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Sonntag, 18. Januar 2015

Kapitel 11: Das Dorf in der Provence

Ich erwachte, als die Sonne mein Gesicht kitzelte, streckte und reckte mich. Mein Blick wanderte nach links und blieb auf Cassies schlafendem Gesicht ruhen. Gestern Abend waren wir zu kaputt um noch romantisch zu sein. Wir hatten uns ins Bett gelegt, eng aneinander gekuschelt und waren auch fast sofort eingeschlafen.
Nun sah ich in ihr wunderschönes Gesicht und musste unwillkürlich lächeln. Es war schon Wahnsinn, wie sehr ich diese Frau mochte. Jedes Mal, wenn ich sie ansah bekam ich ein wohlig warmes Gefühl im Bauch. Und es kribbelte mich überall. Ich war so froh, dass sie mit nach Paris gekommen war, auch wenn der Grund nicht ganz so schön war.
Oh, das erinnerte mich schlagartig an Hannah. Ich schaute auf die Uhr. Nein, es war noch früh, wir hatten noch etwas Zeit, bis wir zu unserem Termin an die Sorbonne mussten. Ich drehte mich auf die rechte Seite und schaute aus dem Fenster. Man konnte den Himmel sehen. Er war blau an diesem Morgen, mit einigen kleinen Schönwetterwolken.
Ich träumte so vor mich hin als ich plötzlich eine Bewegung hinter mir spürte. Cassie musste aufgewacht sein. Sie schmiegte mich in Löffelchenstellung an mich, legte ihren Arm um mich und hauchte mir ein: „Guten Morgen meine Süße“, ins Ohr.
Ich lächelte wieder.
Sie fing an meinen Nacken mit zärtlichen Küssen zu liebkosen. Ich musste leise aufstöhnen und konnte ihr Lächeln förmlich spüren.
„Ich weiß, dass dir das gefällt“, hauchte sie mir ins Ohr.
Ihre Hand wanderte langsam an meinem Körper hinunter. Jede Faser meiner Haut sehnte sich nach dieser Berührung und doch konnte ich meine Gedanken nicht von Hannah lassen.
Ich drehte mich abrupt um, gab Cassie einen Kuss und schob sanft, aber bestimmt ihre Hand zur Seite.
„Baby, sei mir nicht böse, aber ich bin in Gedanken immer noch bei Hannah. Ich kann mich einfach nicht entspannen“.
„Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?“
Ich sah sie verständnislos an. „Du findest also, dass ich übertreibe?“
„Na ja, Hannah ist eine erwachsene Frau. Sie wird sich irgendwo vergnügen und sich schon bei dir melden, wenn sie es für richtig erachtet“.
Mit einem Satz war ich aus dem Bett.
„Wenn das deine Meinung ist, kann ich ja auch allein zu dem Termin mit Madam Boulanger gehen“. Ich wartete ihre Antwort nicht ab und stapfte wütend ins Bad. Geräuschvoll schloss ich die Tür.
Als ich unter der Dusche stand und das warme Wasser meine Muskeln entspannte bekam ich Gewissensbisse. Verdammt, ich hätte nicht so heftig reagieren sollen. Cassie hatte ja auch irgendwie recht. Vielleicht machte ich mir ja ganz umsonst Sorgen und Hannah fuhr jetzt irgendwo mit einem alten Renault durch die Gegend und amüsierte sich prächtig. Ich schüttelte vor mir selber den Kopf. Die Glastüren der Dusche waren mit Wasserdampf beschlagen, deshalb bemerkte ich Cassie erst, als sie die Tür öffnete. Sie war nackt und stieg zu mir in die Kabine. Ich drehte mich um und öffnete den Mund um mich zu entschuldigen. Doch sie legte ihren Zeigefinger auf meinen Mund, nahm mich in den Arm und küsste mich ganz sanft.
„Sorry Süße, ich weiß wie viel dir deine Tante bedeutet. Ich hätte das nicht sagen sollen“.
Gott, wie sehr ich diese Frau mochte.
„Nein, du hast ja recht. Ich überreagiere bestimmt“.
„Bestimmt nicht. Wir duschen jetzt, gehen in das kleine Bistro um die Ecke frühstücken und dann statten wir Madam Boulanger einen Besuch ab. Mal hören, was sie uns erzählen kann“.
Ich küsste sie leidenschaftlich. Wir liebten uns unter der Dusche und nach einem ausgiebigen Frühstück in dem kleinen Bistro war ich gestärkt für den Besuch bei Denise Boulanger.

Ich hatte zwar einen Wagen gemietet, doch den Stress in Paris zu fahren, wollten wir uns nicht antun. Mit der Metro fuhren wir zur Sorbonne, fragten uns zum Zimmer der Dekanin durch und klopften an die Tür. Nach einem freundlichen „Herein“ traten wir ein.
Die Sekretärin war eine junge Frau mit roten Haaren und Sommersprossen. Sie hieß Joy Carpenter, war Engländerin und Studentin an der Universität. Sie bat uns, noch einen Moment Platz zu nehmen, da der letzte Termin ihrer Chefin noch nicht beendet war.
Wir setzten uns auf ein kleines grünes Sofa, welches bestimmt schon mal bessere Zeiten gesehen hatte. Ich sah, wie Cassie Joy taxierte und wurde ein wenig eifersüchtig.
„Sie ist attraktiv, nicht wahr?“ raunte ich ihr ins Ohr.
Sie lächelte, sah mich an und flüsterte zurück: „Aber nicht so attraktiv wie du“.
Ich wurde rot. Verdammt, dass mir das immer noch passieren musste.
Cassie grinste mich frech an.
In diesem Moment ging die Tür zum Büro der Dekanin auf und ein schlaksiger junger Mann kam heraus. Er beachtete uns gar nicht, ging direkt zu Joy hinüber und setzte sich keck auf die Ecke ihres Schreibtisches.
„Na Joy, hast du dich nun entschieden, ob du heute mit auf die Schaumparty kommst“? fragte er sie auf Französisch.
„Ich dachte die sind in den 80ern ausgestorben“, raunte ich Cassie ins Ohr.
Joy stand auf, schubste den jungen Mann von ihrem Schreibtisch und kam auf uns zu.
„Madam Boulanger hat jetzt Zeit für sie, bitte folgen sie mir“.
„Och schade, jetzt erfahren wir nicht, ob sie mitgeht“, flüsterte mir Cassie zu.
Wir folgten der jungen Frau in das Büro der Dekanin. Es handelte sich um eine Frau Mitte 40, langes brünettes Haar, schlank und verdammt gut aussehend. Sie trat hinter ihrem Schreibtisch hervor und gab uns die Hand.
„Bon jour, sie müssen Miss Sandy Webster sein, schön sie kennenzulernen“, begrüßte sie mich in perfektem Englisch.
Dann gab sie auch Cassie die Hand und ich stellte sie als meine Freundin vor.
Madam Boulanger deutete auf eine gemütlich aussehende Sitzgruppe und wir drei nahmen Platz.          
 

Fortsetzung folgt.....


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