mein Bekannter Philip schwul war. Auch er kam mit seinem langjährigen Partner George. Hannah hatte keinerlei Berührungsängste. Sie unterhielt sich mit all meinen Freunden völlig offen und über alles. Sie kannte sich bei den neuesten Filmen aus, diskutierte über die Kunstszene in New York und ereiferte sich darüber, dass homosexuelle Menschen noch immer geächtet werden.
Ich war so stolz auf meine Tante. Sie war so ganz anders als meine Mutter. Die hätte sich pikiert zurückgezogen und mir den Umgang verboten. Auch wenn ich schon über dreißig Jahre alt war, meinte sie immer noch, mir sagen zu müssen was ich tun und lassen sollte.
Aber Hannah war da viel offener und freier. Sie war tolerant und experimentierfreudig. Sie war die beste Freundin die ich hatte.

Es war ein toller Abend, wir hatten viel Spaß, führten unterhaltsame Gespräche und die Zeit verging wie im Flug. Gegen ein Uhr gingen die letzten Gäste. Cassie war die letzte die ging und ich brachte sie zur Tür.
Sie nahm meine Hand, ich schaute mich um, ob meine Tante uns auch nicht sehen konnte.
„Es war ein toller Abend Sandy. Deine Tante ist eine tolle Frau. Gib ihr nochmal einen Kuss von mir.“
„Ja, Süße, das mache ich. Danke, dass du da warst. Es war eine tolle Woche“ und etwas leiser flüsterte ich ihr zu: „sehen wir uns morgen Abend?“
Sie nickte nur, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und verschwand.
Ich ging wieder zurück in die Küche, wo meine Tante sich schon ordentlich zu schaffen machte.
Sie belud die Spülmaschine und ohne aufzublicken sagte sie: „eine nette junge Frau, diese Cassie.“
„Ja, das ist sie.“
„Und hübsch ist sie auch.“
Ich antwortete nur mit einem: „mmmmmhhh“.
Sie schaute auf und sah mich an. „Und wie lange seid ihr schon zusammen?“
Ich erstarrte, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
„Du meinst, seid wann wir uns kennen?“ Ich konnte sie nicht anschauen und beschäftigte mich mit den schmutzigen Gläsern.
„Nein, ich meinte: Wie lange seid ihr schon ein Paar?“
Ich sah Hannah an und merkte zu meinem Ärger, dass ich rot wurde.
„Ähm, ein Paar? Wie kommst du denn darauf?“ Ich lachte zu laut, zu laut für meinen Geschmack. „Wir sind befreundet, seid etwa sechs Wochen.“
Hannah kam jetzt auf mich zu, sie stand direkt vor mir. Sie nahm mich bei den Armen und zwang mich, ihr in die Augen zu schauen.
„Kleines, ich habe Augen im Kopf und weiß wie jemand schaut, der verliebt ist. Und Cassie ist definitiv verliebt. Du brauchst mir nichts vorzumachen, nicht deiner alten Tante.“ Sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich schaute auf den Boden. "Ach, Hannah, du bist doch nicht alt."
Hannah legte ihren Finger unter mein Kinn und zwang mich ihr in die Augen zu schauen.
"Sandra Valentine Webster, ich sehe es dir immer an, wenn du versuchst mir etwas zu verheimlichen."
Ich öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Es hatte keinen Zweck, es stimmte. Hannah hatte mich immer durchschaut. Sie kannte mich besser als jeder andere Mensch.
Ich seufzte, entwand mich ihrem Griff und setzte mich auf einen Stuhl. Hannah ließ sich mir gegenüber nieder.
"Ach Hannah, du hast ja recht."
Sie sagte nichts, sah mich nur an.
Ich schluckte und spielte mit dem Trockentuch vor mir auf dem Tisch.
"Was sagst du dazu?"
Sie nahm meine Hände in ihre. "Meine Kleine, was soll ich dazu sagen? Warum hast du sie mir als eine Freundin vorgestellt?"
"Ich hatte Angst, dass du es nicht verstehen könntest."
"Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass ich kein Verständnis für dich habe? Irgendwann?"
"Nein," sagte ich kleinlaut und schaute sie von unten her an. Sie erwiederte meinen Blick.
"Komm Kleines, erzähl es mir. Was ist los mit euch beiden?"
"Nun, was soll ich sagen, wir sind ineinander verknallt." Ich schluckte und mußte unsicher lachen. "Hättest du jemals gedacht, dass ich auf Frauen stehe?"
"Nun, gedacht vielleicht nicht, aber ich bin nicht geschockt, wenn du das meinst."
"Hannah, du weißt, dass ich meine Gefühle nicht gut zeigen kann. Bei Cassie fühle ich seid langem wieder etwas. Sie macht mich glücklich, wir lachen viel zusammen und führen sehr lange und interessante Gespräche."
"Und der Sex? Wie ist der?"
"Hannah!!"
"Was?! Das gehört nun mal dazu. Ist doch nichts Schlimmes."
Ich stand auf und lief in der Küche auf und ab. Dann sah ich sie an und lächelte. "Der Sex ist gigantisch."
Wir beide mußten lachen.
"Na, dann ist doch alles super. Warum versteckst du dich dann?"
"Ach Hannah, das ist alles nicht so einfach. Du weißt wie die Leute über homosexuelle reden."
"Aber Kind, wir leben im 21. Jahrhundert. Du solltest aufgeschlossener sein. Ich dachte ihr Werbefutzis seid für alles offen."
Ich schaute sie überrascht an. "Du weißt doch gar nicht, worum es geht. Ich habe einfach keine Lust auf diese Sticheleien, die blöden Bemerkungen und all das. Außerdem lasse ich niemanden gern so tief in mein Leben blicken, das weißt du doch."
"Da solltest du aber drüber stehen. Was sagt denn Cassie dazu, dass eure Liebe nur im Verborgenen blüht?"
"Sie akzeptiert es." Ich schenkte mir ein Glas Wein ein und deutete Hannah mit einer Handbewegung an auch ihr nachzuschütten. Sie nickte.
Wir gingen hinüber ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Hannah trank einen Schluck Wein, stellte das Glas auf den Tisch und schaute mich an.
"Sandy, du wirst dich früher oder später zu eurer Liebe bekennen müssen. Cassie wird nicht ewig warten. Liebst du sie denn?"
"Ich weiß es nicht. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits möchte ich jede freie Minute mit ihr verbringen, andererseits habe ich Angst davor enttäuscht zu werden."
"Mein Gott Kleines, du machst es dir wirklich schwer. Das ist die Erziehung meiner verklemmten Schwester. Du hattest immer Schwierigkeiten dich zu öffnen oder Vertrauen aufzubauen. Sandy, du solltest ehrlich zu dir und auch zu Cassie sein, sonst ist es vorbei bevor es überhaupt richtig angefangen hat."
Langsam wurde mir das Gespräch unangenehm und ich rutschte auf dem Sofa herum.
"Tante Hannah, du weißt doch gar nicht wovon du sprichst." Ich war etwas angesäuert. Das Gespräch lief in eine Richtung, die mir gar nicht behagte.
Hannah lachte. "Tante Hannah sagst du nur, wenn dir etwas nicht paßt. Aber ich kann dir versichern, ich weiß wovon ich spreche."
Ich sah sie an. "Warst du auch schon einmal in jemanden verliebt und konntest es nicht öffentlich zeigen? Das glaube ich kaum."
"Oh Kleine, du hast ja keine Ahnung."
Ich sah sie überrascht an. Meine Tante Hannah und eine verbotene Liebe? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. "Wer war er? Erzähl!"
Sie sah mich schelmisch an. Aufreizend langsam nahm sie ihr Weinglas und trank einen Schluck. Dann schaute sie mich lächelnd an: "Du meinst, wer war SIE?"
Jetzt war ich endgültig verdutzt. Mir fehlten die Worte. Ich starrte sie an, aber sie lachte nur.
"Ja, da schaust du. Ich weiß genau wovon ich rede."
"Äh, Hannah, äh, hast du dich gerade geoutet?" stotterte ich .
"Ja, so nennt man das wohl Heute. Ich habe einmal meine große Liebe verloren, weil ich genau wie du jetzt nicht dazu stehen wollte."
Ich setzte mich aufrecht hin und bat sie mir alles zu erzählen. Wer sie war, wann es war und was geschehen ist.
Und sie begann mir die Geschichte ihrer großen ersten Liebe zu erzählen, über verstecken, verleumden, Tränen, aber auch einer ehrlichen, tief empfundenen Liebe. Ich hörte ihr zu und schwankte zwischen weinen und lachen. Ihre Geschichte hatte kein Happy End aber sie brachte mich zum nachdenken.





















Sonntag, 6. Januar 2013

Kapitel 3: Das dritte Date oder ist das Liebe?





Das dritte Date oder ist das Liebe?

Ich sitze auf der Fensterbank in meinem Schlafzimmer. Es regnet. Verträumt schaue ich den Regentropfen zu, wie sie am Fenster herablaufen. Der Regen hat etwas beruhigendes.
 Heute war unser drittes Date. Das Date dem man nachsagt, dass man Sex hat.
Ich schaue zu dir hinüber, du liegst in meinem Bett und schläfst. Ich schaue dich an und muss lächeln.
Der Duft von Sex liegt noch in der Luft. Ich kann die Berührung deiner Hände auf meiner Haut spüren, deine Lippen, die mich liebkosen. So zart und weich und dennoch fordernd.

Es war unser drittes Date innerhalb von zwei Wochen. Erst waren wir im Kino, dann beim Chinesen und dann noch in einem Club. Wir haben getanzt und gelacht und natürlich auch etwas getrunken.
Aber wir waren nur beschwipst. Ich habe gern alles unter Kontrolle, was Gefühle angeht.
Aber bei dir fühle ich mich sicher. Wie immer haben uns die Leute angestarrt, als wir uns geküsst haben. Aber es machte mir diesmal nichts aus. Du warst bei mir und gabst mir die Sicherheit, die mir sonst immer in der Öffentlichkeit fehlt. Nur wenige Menschen wissen, dass ich lesbisch bin, und das war bisher auch immer gut so.
Wir verließen den Club händchenhaltend. Wir lachten und scherzten und küssten uns. Dann standen wir vor einem Taxi. Wir küssten uns so innig das ich das Gefühl hatte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als wir voneinander ließen, schauten wir uns in die Augen. Und du sagtest zu mir: „Ich will mehr von dir“. Ganz leise, ganz zärtlich und ich nickte nur.
Wir stiegen ins Taxi und ich nannte dem Fahrer meine Adresse.
Die ganze Fahrt über hielten wir uns an den Händen. Ich wagte nicht mich zu bewegen aus Angst, das könnte alles nur ein Traum sein der plötzlich verpufft.

Ich schaue dich an, du scheinst im Schlaf zu lächeln. Im Zimmer ist es dunkel, nur das Mondlicht erhellt dein Gesicht. In mir regen sich Gefühle, die ich tief in mir vergraben hatte, aus Angst noch einmal verletzt zu werden. Ich hatte sie aus meinem Herzen gerissen, tief in mir vergraben, eingeschlossen und den Schlüssen weggeworfen.
Eine echte Beziehung im klassischen Sinne hatte ich schon lange nicht mehr. Auch ich habe mal an die Liebe geglaubt, doch nachdem ich einige Male verletzt worden bin habe ich sie aus meinem Herzen verbannt und für immer verloren geglaubt. Aber ist das Liebe was ich für dich empfinde?
Noch ist meine Angst, wieder verletzt zu werden zu groß. Aber ich sehne mich so nach dir. Ich möchte dich berühren, verführen, verwöhnen und Zeit mit dir verbringen. Das habe ich schon lange bei keiner Frau mehr gefühlt.
Ich habe mich mit Frauen verabredet, habe mit ihnen geschlafen und wenn ich merkte, dass sie mehr für mich empfanden oder sogar von Liebe sprachen habe ich mich immer zurückgezogen.
Dadurch habe ich bestimmt viele Gefühle verletzt, Menschen enttäuscht und mich nicht beliebt gemacht.
Aber es gab auch Frauen, die wirklich nur Sex wollten. Die waren mir die liebsten. Zumindest dachte ich das bis heute.  Doch immer, wenn ich von solch einem Abenteuer nach Hause kam fühlte ich eine Leere in mir, die niemand auszufüllen vermochte.
Für mich war die Liebe ein Mythos, ein Luxus für junge Menschen, für Träumer und weltfremde Leute.

Als wir bei mir ankamen schloss ich die Haustür auf und wir betraten den Flur. Du hast mich plötzlich an die Wand gedrängt und mich stürmisch geküsst. Ich erwiderte deine Zärtlichkeiten und spürte ein unbändiges Verlangen nach dir. Ich wollte mehr, ich wollte dich ganz spüren, deine nackte Haut auf meiner. Ich wollte dich in mir spüren.
Keuchend schob ich dich ein wenig von mir fort. Ich sah dir in die Augen, ich konnte dein Verlangen sehen. Deine Bernsteinfarbenen Augen funkelten im Flurlicht. Plötzlich lächeltest du, nahmst mich bei der Hand und sagtest mit rauer Stimme: „Komm mein kühler blonder Engel, lass uns nach oben gehen bevor ich ganz meine Beherrschung verliere.“
Wir stiegen in den 1. Stock, ich versuchte mit zitternden Fingern die Wohnungstür zu öffnen doch es gelang mir nicht. Schließlich fiel sogar der Schlüssel zu Boden. Du hast ihn aufgehoben und die Tür geöffnet. Eigentlich wollte ich dich noch auf ein Glas Wein einladen, doch dazu bin ich gar nicht mehr gekommen.

Das Mondlicht scheint auf deinen Körper den ich makellos finde. Du bist so wunderschön, witzig, intelligent und wahnsinnig sinnlich und zärtlich. Ich möchte mich wieder zu dir legen, mich an dich kuscheln und mir wünschen, dass diese Nacht nie enden möge.
Du lächelst im Schlaf, zumindest sieht es so aus. Was du wohl gerade träumst? Oder von wem?
Hoffentlich bin ich es. Ich fühle Eifersucht in mir hochsteigen.
„Was ist denn los mit dir?“, höre ich mich sagen. Ich schüttle den Kopf, „so kenne ich dich ja gar nicht.“ Ich schaue mein Spiegelbild im Fenster an. Dahinter prasselt noch immer der Regen gegen die Scheibe. Ich nippe an meinem Glas Wein.
Ist das Liebe?

Ich schließe die Tür, drehe mich zu dir um und du nimmst mich in die Arme. Nur einfach so, du hältst mich fest umschlungen und ich lasse mich fallen. Ich lehne mich an deine Schulter und genieße die Vertrautheit. Ich spüre wie deine Lippen meinen Hals suchen. Ganz sacht erforschen sie meinen Nacken, gleiten nach vorn zu meinem Hals und tasten sich langsam tiefer. Ich stöhne auf, meine Beine werden schwach, ich muss mich an der Wand abstützen. Ich fingere an meiner Jacke herum und werfe sie achtlos auf den Boden. Dann nestle ich an deinem Mantel herum und auch der landet achtlos auf der Erde. Jetzt nimmst du meinen Kopf in deine Hände und küsst mich. „Wo ist dein Schlafzimmer?“ fragst du mich und ich kann nur noch einen unartikulierten Laut von mir geben und dir mit der Hand die Richtung weisen.

Im Mondlicht schimmert der Wein wie Blut. Ich lasse die Nacht noch einmal in Gedanken an mir vorüberziehen. Ungezügelte Leidenschaft gepaart mit Zärtlichkeit.

Schließlich landeten wir küssend auf meinem Bett. Nach und nach fielen alle Kleidungsstücke zu Boden. Du berührtest mich an meinen intimsten Stellen und ich verlor seid langem die Kontrolle. Ich ließ mich fallen, tiefer und tiefer, bis nichts mehr existierte außer dir und mir. Die Welt draußen gab es für uns nicht mehr. Nur noch dich und mich. Dein Körper und meiner.
Ich spürte deine Leidenschaft.
Nachdem wir beide mehrmals den Höhepunkt der Lust erreicht hatten, kuschelten wir uns ganz eng zusammen unter die Decke. Ich war erschöpft, müde und, ja, verdammt, ich war glücklich. Ich musste lächeln, nur ganz leise.
Wir lagen ganz nah beieinander und dann, kurz bevor ich einschlafen wollte hauchtest du mir „ich liebe dich“ ganz leise ins Ohr.
Da war ich wieder wach. Ich ließ mir nichts anmerken. Aber ich sagte auch nichts. Ich wusste nicht ob du eine Antwort von mir erwartest. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Dann hörte ich deine ruhigen gleichmäßigen Atemzüge und ich stand auf.

Ich sehe dich nachdenklich an. Was ist das bloß, dass ich diese drei Worte nicht sagen kann. Ich habe kein Problem damit, „ich mag dich“ oder „du bist toll“ oder „du bist sexy“ zu sagen. Aber ein „ich liebe dich“ geht einfach nicht über meine Lippen. Ich wollte es sagen, meine Lippen hatten sich schon geöffnet, aber plötzlich war da wieder meine alte Angst, enttäuscht zu werden.
Aber gleichzeitig sehne ich mich nach dir. Nicht nur nach deinen Berührungen, nein auch nach dir selbst, deinem Lachen, deiner offenen Art.
Ich fühle den Schmerz in mir, den Schmerz, den man empfindet wenn man etwas haben möchte, aber Angst davor hat wie es wird, wenn man es hat. Man begehrt etwas so sehr, dass man Angst hat es zu bekommen, weil dann alles anders sein wird.
Ist das Liebe?
Ich bin so in meine Gedanken versunken, dass ich nicht bemerke wie du aufgewacht bist. Du stehst plötzlich hinter mir und umarmst mich.
Ich erzittere vor der Gewalt meiner Gefühle, aber du deutest mein Zittern falsch.
„Ist dir kalt? Dann komm doch wieder ins Bett.“
„Nein, mir ist nicht kalt.“ Ich drehe mich zu dir um.
Du schaust mich mit deinen wundervollen Augen, in denen sich das Mondlicht spiegelt, an.
„Ist alles in Ordnung?“
Ich kuschel mich an dich. „Aber ja, mehr als in Ordnung.“
Nun stehen wir beide eng umschlungen am Fenster und schauen zum Mond hinauf. Du hauchst mir zärtlich einen Kuss in den Nacken und plötzlich macht es „BÄNG!!“ in meinem Kopf.
Es trifft mich unvorbereitet, mich, die immer ihre Gefühle unter Kontrolle hat. Die sich immer dann zurückzieht wenn es ernst wird.
Es trifft mich wie ein Blitz ins Herz. Hell und strahlend schön. Sterne die vom Himmel fallen, sie leuchten so hell für uns, heller als der Sonnenschein.
Und mein Mund öffnet sich ganz von allein: „Ich liebe dich.“
Ich spüre wie du lächelst: "Ja, die Liebe findet dich immer dann, wenn du es am wenigsten erwartest."
Der Rest der Nacht bleibt für den Leser im dunkeln......